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# taz.de -- Abschaffung der Abgabe für Erneuerbare: Großes Stromtheater
> Die Bundesregierung bejubelt das Ende der EEG-Umlage – und verschweigt
> dabei, dass die Strompreise im kommenden Jahr massiv ansteigen werden.
Bild: Die EEG-Umlage soll ab Juli abgeschafft werden
Die Bundesregierung brauchte dringend einen Erfolg angesichts der rapide
steigenden Strompreise. Also schafft sie nun mit viel Pomp und stetigem
Klopfen auf die eigene Schulter die EEG-Umlage zum 1. Juli ab. Was für ein
Zinnober.
Die [1][EEG-Umlage], die aktuell noch bei rund 3,7 Cent je Kilowattstunde
liegt, wäre auch von allein bereits im nächsten Jahr massiv geschrumpft.
Das liegt am Mechanismus ihrer Erhebung: Eingespeister und nach dem
Erneuerbare-Energien-Gesetz vergüteter Strom wird von den Netzbetreibern an
der Strombörse zum aktuellen Marktwert verkauft. Die Differenz zwischen dem
Markterlös und der bezahlten Einspeisevergütung wird über die Umlage
finanziert.
Durch den rapide gestiegenen [2][Strompreis] im Großhandel bleibt
inzwischen aber nicht mehr viel an Differenz, die es aufzufangen gilt. Im
März zum Beispiel lag der Marktwert der Kilowattstunde Solarstrom bei 20,7
Cent. Photovoltaikanlagen, die in den letzten zehn Jahren ans Netz gingen,
liegen mit ihrer Vergütung längst darunter, belasten das EEG-Konto also
nicht mehr. Da zudem immer mehr (besonders teure) Altanlagen nach 20 Jahren
aus dem EEG fallen, hätte sich die Umlage in den nächsten Jahren von selbst
erledigt.
Dem wollte die Politik zuvorkommen. Wäre ja auch blöd gewesen, dem rapiden
Abschmelzen der EEG-Umlage nur zuzusehen, wenn man stattdessen deren
absehbares Ende ein wenig vorziehen und als eigenen Erfolg verkaufen kann.
So funktioniert Politik, und das ist auch in Ordnung.
Preise runter, Preise rauf
Kritisch ist vielmehr ein anderer Aspekt. Die Bundesregierung verpflichtet
die Stromversorger, diese Abschaffung der Umlage an die Kunden
weiterzugeben. Dass auch die FDP einen solchen Eingriff in einen
liberalisierten Markt zulässt, ist befremdlich. Sollte sich das nicht im
Wettbewerb der Stromanbieter von alleine einpendeln?
Damit werden nun die [3][Stromversorger] zum 1. Juli zwangsweise ihre
Preise senken, um sie dann bei nächster Gelegenheit umso heftiger zu
erhöhen. Alles Show also. Speziell Anfang 2023 dürfte dann ein bisher
beispielloser Preisaufschlag anstehen, wie die Terminmärkte der Börse
nahelegen: Strom für 2023 wird dort aktuell für 20 Cent je Kilowattstunde
gehandelt. Das sind 15 Cent mehr als lange Zeit normal war. Wenn diese
Preise die Endkunden erreichen, wird die Abschaffung der EEG-Umlage schnell
vergessen sein.
Es stünde der Politik also gut an, solche absehbaren Entwicklungen auch zu
kommunizieren – statt den Eindruck erwecken zu wollen, das Ende der
EEG-Umlage sei die Lösung auch nur irgend eines Energieproblems.
29 Apr 2022
## LINKS
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## AUTOREN
Bernward Janzing
## TAGS
EEG-Umlage
Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)
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Bundeskabinett
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EEG-Umlage
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