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# taz.de -- +++ Nachrichten zum Ukrainekrieg +++: Dimitro Kuleba zu Besuch in B…
> Der ukrainische Außenminister wirbt in Deutschland um Unterstützung für
> den EU-Beitritt der Ukraine. SPD-Co-Chef Klingbeil spricht sich dafür
> aus.
Bild: Dimitro Kuleba und Lars Klingbeil beim gemeinsamen Statement
## Bundeswehr fliegt kriegsverletzte Ukrainer nach Deutschland
Die Bundeswehr hat mit einem weiteren Evakuierungsflug kriegsverletzte
Ukrainer aus Polen nach Deutschland gebracht. Das Spezialflugzeug A310
MedEvac der Luftwaffe landete am Donnerstag mit mehr als 20 Patienten an
Bord auf dem Flughafen Frankfurt/Main, wie die Deutsche Presse-Agentur
erfuhr. Die Luftwaffe hatte die Ukrainer und mehrere Begleiter dem
Flughafen der polnische Stadt Rzeszow – etwa 90 Kilometer von der Grenze
zur Ukraine entfernt – an Bord genommen.
Mit dem in Köln stationierten Flugzeug wurden in den vergangenen Wochen
wiederholt schwer verletzte Kinder und Erwachsene zur Behandlung nach
Deutschland geholt, um sie besser medizinisch versorgen zu können. Der A310
MedEvac ist die fliegende Intensivstation der Luftwaffe. Verletzte werden
in der Luft von Sanitätssoldaten weiterbehandelt. (dpa)
## EU-Kommission sucht neue Exportwege für ukrainisches Getreide
Angesichts stockender Getreideausfuhren aus der Ukraine durch Russlands
Blockade ukrainischer Häfen will die EU-Kommission neue Exportwege über den
Landweg finden. Da die Blockade der Häfen die weltweite
Lebensmittelsicherheit bedrohe, „besteht dringender Bedarf, alternative
Logistikrouten zu schaffen“, erklärte die EU-Kommission am Donnerstag.
Dabei setzt die Brüsseler Behörde auf Lastwagen und Güterzüge.
Um Ausfuhren von Weizen, Sonnenblumenöl und Mais aus der Ukraine zu
ermöglichen, schlug die Kommission vor, an den Grenzen zur EU das Personal
zu verstärken, um rund um die Uhr Lastwagen abfertigen zu können. Zudem
appellierte die Brüsseler Behörde an die Betreiber der Schienennetze in
Europa, Exporten aus der Ukraine „zeitlich befristet“ Vorrang einzuräumen
und ihnen Zeitfenster auf der Schiene bereitzustellen.
Denn die Lage ist dringend geworden, um die Ernten von den ukrainischen
Feldern nicht verkommen zu lassen: Nach Angaben der Kommission warteten an
den Grenzübergängen zwischen der Ukraine und der EU „tausende Waggons und
Lastkraftwagen auf ihre Abfertigung“. Derzeit würden Waggons
durchschnittlich zwischen 16 und 30 Tage auf ihre Abfertigung warten.
Eine der Herausforderungen dabei seien die unterschiedlichen Spurweiten der
Schienen in der Ukraine und in der EU, „sodass die meisten Güter auf
Lastwagen oder Waggons umgeladen werden müssen“, die den Abständen der
EU-Schienen entsprechen. (afp)
## Ukrainischer Außenminister Kuleba in Berlin
Kiew geht nach den Sticheleien gegen Deutschland nun in die
Charmeoffensive. Der ukrainische Außenminister Dimitro Kuleba war
Donnerstag in Berlin zu Gast und tourte zunächst durch die
Bundestagsfraktionen. Den Anfang machte er am Morgen bei der SPD-Fraktion.
Eigentlich selbstverständlich bei der Kanzlerpartei zu starten, aber auch
ein Signal. Denn bei dem Gespräch war neben dem Fraktionsvorsitzenden Rolf
Mützenich auch Parteichef Lars Klingbeil zugegen, die SPD in Breite also.
Auf die Sozialdemokraten waren die ukrainischen Politiker:innen
[1][wegen ihrer russlandfreundlichen Politik] in der Vergangenheit
besonders sauer. Eine Politik, die ja nun Vergangenheit sei, versicherte
der ukrainische Außenminister, als er nach dem 60-minütigen Gespräch
zusammen mit Mützenich und Klingbeil vor die Presse trat. Kanzler Olaf
Scholz habe eine Kehrtwende eingeleitet, er lobte das als ein Zeichen der
Stärke. Insgesamt sehe er eine positive Dynamik in den deutsch-ukrainischen
Beziehungen.
Worum es Kuleba geht, machte er auch klar, nämlich die Unterstützung
Deutschlands [2][beim angestrebten EU-Beitritt]. Ende Juni entscheidet die
EU, ob die Ukraine Beitrittskandidatin wird. „Die EU braucht die Ukraine so
sehr wie die Ukraine die EU“, bekräftigte Kuleba. Vor laufenden Kameras
sagte Klingbeil die geforderte Unterstützung zu. „Wir wollen, dass die
Ukraine Mitglied wird und den Kandidatenstatus bekommt.“ Gleich danach
ging's für Kuleba weiter zur FDP. Nur einer empfing ihn an diesem Tag
nicht: Olaf Scholz. Ein Besuch im Kanzleramt sei nicht vorgesehen, hieß es
aus der SPD. Beschweren wird sich Kuleba darüber wohl nicht. (ale)
## 🐾 Lieber hungern als nach Tegel
Viele Ukrainer*innen in der Hauptstadt meiden die offizielle Anmeldung
als Geflüchtete, aus Angst, Berlin verlassen zu müssen, sagen
Ehrenamtliche. Eine neue Anlaufstelle gibt praktische Hilfe. [3][Aus Berlin
berichtet Susanne Memarnia].
## Russische Sanktionen gegen Ex-Gazprom-Töchter
Die früheren ausländischen Töchter des russischen staatlichen
Energiekonzerns Gazprom sind nach Angaben des Kreml nun komplett vom
Gashandel mit Russland ausgeschlossen. „Die Unternehmen können an dem
Prozess nicht mehr teilnehmen“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am
Donnerstag [4][laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax].
Mit den sanktionierten Firmen werde Russland keine Beziehungen mehr
unterhalten. „Sie sind einfach verboten“, so Peskow. Demnach müssen andere
Unternehmen in Europa den Gashandel mit Russland übernehmen. Konkrete
Details zur Umsetzung der am Vortag veröffentlichten Sanktionen nannte
Peskow nicht und verwies dazu auf Gazprom. Der Konzern hat sich bislang
noch nicht dazu geäußert.
Nach dem von Russlands Präsident Wladimir Putin befohlenen Krieg gegen die
Ukraine verhängte der Westen Sanktionen gegen mehrere Tochterunternehmen
von Gazprom in Europa. Als der russische Energieriese versuchte, Gazprom
Germania zu liquidieren, nahm die Bundesregierung im April die deutsche
Gazprom-Tochter als strategisch wichtiges Infrastruktur-Unternehmen unter
staatliche Kontrolle.
Daraufhin hat die russische Regierung Gazprom Germania und 30 weitere
ehemalige Tochterunternehmen von Gazprom auf die Sanktionsliste genommen
und russischen Unternehmen alle Geschäfte mit diesen Firmen verboten. (dpa)
## SPD-Co-Chef Lars Klingbeil für EU-Beitritt der Ukraine
Lars Klingbeil, Co-Chef der SPD, hat sich dafür ausgesprochen, der Ukraine
den Status als EU-Beitrittskandidat zu verleihen. Es sei wichtig, „dass wir
ein klares politisches Signal auch setzen, dass wir die Ukraine in der
Europäischen Union haben wollen“, sagte Klingbeil nach einem Treffen mit
dem ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba am Donnerstag in Berlin. „Wir
wollen, dass sie Mitglied wird und dann auch den Kandidatenstatus bekommt.“
Die EU-Kommission will im Juni über die Frage entscheiden und eine
Empfehlung an die Mitgliedstaaten abgeben. Kuleba selbst sagte, er hoffe,
dass danach der EU-Gipfel der Staats- und Regierungschefs Ende Juni seinem
Land den Kandidatenstatus gewähre. Auch wenn dies nicht eine „sofortige
Mitgliedschaft“ bedeute, wäre dies für sein Land eine wichtige
Entscheidung. (afp)
## Russische Warnung gen Westen wegen Militärhilfe für Ukraine
Dmitri Medwedew, einer der engsten Vertrauten des russischen Präsidenten
Wladimir Putin, warnt den Westen wegen dessen militärischer Hilfe für die
Ukraine vor einem Konflikt zwischen Russland und Nato. „Ein solcher
Konflikt birgt stets das Risiko, in einen vollständigen Atomkrieg zu
münden“, erklärt Medwedew, der Putins Stellvertreter an der Spitze des
russischen Sicherheitsrates ist, auf Telegram. „Nato-Länder, die Waffen in
die Ukraine pumpen, Truppen für den Einsatz westlicher Ausrüstung
ausbilden, Söldner entsenden und die Übungen von Bündnisstaaten in der Nähe
unserer Grenzen erhöhen die Wahrscheinlichkeit eines direkten und offenen
Konflikts zwischen der Nato und Russland.“(rtr)
## UN-Menschenrechtsrat: Tausende Leichen bei Kiew geborgen
In der Region der ukrainischen Hauptstadt Kiew sind nach Angaben des
UN-Menschenrechtsrates bislang rund tausend Leichen geborgen worden. Viele
der überprüften Menschenrechtsverletzungen könnten als Kriegsverbrechen
eingestuft werden. Das Ausmaß ungesetzlicher Tötungen, einschließlich der
Indizien für Hinrichtungen in Gebieten nördlich von Kiew, sei schockierend,
sagt Michelle Bachelet, die Vorsitzende des in Genf ansässigen
Menschenrechtsrates der Vereinten Nationen, per Video-Schaltung. Der Rat
wird im Laufe des Tages entscheiden, ob Ermittler mit einer offiziellen
Untersuchung der Ereignisse in Raum Kiew und anderen Regionen seit der
russischen Invasion beauftragt werden. Russland weist Vorwürfe zurück, dass
bei dem von ihm so bezeichneten militärischen Sondereinsatz Zivilisten ein
Ziel seien. (rtr)
## Weniger Gas durch Moskaus Sanktionen gegen Gazprom-Töchter
Nach den von Russland verhängten Sanktionen gegen ehemalige
Tochtergesellschaften von Gazprom im Ausland ist der Gas-Transit durch die
Ukraine nach Europa deutlich gefallen. Das Auftragsvolumen für die
Durchleitung russischen Gases lag nach Angaben des ukrainischen
Netzbetreibers OGTSU am Donnerstag bei nur noch 53,2 Millionen Kubikmeter.
Laut dem aktuellen Transitvertrag können täglich maximal 110 Millionen
Kubikmeter russisches Gas durch die Ukraine nach Europa gepumpt werden. Am
Dienstag lag das Auftragsvolumen nach russischen Angaben noch bei 95,8
Millionen Kubikmetern und fiel am Mittwoch auf 72 Millionen Kubikmeter, da
die Ukraine eine Pipeline durch die schwer umkämpfte Region Luhansk
geschlossen hatte. Nun ist das Volumen noch einmal um mehr als ein Viertel
gefallen. Ob der Rückgang mit den Sanktionen zusammenhängt, ist offen.
Russland hatte am Mittwochabend Sanktionen gegen Teile des Gaskonzerns
Gazprom Germania angekündigt, der unter der Treuhandschaft der
Bundesnetzagentur steht. Auf der Internetseite der Regierung in Moskau
wurden insgesamt 31 Unternehmen aufgelistet, gegen die nicht genauer
bezeichnete Maßnahmen erlassen werden. Auch EuRoPol GAZ PA gehört dazu, der
Eigner des polnischen Abschnitts der Jamal-Europa Erdgas-Pipeline.
Russlands Präsident Wladimir Putin hatte am 3. Mai ein Dekret erlassen,
wonach keine russische Einrichtung Geschäfte mit Firmen und Personen auf
der Sanktionsliste tätigen darf. Ausdrücklich dürfen an sie keine Produkte
oder Rohstoffe exportiert werden. (dpa, rtr)
## Schnellere Unabhängigkeit von russischem Gas möglich
Deutschland könnte nach Einschätzung von Wirtschaftsminister Robert Habeck
(Grüne) schon in diesem Winter einen Boykott russischer Gaslieferungen
verkraften. „Wenn wir zum Jahreswechsel volle Speicher haben, wenn zwei der
vier von uns angemieteten schwimmenden LNG-Tanker schon am Netz
angeschlossen sind und wenn wir deutlich an Energie sparen, können wir im
Fall eines Abrisses der russischen Gaslieferungen einigermaßen über den
Winter kommen“, [5][sagte er der Wirtschaftswoche] laut einer Vorabmeldung
vom Mittwochabend.
Eine Unabhängigkeit von russischem Gas stellte die Regierung bislang aber
erst „bis Mitte 2024“ in Aussicht. Damit es schneller soweit sei, müssten
aber alle Beteiligten einen Beitrag leisten, sagte Habeck der
Wirtschaftswoche. „Weniger Verbrauch ist das A und O beim Gas.“ Wenn
Industrie und Privatleute zehn Prozent des Verbrauchs einsparten, „dann
sind das die entscheidenden Prozente, um nicht in eine Notlage zu geraten“,
fuhr der Minister fort. „Da sollten alle mitmachen.“
Zwei der vier für Deutschland georderten Flüssiggas (LNG)-Schiffe ersetzen
laut Habeck bereits knapp ein Viertel der russischen Erdgas-Importe. Trotz
der Fortschritte warnte Habeck allerdings in dem Interview auch vor den
wirtschaftlichen Risiken eines Stopps russischer Gaslieferungen. „Auch
unter den genannten Voraussetzungen wären die Gaspreise dann sicherlich
sehr hoch und die Speicher am Ende des Winters leer.“ (afp)
## Ukrainisches Militär meldet schwere Gefechte im Osten
Die russischen Streitkräfte haben nach ukrainischen Angaben ihre Angriffe
im Osten des Landes verstärkt und dabei teilweise in der Region Donbass
Geländegewinne erzielt. „Der Feind führt seine Angriffsbemühungen in der
Operationszone Ost weiter fort mit dem Ziel, die volle Kontrolle über die
Gebiete Donezk, Luhansk und Cherson herzustellen und den Landkorridor zur
zeitweise besetzten Krim aufrecht zu erhalten“, teilte der ukrainische
Generalstab am Donnerstag in seinem Lagebericht mit.
Die russischen Attacken im Donbass zielen demnach auf die Städte
Sjewjerodonezk, Liman, Bachmut, Awdijiwka und Kurachowe sowie das großteils
schon von russischen Kräften besetzte Rubischne. „In Richtung
Sjewjerodonezk führt der Feind Angriffe auf Kudrjaschiwka und
Sjewjerodonezk und hat dabei teilweise Erfolg“, räumte die ukrainische
Militärführung ein. Zum Vorstoß auf die Kleinstadt Liman versuchten die
russischen Streitkräfte derweil, Schwimmbrücken über den Fluss Siwerskyj
Donez zu bauen. Mittwochabend schon hatte der Generalstab über die
Zerstörung solcher Pontonbrücken berichtet.
Am Frontabschnitt vor Slowjansk, einem der wichtigsten Ziele der russischen
Offensivbemühungen im Donbass, verstärke Moskau derweil seine Kräfte.
Demnach sollen zur Vorbereitung neuer Angriffe rund 300 neue
Militärfahrzeuge in den Raum verlegt worden sein. (dpa)
## Treffen der G7-Außenminister in Schleswig-Holstein
Auf dem Schlossgut Weissenhaus in Schleswig-Holstein beginnt am
Donnerstagabend das Treffen der G7-Außenminister unter deutscher
Präsidentschaft. Im Mittelpunkt der dreitägigen Beratungen stehen nach
Angaben des Auswärtigen Amtes in Berlin „der russische Angriffskrieg gegen
die Ukraine und seine Auswirkungen beispielsweise auf die Energie und
Ernährungssicherheit“. Als Gäste nehmen am Freitag die Außenminister der
Ukraine und Moldaus, Dmytro Kuleba und Nicu Popescu, teil.
Zur G7-Gruppe zählen neben Deutschland die USA, Großbritannien, Frankreich,
Kanada, Italien und Japan. Wegen einer Corona-Infektion voraussichtlich
nicht persönlich an dem Treffen teilnehmen wird US-Außenminister Antony
Blinken; er wird nach Angaben seines Ministeriums von Außenstaatssekretärin
Victoria Nuland vertreten. Wegen des russischen Angriffskrieges gegen die
Ukraine hatten die G7-Staaten in der vergangenen Woche den schrittweisen
Ausstieg aus russischen Öl-Importen vereinbart und ihre Solidarität mit der
Regierung in Kiew bekräftigt. (afp)
## Russland wirft Ukraine Beschuss von Dorf nahe Grenze vor
Der Gouverneur der russischen Grenzregion Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow,
wirft ukrainischen Einheiten den Beschuss des Dorfes Solochi nahe der
Grenze vor. Dabei seien ein Mensch getötet und sieben weitere verletzt
worden. Die russischen Behörden in der Grenzregion haben der Ukraine
wiederholt den Beschuss russischen Territoriums vorgeworfen. Die Regierung
in Kiew hat nicht erklärt, dass für solche Angriffe ukrainische Einheiten
verantwortlich seien. (rtr)
## Deutsche Reservisten lassen sich wegen Wehrdienstverweigerung beraten
Seit Beginn des Krieges in der Ukraine ist die Zahl der Menschen, die Hilfe
bei Beratungsstellen für Kriegsdienstverweigerer gesucht haben, deutlich
gestiegen. Die [6][Evangelische Arbeitsgemeinschaft für KDV und Frieden
(EAK)] stellt einen deutlich höheren Bedarf an Beratungen vor allen Dingen
für Reservistinnen und Reservisten fest.
Habe in den vergangenen Jahren höchstens eine Person im Jahr um Rat
gefragt, seien es seit Ende Februar bereits fünf Reservisten gewesen, die
ihren Dienst zum Teil schon vor zehn oder zwanzig Jahren absolviert und
jetzt Sorge hätten, einberufen zu werden, sagte Pfarrer Martin Tontsch,
Referent der Arbeitsstelle Kokon für konstruktive Konfliktbearbeitung in
Nürnberg und Vorstandsmitglied der EAK, dem Evangelischen Pressedienst.
(epd)
## Russland blockiert alle Evakuierungsrouten aus Mariupol
Evakuierungen aus dem von russischen Truppen belagerten [7][Mariupol] sind
nach Angaben eines Beraters von Bürgermeister Wadym Bojtschenko aktuell
nicht möglich. Denn russische Kräfte blockierten alle Fluchtrouten, sagte
Petro Andriuschtschenko am Mittwoch. Einige in der Stadt verbliebene
Stadtbewohner kooperierten im Gegenzug für Nahrungsmittel mit den
russischen Besatzungstruppen. Nach den wochenlangen Bombardements gebe es
zudem nur wenige Wohngebäude, in denen man leben könne, ergänzte der
Berater.
Die ukrainische Vize-Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk sagte derweil,
ihr Land habe eine Freilassung russischer Kriegsgefangener angeboten, falls
Russland die Evakuierung verwundeter Kämpfer aus dem belagerten Stahlwerk
Azovstal zulasse. Russische Truppen haben die riesige Anlage umstellt, die
als letzte Bastion des ukrainischen Widerstands in Mariupol gilt. Eine
Einigung auf ein Tauschgeschäft sei noch nicht erzielt worden, doch liefen
dazu Verhandlungen, sagte Weretschuk.
Die Verteidiger in Azovstal lehnen es ab, sich den russischen Truppen zu
ergeben. Sie befürchteten, sonst gefoltert oder getötet zu werden,
erklärten die ukrainischen Kämpfer. (ap)
## Zufall oder Strategie? Ukraine hinter Bränden in Russland vermutet
Ein [8][tödliches Feuer in einem russischen Forschungsinstitut], weitere
Brände in einer Munitionsfabrik und in zwei Ölanlagen – in Russland
schienen sich derartige Vorfälle in den vergangenen Wochen zu häufen. In
einem großen Land wie Russland wird einem Feuer in einer abgelegenen Gegend
normalerweise keine besondere Beachtung zuteil. In Zeiten des Krieges
jedoch erregen solche Ereignisse große Aufmerksamkeit. So auch jüngst am
Mittwoch vergangener Woche, als es in einer Chemiefabrik in Dserschinsk
östlich von Moskau brannte.
Spätestens seit dem Feuer in einem militärischen Forschungsinstitut in Twer
nordwestlich von Moskau am 21. April, bei dem mindestens 17 Menschen ums
Leben kamen, wird in den Online-Netzwerken jede Meldung über einen Brand
irgendwo in Russland als ukrainischer Sabotageakt gewertet. Mehr als ein
Dutzend dieser Brände sind es mittlerweile.
Bislang bekannte sich in keinem der Fälle jemand als Brandstifter.
Beobachter sehen aber durchaus Hinweise für den Versuch Kiews, den Krieg
auf diese Weise ins Land der Angreifer zu tragen – etwa bei Bränden in
Briansk nahe Belarus, die in Anlagen für den Öl-Export nach Europa
ausbrachen. Ihnen lägen „zuverlässige“ Informationen vor, dass diese Feuer
durch einen Angriff ukrainischer Bayraktar-Drohnen entfacht wurden,
schrieben die anonymen Analysten von „Ukraine Weapons Tracker“.
Mychailo Podoljak, ein wichtiger Berater des ukrainischen Präsidenten
Wolodimir Selenski, gab sich bedeckt: Er bezeichnete die Brände in Briansk
als „göttliches Eingreifen“. „Große Treibstofflager brennen regelmäßi…
aus verschiedenen Gründen“, fügte er hinzu. Selenski-Berater Oleksij
Arestowytsch äußerte sich gegenüber der US-Zeitung New York Times
vieldeutig: „Wir bestätigen nicht und wir leugnen nicht“, sagte er. Und er
fügte hinzu, dass Israel seine verdeckten Angriffe und Attentate nie
zugebe. (afp)
## Russisches Militär fordert Evakuierung ukrainischer Orte
Wohl zur Erleichterung eigener Angriffe hat das russische Militär
internationale Organisationen zur Evakuierung ostukrainischer Orte
aufgerufen. „Mit Blick auf die drohende katastrophale humanitäre Lage der
meisten Zivilisten in Kramatorsk und Slowjansk rufen wir die
Weltgemeinschaft, die UN, die OSZE und das Internationale Komitee des Roten
Kreuzes auf, unverzüglich alle Maßnahmen zur schnellen und sicheren
Evakuierung der Zivilisten aus diesen Städten unter der Kontrolle der
ukrainischen Streitkräfte einzuleiten“, wurde der Generaloberst Michail
Misinzew vom Verteidigungsministerium in Moskau von der Agentur Interfax
zitiert.
Nach Misinzews Darstellung haben sich die ukrainischen Truppen in diesen
Orten verschanzt und missbrauchten die eigene Zivilbevölkerung als lebenden
Schutzschild. In Slowjansk und Kramatorsk hielten sich demnach rund 90.000
Zivilisten auf. Kramatorsk und Slowjansk gelten als Eckpfeiler der
ukrainischen Abwehrlinien in der Ostukraine. (dpa)
## Human Rights Watch: Russland und Ukraine setzen Streumunition ein
Die russischen Streitkräfte haben in der Ukraine nach einem [9][Bericht der
Organisation Human Rights Watch] international geächtete Streumunition
eingesetzt. Dadurch seien Hunderte Zivilisten ums Leben gekommen sowie
Schulen, Wohn- und Krankenhäuser beschädigt worden, berichtete die
Menschenrechtsorganisation am Donnerstag in Genf. Auch die ukrainische
Armee habe solche Munition mindestens einmal eingesetzt.
Streumunition sind Bomben, die teils Hunderte kleinere Bomben enthalten und
– abgeworfen aus einem Flugzeug oder als Rakete – in der Luft explodieren.
Die Munition verbreitet sich so wahllos auf einem großem Gebiet. Bomben,
die zunächst nicht zünden, können jahrelang am Boden liegenbleiben und sind
so gefährlich wie nicht explodierte Landminen.
Human Rights Watch habe den russischen Einsatz solcher Munition in mehreren
Städten dokumentiert, darunter in Charkiw und Mykolajiw, berichtete die
Organisation. In Mykolajiw seien nach lokalen Medienberichten durch
Streumunition am 13. März neun Menschen getötet worden, die vor einem
Geldautomaten Schlange standen.
Wie viele Einsätze es insgesamt waren, sei schwer zu sagen, aber die
Organisation gehe von Hunderten aus. Die Ukraine habe solche Munition
Berichten zufolge in einem Dorf bei Charkiw eingesetzt, das unter
russischer Kontrolle war. Nach ukrainischen Angaben seien bis zum 9. Mai
bereits fast 100.000 Landminen und Teile von Streumunition geborgen und
unschädlich gemacht worden. (dpa)
## Kreml plant russische Annexion von Cherson
🐾 Die von Russland eingesetzten Behörden in der südukrainischen Stadt
bitten Moskau um die Annexion. Bald soll dort mit Rubel bezahlt werden,
[10][schreibt] taz-Redakteurin Barbara Oertel.
12 May 2022
## LINKS
[1] /Rede-an-die-Nation/!5853269
[2] /Baerbock-in-Ukraine/!5854029
[3] /Ukraine-Gefluechtete-in-Berlin/!5850209
[4] https://interfax.com/newsroom/top-stories/79066/
[5] https://www.wiwo.de/my/politik/deutschland/robert-habeck-ueber-waffenliefer…
[6] https://www.eak-online.de
[7] /-Nachrichten-im-Ukrainekrieg-/!5853168
[8] https://www.theguardian.com/world/2022/apr/22/die-in-fire-at-russia-defence…
[9] https://www.hrw.org/de/news/2022/03/04/ukraine-streumunition-auf-wohngebiet…
[10] /Krieg-in-der-Ukraine/!5854170
## AUTOREN
Lisa Schneider
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