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# taz.de -- Indigene in den USA: Gewalt und Missbrauch
> Auch in den USA gab es Zwangsunterbringung indigener Kinder an
> Internaten. Ein neuer Bericht des Innenministeriums spricht von hunderten
> Todesfällen.
Bild: Deb Haaland ist die erste indigene Ministerin der USA
New York taz | Mehrere Hundert indigene Kinder sind in der
Zwangsunterbringung an Internaten in den USA ums Leben gekommen. Wie ein
[1][neuer Bericht des US-Innenministeriums] zeigt, starben allein in 19
dieser Schulen mehr als 500 Kinder – die tatsächliche Zahl dürfte höher
liegen. Die Untersuchung fand mehr als 50 Grabstätten an den Örtlichkeiten
vor, die teils nicht einmal als solche markiert waren.
Zwischen 1819 und 1969 hat es demnach mehr als 400 solche Schulen für
Indigene gegeben. Der Startschuss fiel mit dem „Indian Civilization Act“
aus dem Jahr 1819: Die Vereinigten Staaten setzten mithilfe von Kirchen
eine Art staatliches Schulsystem um, bei dem nordamerikanische
Ureinwohner*innen im Kindesalter zwangsweise in spezielle Schulen
außerhalb ihrer Herkunftsorte und Familien gesteckt wurden. Mit den
Internaten hätten die USA ein doppeltes Ziel verfolgt, heißt es im Bericht
– das „der kulturellen Assimilation und territorialen Enteignung von
Ureinwohnern“.
Die Kinder sollten ihre Identität zurücklassen. Systematisch seien in den
Schulen Methoden angewendet worden, um das zu erreichen: Sie bekamen neue,
englische Namen, ihnen wurden die Haare abgeschnitten, ihnen wurde
verwehrt, ihre Muttersprache zu sprechen oder ihre Religion auszuleben.
Dazu kam Misshandlung: „Grassierender körperlicher, sexueller und
emotionaler Missbrauch, Krankheiten, Unterernährung, Überbelegung und
Mangel an medizinischer Versorgung in indianischen Internaten sind gut
dokumentiert“, heißt es im Report.
## „Starkes Signal in Richtung Gerechtigkeit und Heilung“
„Die Folgen der Internatspolitik für Ureinwohner*innen –
einschließlich des generationsübergreifenden Traumas durch Familientrennung
und kultureller Vernichtung – die Generationen von Kindern schon ab einem
Alter von vier Jahren auferlegt wurden, sind herzzerreißend und
unbestreitbar“, [2][erklärte Innenministerin Deb Haaland]. Sie stamme von
Opfern des Internatswesens ab, für das genau das Ministerium verantwortlich
sei, das sie heute leite. [3][Haaland ist die erste indigene Ministerin der
USA], sie zählt sich zum „Pueblo of Laguna“ im heutigen New Mexico.
Man werde nicht aufhören, sich dafür einzusetzen, „bis die Vereinigten
Staaten den an den Kindern der Ureinwohner*innen begangenen Völkermord
vollständig aufklären“, sagte Deborah Parker von der [4][Initiative NABS
(National Native American Boarding School Healing Coalition)] in einem
emotionalen Statement zum Bericht. Der Bericht des Innenministeriums sei
„ein starkes Signal des Fortschritts in Richtung Gerechtigkeit und Heilung
für vergangene und künftige Generationen“, [5][heißt es von Seiten der
Organisation National Congress of American Indians].
Dem Report soll noch ein zweiter Teil folgen.
Im vergangenen Jahr hatten grausige Funde in [6][Kanada] die Öffentlichkeit
wachgerüttelt. Auch dort hatte es sogenannte „residential schools“ für
indigene Kinder gegeben, die meist von der katholischen Kirche betrieben
waren. Im Sommer 2021 waren an den Standorten mehrerer solcher Schulen
etliche unmarkierte Gräber sowie Überreste von Kinderleichen gefunden
worden.
12 May 2022
## LINKS
[1] https://www.bia.gov/sites/default/files/dup/inline-files/bsi_investigative_…
[2] https://twitter.com/SecDebHaaland/status/1524462612246839299?s=20&t=p1L…
[3] /US-Regierung-unter-Joe-Biden/!5739823
[4] https://twitter.com/NABSHC/status/1524583533267898368
[5] https://twitter.com/NCAI1944/status/1524428325455904770
[6] /Indigene-in-Kanada/!5782998
## AUTOREN
Eva Oer
## TAGS
Schwerpunkt Rassismus
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Gewalt
Indigene
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Kolumne Erste Frauen
Kanada
Literatur
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