| # taz.de -- Biodiversität in Niedersachsen: Artenvielfalt als Beruf | |
| > In Niedersachsen gibt es jetzt Biodiversitäts-Berater. Eine davon ist | |
| > Martina Diehl. Sie vermittelt zwischen Naturschutz und Landwirtschaft. | |
| Bild: So schön kann Artenvielfalt sein: Insekten auf einem Blühfeld | |
| Osnabrück taz | Martina Diehl hat nun einen schönen Job: sie ist | |
| Biodiversitäts-Beraterin. Angesichts des alarmierenden Artenschwunds | |
| unserer Tage ist das eine Aufgabe, auf der viel Hoffnung ruht. „Das ist ein | |
| Zukunftsthema“, sagt die Agraringenieurin, die bei der | |
| Landwirtschaftskammer Niedersachsen zuständig für [1][Biotop- und | |
| Artenschutz] ist. Am Mittwoch stand Diehl Niedersachsens | |
| Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) gegenüber. Es war die | |
| offizielle Amtseinführung für sie und ihre zwei KollegInnen, auf einem Gut | |
| bei Hannover. | |
| Diehl sagt über sich selbst, sie sei schon immer an den wissenschaftlichen | |
| Zusammenhängen der Natur interessiert, „am Draußensein“. Sie ist Beraterin | |
| „mit Herzblut, mit Idealismus“ und versteht sich als „Bindeglied | |
| [2][zwischen Naturschutz und Landwirtschaft]“. Seit Anfang März ist sie für | |
| die Landkreise Peine/Wolfenbüttel zuständig, eine der drei Pilotregionen | |
| des BeraterInnen-Projekts, zu dessen Startbesetzung sie zählt. Dort ist sie | |
| Mitbegründerin eines Runden Tischs. | |
| „Das war ja bisher nicht vernetzt, der eine Akteur wusste oft nichts vom | |
| anderen. Behörden, Landwirte und Umwelt- und Naturschützer reden jetzt | |
| miteinander.“ Ein Dialog, der in ein naturschutzfachliches Ziel- und | |
| Maßnahmenkonzept münden soll. | |
| Weitere Biodiversitäts-BeraterInnen sollen folgen. Die Posten sind Teil | |
| eines neuen Projekts des „Niedersächsischen Wegs“, der [3][Vereinbarung | |
| bestimmter Naturschutzziele] zwischen Landwirtschaft, Umweltgruppen und | |
| Politik. | |
| ## Die junge Generation ist im Aufbruch | |
| Wie Diehl kommen auch ihre beiden KollegInnen aus der Landwirtschaftskammer | |
| (LWK). Die Kammer ist die Interessenvertretung der Landwirtschaft, die der | |
| Artenvielfalt „entscheidend“ zusetzt, wie das „Kursbuch Agrarwende 2050“ | |
| von Greenpeace mahnt. Das lässt wünschen, dass demnächst auch | |
| RegionsvertreterInnen mit Nähe zu NABU oder BUND als BeraterInnen dabei | |
| sind. Aber auch so gilt: Um die Ökologisierung der Landwirtschaft führt | |
| kein Weg herum. | |
| „Ich nehme eine große Offenheit wahr, ein großes Problembewusstsein“, sagt | |
| Martina Diehl. „Gerade bei der jungen Generation – vieles ist jetzt im | |
| Aufbruch.“ Zugleich herrsche Verunsicherung: Wie entwickeln sich die | |
| politischen Rahmenbedingungen, die Märkte? „Der wirtschaftliche Druck ist | |
| hoch, manch bürokratische Hürde auch.“ | |
| Diehl, im Gespräch eher zurückhaltend, manchmal fast scheu, entwickelt | |
| Power, wenn sie so etwas sagt. Und dann erzählt sie: wie spannend es ist, | |
| zu den Pionieren des neuen Beratungssystems zu gehören. Wie viel | |
| Gestaltungskraft es erfordert, Konzepte für ganze Landschaftsareale zu | |
| entwickeln und dann die [4][Landbesitzer ins Boot zu holen.] | |
| Der NABU Niedersachsen, der eine Biodiversitätsberatung erst mit | |
| „mindestens“ 30 BeraterInnen erreicht sähe, habe zugestimmt, „dass die | |
| BeraterInnen von der LWK entsendet werden“, sagt sein Sprecher Matthias | |
| Freter zur taz, nicht zuletzt wegen ihrer „Akzeptanz durch LandwirtInnen“. | |
| An einem „Begleitgremium, in dem auch die Umweltverbände vertreten sind“ | |
| sei noch zu arbeiten. „Das Tun zeigt, was machbar ist“, sagt Diehl. Man | |
| spürt: Sie hat Hoffnung. | |
| 28 May 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Harff-Peter Schönherr | |
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