| # taz.de -- Lisa Paus ist neue Familienministerin: Entschlossen auf neuem Posten | |
| > Bekannt ist Lisa Paus vor allem für ihre Finanzpolitik. Nun übernimmt sie | |
| > als Nachfolgerin von Anne Spiegel die Position der Familienministerin. | |
| Bild: Lisa Paus bei ihrer Vorstellung am Donnerstag | |
| Berlin taz | „In, aus und für Berlin“ – so steht es auf Lisa Paus' | |
| Webseite. Darunter ihre Schwerpunkte: Finanzen, Wirecard und grüne | |
| Gerechtigkeit. Seit Donnerstag kommt nun ein neues Amt auf sie zu, nämlich | |
| das der Familienministerin. Nach dem [1][Rücktritt von Anne Spiegel] am | |
| Montag verkündeten die Grünen am Donnerstag, dass die Parteilinke Paus die | |
| Nachfolge antreten wird. | |
| Während der Pressekonferenz zu ihrer Vorstellung am Nachmittag erklärte die | |
| bisherige stellvertretende Fraktionschefin, dass sie „natürlich einen | |
| Riesenrespekt vor dieser Aufgabe“ habe, aber dennoch bereit sei. Sie wolle | |
| in ihrem neuen Amt und im Ministerium neue Impulse setzen, „und das aus | |
| voller Überzeugung“. Ihre Prioritäten seien dabei neben gesellschaftlich | |
| viel diskutierten Themen wie der [2][Streichung des Paragraphen 219a, der | |
| Informationen über Schwangerschaftsabbrüche verbietet,] auch Politik für | |
| Senior:innen, das Demokratiefördergesetz, Lohntransparenz sowie die Lage | |
| von Alleinerziehenden. | |
| Bisher lagen Paus Schwerpunktthemen nicht im Bereich der Familien- und | |
| Senior:innenpolitik. Vielmehr war ihre politische Karriere bislang auf die | |
| Finanz- und Wirtschaftspolitik ausgerichtet. Erstmals zog sie im Jahr 2009 | |
| über die Berliner Landesliste in den Bundestag ein und wurde Mitglied des | |
| Finanzausschusses, auch in den folgenden Legislaturperioden lagen ihre | |
| Schwerpunkte auf Finanzen, Haushalt, Wirtschaft sowie Arbeit und Soziales. | |
| Im Juli 2020 kritisierte sie im Gespräch mit der taz den damaligen | |
| Finanzminister und heutigen Bundeskanzler Olaf Scholz [3][für seinen Umgang | |
| mit der Wirecard-Affäre]. Außerdem forderte sie, dass Scholz bei der | |
| Neubesetzung des Chefpostens bei der Bundesanstalt für | |
| Finanzdienstleistungsaufsicht auf „[4][Leute von außerhalb und mit | |
| Marktexpertise]“ zurückgreift. | |
| ## Kindergrundsicherung statt Ehegattensplitting | |
| Und ihre Expertise zum Thema Familie? Seit langen setzt sich Paus für das | |
| Konzept der Kindergrundsicherung ein. Bereits im Jahr 2012 erklärte sie in | |
| einem Papier, dass das Ehegattensplitting „naturphilosophisch“ nicht | |
| gerechtfertigt werden könnte. Das Grundgesetz stelle die Ehe zwar unter | |
| besonderem Schutz vor Benachteiligung, doch daraus folge „keine auf die Ehe | |
| begrenzte Vorteils-Exklusivität“. | |
| Auch das Familiensplitting sei keine sinnvolle Alternative, stattdessen sei | |
| eine Individualbesteuerung sowie die Kindergrundsicherung notwendig. Denn | |
| diese sei eine vom Trauschein unabhängige, „auf Familien zugeschnittene | |
| Förderung“. | |
| Die Kindergrundsicherung ist im Koalitionsvertrag jetzt tatsächlich | |
| vorgesehen, die Umsetzung gestaltet sich allerdings kompliziert. Paus will | |
| der Arbeit daran Priorität einräumen und erhofft sich ein Instrument, das | |
| „wirksam vor Armut schützt“. Sie erinnere sich „noch sehr gut an den | |
| Moment“, als die Grünen einst das Konzept der Kindergrundsicherung zum | |
| Programm erklärten. | |
| ## Paus sei „genau richtig“ für diesen Job | |
| Abgesehen von diesem Entwurf des Familienbudgets, das der grüne Parteitag | |
| 2016 zu seinem neuen Familienförderungskonzept gewählt hat, hält sich Paus' | |
| Expertise zum Thema Familie in Grenzen. Die Flügelfrage – wäre eine | |
| Vertreterin des Realo-Flügels Ministerin geworden, wären die Parteilinken | |
| im Kabinett klar in die Unterzahl geraten – dürfte bei ihrer Auswahl eine | |
| mindestens ebenso große Rolle gespielt haben wie die familienpolitische | |
| Erfahrung. Parteikolleginnen verweisen dennoch auf Paus fachliche Eignung. | |
| Nina Stahr, grünes Mitglied des Familienausschusses und stellvertretendes | |
| Mitglied der Kinderkommission, bezeichnet Paus als eine „ausgezeichnete | |
| Wahl“ und „genau richtig für diesen Job“. Gegenüber der taz erklärt si… | |
| dass Paus „die Kindergrundsicherung als eines der wichtigsten | |
| familienpolitischen Projekte dieser Bundesregierung maßgeblich | |
| vorangetrieben“ habe. Ferner stehe Paus für eine feministische Politik und | |
| setze sich „gegen Kinderarmut und für die Stärkung Alleinerziehender“ ein. | |
| Parteikollegin Sabine Grützmacher ergänzt, dass sie sich sehr über die | |
| Entscheidung freue, und dass Paus mit Leidenschaft „für soziale | |
| Gerechtigkeit und vor allem für das Konzept der Kindergrundsicherung | |
| gekämpft“ habe. | |
| Auch die Abgeordnete Maria Klein-Schmeink ist sich sicher, dass Paus „eine | |
| moderne und gerechte Familienpolitik engagiert vorantreiben“ werde. | |
| Überdies sei sie „eine erfahrene Finanzpolitikerin“, und kenne als | |
| Alleinerziehende „die familienpolitische Wirklichkeit hautnah“. | |
| 14 Apr 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Shoko Bethke | |
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