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# taz.de -- Symbol für Frieden und gegen Diktatur: „Ich empfinde Abscheu und…
> Dass die russischen Kriegspropaganda das Z okkupiert hat, empört den
> griechischen Autor Vasilis Vasilikos. Für ihn hat es eine ganz andere
> Bedeutung.
Bild: Vasilis Vasilikos: „Das Z war und ist das Gegenteil der ‚Philosophie�…
taz: Herr Vasilikos, mit dem [1][Tatsachenroman „Z“] haben Sie 1966 ein
Stück Weltliteratur geschrieben, dessen Verfilmung durch Costa-Gavras
erhielt den Oscar. Nun ist das Z zu einem [2][Symbol für den Überfall
Russlands] auf die Ukraine geworden. Es prangt nicht nur auf russischen
Militärfahrzeugen, sondern wird inner- und außerhalb Russlands zur
Propaganda für den Krieg benutzt. Was empfinden Sie dabei?
Vasilis Vasilikos: Ich empfinde Abscheu und Trauer, wenn ich den Buchstaben
Z auf russischen Panzern sehe. Denn das Z war ein Symbol gegen die
griechische Junta, die am 21. April 1967 mit Panzern ihre Diktatur in
meinem Land errichtete. Das heißt, das Z war und ist das Gegenteil der
„Philosophie“ der Panzer!
Nach offiziellen russischen Angaben steht das Z für „Za Pobedu!“, auf
Deutsch: „Für den Sieg“. Wofür steht für Sie das Z?
Das Z ist ein Buchstabe, den ich schon lange vor dem Schreiben meines
Buches geliebt hatte, da er das Symbol der französischen Züge war und man
ihn an allen Bahnhöfen sehen konnte. Nach der Veröffentlichung des Buches
sowie von Costas-Gavras' Film im Jahr 1969 wurde das Z zum Symbol des
Lebens und Kampfes von Grigoris Lambrakis, aber natürlich auch zu einem
universellen Symbol des Friedens. Das Z steht dabei für das neugriechische
„Zeí“ und bedeutet: „Er lebt“.
Ihr Buch handelt von den Umständen der Ermordung des linken
Parlamentsabgeordneten Grigoris Lambrakis im Anschluss an eine
Friedenskundgebung in Thessaloniki im Mai 1963. Er war ein überzeugter
Pazifist, oder?
Ja, das war er. Der Ursprungstitel war übrigens nicht „Z“, sondern „O
Lambrakis Zei“. Die Erwähnung von Lambrakis' Namen schien mir dann jedoch
zu plakativ und deshalb entschied ich mich im Herbst 1966 für „Z“. Das war
am Vorabend der Obristendiktatur, als das politische Klima in Griechenland
bereits sehr angespannt war. Einige Jahrzehnte später erzählte mir ein
Gärtner aus der Gemeinde Peristeri in Attika, dass er seinerzeit
versehentlich die Blumen eines städtischen Blumenbeets in Z-Form angeordnet
hatte. Dafür wurde er von seinen Vorgesetzten streng gerügt und sie
bezichtigten ihn extremer politischer Motive. Die Junta verbot schließlich
den Gebrauch des Buchstaben Z.
Nach der Obristendiktatur waren Sie unter anderem Vorsitzender des
griechischen Schriftstellerverbandes und Botschafter Griechenlands bei der
UNESCO. Seit 2019 sitzen Sie für die Linkspartei Syriza im griechischen
Parlament. Inzwischen sind Sie 87 Jahre alt. Was ist Ihre Hoffnung für die
Zukunft?
Das Vorhandensein von Hoffnung hat nichts mit meinem Alter zu tun.
Natürlich hat Hoffnung auch nichts mit dem Vorhandensein von
Schwierigkeiten zu tun. Hoffnung ist eine Lebenskraft. Ich kann mir weder
mich noch eine Welt ohne Hoffnung vorstellen. Und die Ideen der Linken sind
für mich weiterhin die einzige Hoffnung.
3 May 2022
## LINKS
[1] https://www.deutschlandfunkkultur.de/50-jahre-z-von-vasilis-vasilikos-ein-r…
[2] https://www.br.de/nachrichten/kultur/wofuer-das-z-symbol-im-russland-ukrain…
## AUTOREN
Pascal Beucker
## TAGS
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Griechenland
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