# taz.de -- Haushaltswoche im Bundestag: Nochmal einige Milliarden extra | |
> Der Bundeshaushalt 2022 steigt auf fast 496 Milliarden Euro an. Die | |
> Ministerien für Entwicklung, Äußeres und Gesundheit profitieren | |
> besonders. | |
Bild: Nächstes Jahr will er die Schuldenbremse wieder einhalten: Christian Lin… | |
Berlin taz | Vor allem wegen des russischen Angriffs und der Coronakrise | |
sollen die Ausgaben im Bundeshaushalt dieses Jahr nochmals ansteigen. Rund | |
12 Milliarden Euro mehr haben die Regierungsfraktionen in den Entwurf | |
hineingeschrieben, den das Parlament am Freitag wohl beschließen wird. Die | |
Union forderte dagegen „eine Zeitenwende auch in der Haushaltspolitik“. | |
Statt mehr auszugeben, solle die Ampel lieber die Neuverschuldung senken. | |
Im Vergleich zu 2021 fällt der Bundeshaushalt 2022 zwar um 60 Milliarden | |
Euro schmaler aus. In den vergangenen Monaten kamen aber unerwartete | |
Ausgaben hinzu. Die Regierung griff zum außergewöhnlichen Mittel eines | |
Ergänzungshaushalts, um ihren Entwurf parallel zu den bereits laufenden | |
Verhandlungen im Bundestag zu aktualisieren. Nicht zuletzt Aufwendungen für | |
die Entlastung der Bevölkerung angesichts der Energie-Inflation ließen | |
dabei die Verschuldung steigen. | |
Am Schluss legten dann die Regierungsfraktionen SPD, Grüne und FDP noch mal | |
eine Schippe drauf. Sie nutzten die Gunst der Stunde: Die Steuerschätzung | |
im Mai [1][stellte dem Bund für dieses Jahr deutliche Mehreinnahmen in | |
Aussicht]. Ein guter Teil davon – rund 12 Milliarden Euro – soll nun in | |
zusätzliche Ausgaben fließen. Insgesamt beinhaltet das Budget 2022 fast 496 | |
Milliarden Euro, knapp 140 Milliarden davon sind neue Schulden. | |
Mehr Mittel stellten die Haushaltspolitiker:innen des Bundestages | |
unter anderem dem Entwicklungsministerium (BMZ) und dem Auswärtigen Amt zur | |
Verfügung. Damit „reagieren wir auf die Herausforderungen des Krieges in | |
der Ukraine und auch auf die dadurch drohende Ernährungskrise“, erklärte | |
Grünen-Haushälter Sven-Christian Kindler. | |
## Acht Milliarden mehr für den Kampf gegen Corona | |
Enthielt der Regierungsentwurf für das BMZ ursprünglich nur 10,9 Milliarden | |
Euro, sollen es nun 13,4 Milliarden sein. Das ist auch die Größenordnung, | |
die das Haus von Ministerin Svenja Schulze (SPD) 2021 ausgeben konnte. | |
Ausschlaggebend war hier zudem das Argument, dass es international einen | |
schlechten Eindruck machte, wenn das moralisch anspruchsvolle Deutschland | |
seine Entwicklungshilfe kürzte. | |
„1,6 Milliarden Euro sind zusätzlich für die Unterstützung der Ukraine und | |
ihrer Nachbarländer“ gedacht, erklärte das Ministerium. Mehr Geld gibt es | |
etwa für Getreidelieferungen an arme Staaten, die augenblicklich nicht von | |
der Ukraine versorgt werden. Außerdem fließen neue 784 Millionen Euro in | |
Programme der Weltgesundheitsorganisation gegen [2][die Coronapandemie]. | |
Für ähnliche Zwecke bekommt auch das Auswärtige Amt rund 500 Millionen Euro | |
mehr. | |
Den größten Zuwachs im Vergleich zum Regierungsentwurf verzeichnet das | |
Gesundheitsministerium: 8 Milliarden Euro stehen für zusätzliche Tests auf | |
Corona, Impfungen, Ausgaben für Impfzentren und Unterstützung von | |
Krankenhäusern zur Verfügung. Das Bundeswirtschaftsministerium bekommt ein | |
paar hundert Millionen mehr für die schwimmenden Häfen zum Erdgasimport, | |
das Arbeits- und Sozialministerium, um die Renten zu finanzieren. | |
Die Union hält die Regierungsfraktionen für zu spendabel. | |
CDU-CSU-Haushälter Christian Haase attackierte beispielsweise die | |
Vermehrung der Arbeitsplätze in der Bundesverwaltung. Fast 10.000 Stellen | |
würden nach den Plänen der Ampel zu den bisherigen 293.000 hinzukommen. | |
Stattdessen solle die Anzahl der Jobs beim Bund besser um ein Prozent | |
sinken, mit Ausnahmen im Sicherheitsapparat. | |
Geht alles nach Plan, kommt es dazu im nächsten Jahr aber sowieso. Dann | |
will Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) die Schuldenbremse im | |
Grundgesetz wieder einhalten. Das bedeutet: Die Neuverschuldung müsste | |
drastisch von knapp 140 Milliarden Euro 2022 auf die Größenordnung von 10 | |
bis 15 Milliarden 2023 zurückgehen. Angesichts der absehbaren | |
Herausforderungen – höhere Militärausgaben, Nachwehen von Corona, Inflation | |
– dürfte das ein Kunststück werden. | |
Zur weiteren Entlastung der Bundesbürger:innen hat Arbeitsminister | |
Hubertus Heil (SPD) ein neues Klimageld propagiert. Aber vielleicht helfen | |
höhere Steuereinnahmen, wenn sich die globale Wirtschaft allmählich von der | |
Pandemie und den Lieferengpässen erholt. | |
3 Jun 2022 | |
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## AUTOREN | |
Hannes Koch | |
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