| # taz.de -- Versorgung in Deutschland: Das Gas reicht bis zum Winter | |
| > Trotz russischer Sanktionen gegen deutsche Gazprom-Töchter hält Robert | |
| > Habeck die Lage für „beherrschbar“. | |
| Bild: Erwartet höhere Preise, aber derzeit keinen Versorgungsengpass: Robert H… | |
| Berlin taz | Es waren mal wieder keine guten Nachrichten, die | |
| Wirtschaftsminister Robert Habeck am Donnerstag kommentieren musste: | |
| Russland hat Sanktionen gegen 31 europäische Tochterunternehmen seines | |
| Staatskonzerns Gazprom verhängt. Darunter sind auch mehrere Töchter des | |
| deutschen Unternehmens Gazprom Germania. Doch allzu besorgt wirkte der | |
| Grünen-Politiker deswegen nicht. „Die Lage ist beherrschbar“, sagte er. | |
| Denn betroffen von den Sanktionen sind nicht alle Gazprom-Töchter, sondern | |
| nur jene, die für Handel und Speicher zuständig sind, nicht aber die | |
| Netzbetreiber. Deshalb sind Gaslieferungen aus Russland generell weiter | |
| möglich – aber wohl nicht zu den bisherigen Konditionen. Denn die | |
| bestehenden Lieferverträge von Gazprom Germania, die langfristig und damit | |
| vergleichsweise günstig sind, müssen neu geschlossen werden. Dadurch höhere | |
| Preise zu erzielen, dürfte „der Sinn der ganzen Aktion sein“, sagte Habeck. | |
| Damit die Unternehmen die Mehrkosten aufbringen können, kündigte Habeck | |
| „finanzielle Garantien“ des Staates an. Details dazu bleiben zunächst | |
| unklar. | |
| Betroffen von dem Handelsverbot sind aktuell 10 Millionen Kubikmeter Gas | |
| pro Tag, berichtete der Präsident der Bundesnetzagentur Klaus Müller. Das | |
| entspricht 3 Prozent des deutschen Gasverbrauchs. Diese Menge könne durch | |
| Lieferungen aus anderen Ländern ausgeglichen werden. Obwohl auch die | |
| Gazprom-Tochter, die den größten deutschen Gasspeicher in Rheden betreibt, | |
| unter die neuen Sanktionen fällt, fürchtet Müller keine Probleme beim | |
| Füllen der Speicher. Möglicherweise könnten die [1][staatlichen Vorgaben | |
| zum Füllstand der Speicher] dadurch sogar leichter umgesetzt werden. | |
| Voraussetzung dafür ist allerdings, dass insgesamt weiterhin genug Gas nach | |
| Deutschland gelangt. Und das ist – neben den Sanktionen – auch direkt durch | |
| den Krieg in der Ukraine gefährdet: Weil nach ukrainischen Angaben eine | |
| [2][Verdichterstation in den russisch kontrollierten Gebieten in der | |
| Ostukraine nicht mehr sicher betrieben werden kann], gingen die Lieferungen | |
| von russischem Gas durch die Ukraine nach Deutschland in den letzten Tagen | |
| um ein Drittel zurück. | |
| Sollte Russland seinerseits die Lieferung von Gas entgegen der | |
| Ankündigungen einstellen, wäre die Situation laut Habeck „für den Sommer | |
| beherrschbar“. Das sagte der Wirtschaftsminister am Nachmittag nach einem | |
| Treffen mit dem ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba in Berlin. Die | |
| Voraussetzungen, um ohne russisches Gas auch „über den Winter“ zu kommen, | |
| seien dagegen noch nicht erfüllt. Auch ein Gasembargo der EU ist demnach | |
| weiterhin nicht machbar. | |
| Nicht nur Habeck empfängt Kuleba. Der ukrainische Außenminister wird am | |
| Freitag am G7-Außenministertreffen in Schleswig-Holstein teilnehmen und | |
| führte zuvor in Berlin Gespräche. Zunächst tourte er durch die | |
| Bundestagsfraktionen. | |
| ## Ukraine fordert Unterstützung bei EU-Beitritt | |
| Den Anfang machte er am Morgen bei der SPD-Fraktion. Auf die | |
| Sozialdemokraten waren ukrainische Politiker:innen wegen ihrer | |
| russlandfreundlichen Politik in der Vergangenheit besonders sauer. Eine | |
| Politik, die ja nun Vergangenheit sei, versicherte Kuleba, als er zusammen | |
| mit Fraktionschef Rolf Mützenich und Parteichef Lars Klingbeil vor die | |
| Presse trat. Dass Kanzler Olaf Scholz eine Kehrtwende eingeleitet habe, | |
| lobte er als Zeichen der Stärke. | |
| Insgesamt sehe er eine positive Dynamik in den deutsch-ukrainischen | |
| Beziehungen, sagte Kuleba. Unterstützung der Bundesrepublik forderte er | |
| beim angestrebten EU-Beitritt ein. Ende Juni entscheidet die EU, ob die | |
| Ukraine Beitrittskandidatin wird. „Die EU braucht die Ukraine so sehr wie | |
| die Ukraine die EU“, bekräftigte Kuleba. Vor laufenden Kameras sagte | |
| Klingbeil die geforderte Unterstützung zu. „Wir wollen, dass die Ukraine | |
| Mitglied wird und den Kandidatenstatus bekommt.“ | |
| 12 May 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Malte Kreutzfeldt | |
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