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# taz.de -- Kriegspropaganda für Kinder in Russland: Psychose für die Kleinst…
> Schon Dreijährige werden indoktriniert: Wie russische Kriegspropaganda
> auf Kindergärten ausgeweitet wird.
Bild: Militarisierung der Kleinsten: Baby in der Uniform aus dem Großen Vaterl…
„Hat der Präsident vielleicht richtig gehandelt, als er den Krieg gegen die
Ukraine begonnen hat, um Darina, Dina und Sofija zu verteidigen?“, fragt
die Erzieherin im Kindergarten „Indigo“ in der Stadt Kasan, 700 Kilometer
südöstlich von Moskau gelegen. Vor einer Wand mit einem riesengroßen
Regenbogen sitzen zehn Kinder im Kreis. Alle sind vier bis fünf Jahre alt.
„Wer von euch ist dafür, dass wir momentan Krieg führen? Wer bejaht, hebt
die Hand. Seid aufrichtig! Eins, zwei drei. Marat! Du zögerst noch?“
Die Erzieherin macht weiter: „Wer von euch ist dafür, dass der Krieg nicht
stattfinden soll?“ Eine Hand schnellt sofort hoch, zwei weitere folgen. Die
Erzieherin zählt diese Hände nicht, ist es doch eine Pattsituation mit zwei
Enthaltungen. Ihre Stimme bleibt weich und drückt zugleich Entschiedenheit
aus: „Also, jetzt hat der Krieg schon angefangen und wir sollten unseren
Präsidenten und unsere Armee unterstützen, um die Sache zu Ende zu führen,
denn sonst kommen die Amerikaner und die Europäer, und dann wird es für uns
ungemütlich.“
Ins Leben gerufen hat diese Propagandaveranstaltung der Direktor des
Kasaner „Zentrums für Frühentwicklung“. In dem Raum, in dem das „Event�…
stattfindet, gibt es auch eine mobile Wand im Tarnfarbenlook. Das Z-Symbol
(für den Sieg) erstreckt sich über die ganze Fläche. Davor posieren die
Jungs in Tarnklamotten und Militärbarett. Sie salutieren. Diese
Inszenierung ist Teil des Veranstaltungspakets, das Kindergärten beim
„Zentrum für Frühentwicklung“ buchen können.
Der Clip, der dies zeigt, ist auf dem unabhängigen russischsprachigen
Nachrichtenportal „Medusa“ zu finden, das im lettischen Riga seinen Sitz
hat. Es ist ein Video im Video, denn es sind auch die Mütter der Kinder im
Bild, die sich die Aufnahme der Propagandaveranstaltung ansehen.
Sie sind Zeuginnen der direkten Manipulation des eigenen Kindes, und sie
sollen definitiv sehen, wie sich das Kind bei der Gretchenfrage „Ja oder
Nein zum Krieg“ verhält, um gegebenenfalls nachzujustieren. Im Kontext der
Propaganda für die Kleinsten wird sogar das Nichtwort „Krieg“ benutzt.
## Das Wort, das nicht genannt werden darf
Was machen Eltern und Gesellschaft, wenn sich die Kleinen, die nun
offiziell gebrieft sind, im öffentlichen Raum zu diesem Thema äußern? Wie
antworten? Und wenn so das Wort, das nicht genannt werden darf, seinen Weg
an die Oberfläche findet? „Des Kaisers neue Kleider“ lässt grüßen.
Jugendliche finden sich inzwischen zu Tiktok-Flashmobs zusammen, um auf
ihren iPads Brot zu schneiden: die theatral aufgeladene Zerstörung von
„Feindproduktion“. „Ich schäme mich nicht“ ist das Motto eines anderen
Flashmobs. Auf einem Clip ist zum Beispiel eine Familie zu sehen, die zur
Liedzeile „Russland ist Ruhm“ die Faust ekstatisch nach oben reckt.
Massenpsychose. Bis hin zu Kirchtürmen, die mit dem Z-Symbol geschmückt
werden.
26 Apr 2022
## AUTOREN
Katja Kollmann
## TAGS
Russland
Propaganda
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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Wladimir Putin
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