# taz.de -- Antisemitismus bei der documenta 15: Diskutiert wird später | |
> Die documenta sagt die geplante Gesprächsreihe zu | |
> Antisemitismusvorwürfen ab. Diskutiert werden sollte auch über Grenzen | |
> der Kunstfreiheit. | |
Bild: „Antisemitismus darf keinen Platz haben in unserer Gesellschaft, nirgen… | |
Eigentlich wollte die documenta mit ihrer geplanten Gesprächsreihe | |
Antisemitismusvorwürfe gegen das Kuratorenkollektiv Ruangrupa aus der Welt | |
räumen. Nun gab die Kunstausstellung in Kassel jedoch bekannt, dass die | |
Reihe nicht stattfinden werde. Ab dem 8. Mai sollte in drei Veranstaltungen | |
über „das Grundrecht der Kunstfreiheit angesichts von [1][steigendem | |
Rassismus und Antisemitismus und zunehmender Islamophobie“] debattiert | |
werden. | |
Die documenta werde zunächst die Ausstellung beginnen und für sich sprechen | |
lassen, um die Diskussion dann auf dieser Basis sachgerecht fortzusetzen, | |
heißt es nun. „Zum jetzigen Zeitpunkt scheint das Ziel, das die documenta | |
mit der Gesprächsreihe erreichen wollte, nämlich im Vorfeld der documenta | |
fifteen einen multiperspektivischen Dialog jenseits institutioneller Rahmen | |
zu eröffnen, nur schwer umsetzbar.“ | |
Überhaupt geplant hatte die documenta die Reihe, [2][nachdem Anfang des | |
Jahres ein Bündnis dem Kuratorenkollektiv Ruangrupa vorgeworfen hatte, bei | |
der fünfzehnten Ausgabe der Ausstellung seien auch Organisationen | |
eingebunden, die den kulturellen Boykott Israels unterstützten oder | |
antisemitisch seien.] | |
Vergangene Woche hatte der Präsident des Zentralrates der Juden in | |
Deutschland, Josef Schuster, in einem Beschwerdebrief an | |
Kulturstaatsministerin Claudia Roth den Umgang der documenta mit dem Thema | |
Antisemitismus kritisiert. Er beklagte darin unter anderem die Besetzung | |
der Foren und monierte, der Dachverband der jüdischen Gemeinschaft sei | |
nicht eingebunden. | |
## Kunstfreiheit schützen | |
Roth sagte in einer Mitteilung, die Absage der Gesprächsreihe mache | |
deutlich, dass eine neue Vertrauensbasis nötig sei. „Antisemitismus darf | |
keinen Platz haben in unserer Gesellschaft, nirgendwo, auch nicht auf der | |
documenta“, so die Grünen-Politikerin. Aufgabe aller staatlichen Stellen | |
sei es aber auch, die Kunstfreiheit und damit einen Freiraum von | |
Künstlerinnen und Künstlern und ihrer Arbeit zu schützen, „die zu | |
unterschiedlichen Interpretationen führen kann und nicht allen | |
gleichermaßen gefallen muss“. (mit dpa) | |
4 May 2022 | |
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## AUTOREN | |
Julia Hubernagel | |
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