# taz.de -- Pussy-Riot-Mitglied entkommt Hausarrest: Filmreife Flucht | |
> Pussy-Riot-Mitglied Maria Aljochina ist als Lieferservice-Mitarbeiterin | |
> verkleidet aus dem Hausarrest entkommen. Das zeige das Chaos im | |
> Machtapparat. | |
Bild: Die Aktionskünstlerin Maria Aljochina von der russischen Punkband Pussy … | |
Ein Selfie, bevor sie geht und für die Ewigkeit: [1][Maria Aljochina] steht | |
in der grünen Uniform eines Lieferservices vor dem Spiegel. Mütze und | |
Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Thermorucksack für den Essenstransport auf | |
dem Rücken. In dieser Verkleidung soll die politische Aktivistin und | |
Mitglied [2][der russischen Punkband Pussy] Riot es letzte Woche aus ihrer | |
Wohnung in Moskau und schließlich aus Russland heraus geschafft haben. | |
An den Polizist:innen vorbei, die ihre Wohnung überwachten, die sie | |
nachts nicht mehr verlassen durfte. Ein Jahr Freiheitsbeschränkung hatte | |
das Urteil vergangenen September gelautet. Doch diesmal hat die russische | |
Regierung die Freiheit nicht lange beschränken können: Aljochina befinde | |
sich nicht mehr auf russischem Staatsgebiet, bestätigte ihr Anwalt am | |
Dienstagabend der Agentur Interfax. | |
Nach Angaben der New York Times hält sie sich in der litauischen Hauptstadt | |
Vilnius auf. Der Zeitung erzählt sie die Geschichte einer spektakulären | |
Flucht, die zugleich viele Fragen aufwirft, was die Kompetenz der | |
russischen Rechtsdurchsetzung angeht: Ein Freund hat sie bis nach Belarus | |
gefahren. Drei Versuche brauchte sie, um dort über die Grenze nach Litauen | |
zu kommen. Unterstützt wurde sie unter anderem von dem isländischen | |
Künstler Ragnar Kjartansson. Er soll dafür gesorgt haben, dass ein | |
europäisches Land, das nicht genannt werden möchte, ihr Reisedokumente | |
ausstellte. | |
## Nicht so viel Kontrolle, wie Putin gern hätte | |
„Es klingt wie ein Spionageroman“, sagt Aljochina der New York Times. Ein | |
politisches Künstler:innen-Kollektiv vs. den russischen Staat. Diesmal | |
haben die Aktivistinnen gewonnen. Und vor allem haben sie einen Beleg | |
dafür, dass in Russland nicht alles so unter Kontrolle zu sein scheint, wie | |
Putin es gerne hätte. Ihre Flucht zeige nur, wie chaotisch der russische | |
Gesetzesvollzug abläuft, meint Aljochina. Was wie ein großer Dämon wirke, | |
sei von innen betrachtet sehr unorganisiert. „Die rechte Hand weiß nicht, | |
was die linke gerade macht“, sagt sie. | |
Im Jahr 2012 wurde die heute 33-Jährige [3][zu zwei Jahren Straflager | |
verurteilt], nachdem sie in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau gegen | |
Putin protestiert hatte. Als vor einigen Wochen die russischen Behörden | |
ankündigten, ihren Hausarrest in einen Aufenthalt in einer Strafkolonie | |
umzuwandeln, beschloss sie, Russland zu verlassen. Zumindest vorübergehend. | |
Eine von Tausenden russischer Geflüchteter. | |
11 May 2022 | |
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## AUTOREN | |
Ruth Lang Fuentes | |
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