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# taz.de -- Eskalation um den Tempelberg: Auf den Marsch folgen Raketen
> Rechte Israelis marschieren durch Jerusalem. Militante Palästinenser
> schießen eine Rakete aus Gaza, Israels Militär zerstört einen
> Hamas-Stützpunkt.
Bild: Rechte Demonstrierende in Jerusalem
Tel Aviv taz | Den Marsch durch die Jerusalemer Altstadt, den
ultrazionistische rechte Gruppen, darunter „Jugend der Altstadt“, für
Mittwochnachmittag angekündigt hatten, hat die israelische Polizei
teilweise unterbunden, und die Route zum Damaskus-Tor blockiert. Die
israelische Flaggen schwenkenden Gruppen wollten zu dem Tor ziehen, um dort
zu tanzen. Das Tor ist der Haupteingang zum arabischen Teil der Altstadt
und ein zentraler Treffpunkt von Muslim:innen im Ramadan.
Nach Angaben der israelischen Zeitung Ha'aretz gelang es trotz der Blockade
etwa 20 Personen, das Tor zu erreichen. Zwei Palästinenser, einer wollte
eine Flasche, der andere einen Stein auf die Polizei werfen, wurden
festgenommen. Die Polizei hatte den Marsch, um eine weitere Eskalation zu
verhindern, [1][zuvor verboten].
Die den Gazastreifen regierende militante Hamas hatte vor dem Marsch
gedroht, dass „der Finger am Abzug“ sei. Obwohl nur wenige Rechte das
Damaskus-Tor erreichten, schossen militante Palästinenser:innen am
Mittwochabend aus Gaza erneut eine Rakete auf israelisches Gebiet, auf die
Kleinstadt Sderot. [2][Sechs Menschen wurden verletzt]. Das israelische
Militär antwortete mit Luftschlägen auf den Gazastreifen, [3][auf Twitter
gaben die Streitkräfte an], dass man unter anderem ein von der Hamas
genutztes Militärgelände zerstört habe.
Der Demonstrationszug vom Mittwoch ist nicht mit dem sogenannten
Flaggenmarsch zu verwechseln, aber an ihn angelehnt. Mit diesem feiern
rechte Israelis die Eroberung Ostjerusalems im Sechstagekrieg 1967.
Traditionell findet dieser Marsch jedes Jahr zum Jerusalem-Tag statt, in
diesem Jahr liegt der Ende Mai. Für die Palästinenser:innen bedeutet
er jedes Mal eine Provokation.
## Ministerpräsident Bennett will trotz allem die Regierungkoalition
erhalten
Nach dem Verbot des Marsches beschuldigten die Veranstalter die Regierung
von Ministerpräsident Naftali Bennett, „vor dem Terror zu kapitulieren“. Am
Mittwochvormittag waren einige hundert jüdische Gläubige unter
palästinensischem Protest und mit Begleitung der israelischen Polizei auf
den Tempelberg gezogen. Besuche dort sind ihnen zu bestimmten Zeiten
erlaubt, nicht aber Gebete.
Für Bennett, der auch Vorsitzender der rechten Siedlerpartei Yamina ist,
ist die Situation kompliziert: Er muss die heterogene Regierungskoalition
am Leben erhalten – nachdem bereits eine rechte Politikerin zurücktrat und
ihr so die ohnehin dünne Mehrheit entzog, sowie [4][die islamische
Ra’am-Partei ihre Beteiligung aussetzte]. Dafür muss er eine weitere
Eskalation verhindern. Im Fall von Neuwahlen ist er aber auf eben jene
ultrazionistischen Teilnehmer:innen des Marsches angewiesen.
Am Dienstag waren außerdem Tausende rechte Demonstrant:innen [5][zur
geräumten Siedlung Homesh im Westjordanland] gezogen. Ursprünglich hatte
Verteidigungsminister Benny Gantz angekündigt, ihnen keinen Militärschutz
zukommen zu lassen, sich aber in letzter Minute umentschieden. Bei
Konflikten mit dem Militär wurden laut Angaben des Palästinensischen Roten
Halbmonds 79 Palästinenser:innen verletzt. Der ultrarechte Abgeordnete
Itamar Ben Gvir, sowie Idit Silman, die Anfang April aus der
Regierungskoalition ausgestiegen war, nahmen unter anderem daran teil.
Mitarbeit: Lisa Schneider
21 Apr 2022
## LINKS
[1] https://www.timesofisrael.com/police-refrain-from-approving-planned-right-w…
[2] https://twitter.com/Israel/status/1516995557339844609?s=20&t=gU9tpa9gPo…
[3] https://twitter.com/idfonline/status/1516943037527699457?s=20&t=xbKnNn1…
[4] /Spannungen-auf-dem-Tempelberg/!5846259
[5] https://www.haaretz.com/israel-news/.premium-israeli-army-to-secure-10-000-…
## AUTOREN
Judith Poppe
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