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# taz.de -- Ergebnis Landtagswahl NRW: Grüne holen sieben Wahlkreise
> Die CDU von Regierungschef Wüst ist stärkste Kraft, die Grünen legen
> bärenstark zu. Für SPD und FDP war der Wahlabend ernüchternd. Alle
> Grafiken zur Wahl.
Bild: Kann sich feiern lassen: Wahlsieger Hendrik Wüst
Düsseldorf/Berlin dpa | Nach [1][dem hohen Sieg der CDU von
Ministerpräsident Hendrik Wüst] bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen
beginnt die Suche nach einem neuen Regierungsbündnis. Er habe den Auftrag,
„eine künftige Regierung zu bilden und zu führen“, sagte der 46-Jährige …
Sonntag. Seine bisherige schwarz-gelbe Koalition hat keine Mehrheit mehr,
weil die FDP abstürzte. Daher steht ein Bündnis mit den Grünen im Raum, die
ein Rekordergebnis einfuhren. Wüst sagte zur Ausgangslage, es gebe zwei
Gewinner: die Grünen und seine CDU.
Allerdings hegt auch die eingebrochene SPD als zweite Kraft noch die
Hoffnung, zusammen mit den Grünen und der FDP in einem Ampel-Bündnis an die
Macht zu kommen. „Ich bin bereit“, sagte Kutschaty bei der SPD-Wahlparty in
Düsseldorf. Der Sieg der CDU und das [2][starke Ergebnis der Grünen]
bedeuteten nicht automatisch, dass beide eine Regierung formten, sagte der
SPD-Landesvorsitzende. Es seien durchaus noch andere Optionen denkbar.
SPD-Bundeschef Lars Klingbeil sieht das ähnlich, formulierte aber am
späteren Abend in der ARD-Sendung „Anne Will“ zurückhaltender als noch
unmittelbar nach Wahlschluss: „Herr Wüst ist der Sieger, er führt die
stärkste Partei an, und deswegen gehe ich davon aus, er führt die Gespräche
und er muss jetzt Gespräche führen, und dann werden wir sehen, ob er eine
Regierung bilden kann.“
Zu Bescheidenheit mahnte denn auch der frühere SPD-Bundesvorsitzende Nobert
Walter-Borjans. „An so einem Abend, wo man seine eigenen Ziele doch ein
ganzes Stück verfehlt hat, ist das nicht ein Moment, wo man die Backen
aufpustet und Forderungen stellt“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in
Düsseldorf.
## Vorläufiges amtliches Ergebnis
Nach dem vorläufigen amtlichen Ergebnis gewannen die Christdemokraten 35,7
Prozent der Stimmen (2017: 33,0). Extreme Zugewinne verbuchten die Grünen,
die ihr Ergebnis auf 18,2 Prozent fast verdreifachten (6,4). Die
Sozialdemokraten sackten dagegen ab, und zwar auf ihren historischen
NRW-Tiefstand von 26,7 Prozent (31,2). Die bisherige Regierungspartei FDP
verlor so viel wie noch nie bei einer NRW-Landtagswahl und landete bei
schwachen 5,9 Prozent (12,6). Die AfD konnte sich mit 5,4 Prozent knapp im
Landtag halten (7,4). Die Linke, seit zehn Jahren nicht mehr im Landtag,
bleibt mit 2,1 Prozent (4,9) draußen.
Die Sitze im neuen Landtag teilen sich wie folgt auf: CDU 76 (2017: 72),
SPD 56 (69), Grüne 39 (14), FDP 12 (28), AfD 12 Mandate (16). Die
Wahlbeteiligung lag bei 55,5 Prozent und ist die niedrigste bei einer
Landtagswahl in NRW überhaupt.
In 76 der insgesamt 128 nordrhein-westfälischen Wahlkreise konnte die CDU
die Direktmandate gewinnen, während die SPD 45 Wahlkreise direkt gewann.
Sieben Wahlkreise entschieden Direktkandidaten der Grünen für sich – dies
waren vier Wahlkreise in Köln, zwei in Münster und einer in Aachen.
FDP-Chef Christian Lindner, selbst aus NRW, sprach ernüchtert von einer
„desaströsen Niederlage“. Spitzenkandidat Joachim Stamp erwartet nun, dass
eine schwarz-grüne Landesregierung gebildet wird. „Wir haben zwei klare
Wahlgewinner. Und ich gehe davon aus, dass die beiden auch miteinander
koalieren werden.“
Der Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte sagte der dpa, der Ausgang der
NRW-Wahl komme für die Regierungskoalition im Bund einem „politischen
Erdbeben“ gleich. „Es gibt den Triumph der Grünen mit der – so könnte m…
sagen – Zweitkanzlerin (Annalena) Baerbock, und die anderen verlieren
massiv. Die Ampel ist sehr unter Druck.“
Die Grünen sind mit ihrem starken Ergebnis nun die „Königsmacher“ in NRW.
Ihre Bundesgeschäftsführerin Emily Büning sagte, sie könne sich eine
Koalition sowohl mit der CDU als auch mit SPD und FDP vorstellen.
NRW-Spitzenkandidatin Mona Neubaur nannte es das entscheidende Kriterium,
wie viele eigene Inhalte man am Verhandlungstisch mit anderen Parteien
erstreiten könne. Für die CDU spreche, dass sie deutlich gewonnen habe und
„moderner ist, als sie noch vor wenigen Jahren hier in Nordrhein-Westfalen
war“, sagte sie in den ARD-„Tagesthemen“. Den Grund für das Rekordergebn…
sieht Neubaur auch im Rückenwind aus Berlin: Die grünen Bundesminister
hätten „Haltung und Kompass“ in Krisenzeiten unter Beweis gestellt.
## Kein SPD-Stammland mehr
Wahlberechtigt waren 13 Millionen Bürger, etwa ein Fünftel aller
Wahlberechtigten in Deutschland. Die Abstimmung im bevölkerungsreichsten
Bundesland gilt daher als „kleine Bundestagswahl“ und wichtiger
Stimmungstest für die Bundespolitik, Kanzler Olaf Scholz (SPD) und den
neuen CDU-Oppositionsführer Friedrich Merz.
Als Rückenwind wertete die CDU das Wahlergebnis. Parteichef Merz schrieb
auf Twitter: „Die CDU ist zurück, unser nach vorn gerichteter Kurs wurde
bestätigt.“ Merz stammt ebenfalls aus NRW, er hatte Wüst im Wahlkampf
engagiert unterstützt. Für seine Partei ist es der zweite Erfolg nach dem
haushohen Wahlsieg in Schleswig-Holstein, der die Serie von Niederlagen im
Bund und in mehreren Ländern vor einer Woche beendet hatte. Ende März etwa
hatte die SPD die Landtagswahl im Saarland noch haushoch gewonnen. Im
NRW-Wahlkampf hatte sich Kanzler Scholz sehr engagiert und sich sogar
zusammen mit Kutschaty auf den Plakaten abbilden lassen.
Als „Stammland“ der Sozialdemokratie gilt NRW aber schon lange nicht mehr.
CDU und SPD wechselten sich in den vergangenen Wahlperioden an der
Regierung ab, seit 2005 hat kein Regierungsbündnis länger als sieben Jahre
durchgehalten.
16 May 2022
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