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# taz.de -- Folgen der Pandemie: Mehr Magersucht seit Corona
> Im Laufe der Pandemie sind mehr Menschen an Magersucht erkrankt.
> Besonders besorgniserregend ist, dass die Patientinnen immer jünger
> werden.
Bild: Corona treibt immer mehr Menschen in die Magersucht
Nürnberg dpa | Die Zahl [1][der an Magersucht erkrankten Kinder] und
Jugendlichen ist Fachleuten zufolge während der Coronakrise gestiegen.
„Dadurch, dass die Zahlen so zugenommen haben, fehlen Therapieplätze“, sagt
der Vorsitzende Andreas Schnebel vom Bundesfachverband Essstörungen. „Auch
in den stationären Einrichtungen wird es eng.“ Und er sieht noch eine
andere besorgniserregende Entwicklung: Die Patientinnen werden jünger.
Magersucht betrifft vor allem Mädchen in der Pubertät. In der Münchner
Beratungsstelle, die Schnebel leitet, tauchen seinen Angaben nach seit
einigen Jahren aber auch immer jüngere Mädchen auf, teilweise schon 8- oder
9-Jährige. „Das hängt damit zusammen, dass heute alles früher anfängt, wie
die Pubertät und der Zugang zu sozialen Medien“, sagt der Fachmann.
## Gestörtes Verhältnis zu Körper aufgrund von Social Media
Dass seit Corona mehr Jugendliche mit einer Essstörung wie Magersucht oder
Bulimie behandelt werden müssen, bestätigen auch die Auswertungen von
Krankenkassen unter ihren Versicherten. Demnach stellt die DAK-Gesundheit
für 2020 eine Zunahme bei den Krankenhausbehandlungen wegen Essstörungen
von 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr fest, unter den 15- bis 17-Jährigen
sind es sogar 13 Prozent mehr. Die KKH kommt nach eigenen Angaben auf ein
überproportionales Plus von rund 7 Prozent bei den 13- bis 18-Jährigen.
Die früher einsetzende Pubertät könne dazu führen, dass die körperliche
Reife möglicherweise nicht kompatibel mit der psychischen Reife sei.
Gleichzeitig seien Kinder und Jugendliche immer früher in den sozialen
Medien unterwegs, wo sie permanent mit geschönten Bildern konfrontiert
würden. „Je fragiler das Körperbild, desto offener ist man für diesen
Einfluss“, sagt Silja Vocks, Professorin für Klinische Psychologie und
Psychotherapie an der Universität Osnabrück.
Problematisch seien [2][vor allem spezielle Magersuchtforen und Bilder oder
Videos von zu dünnen Teenagern] unter speziellen Hashtags auf TikTok,
Instagram und anderen sozialen Netzwerken, sagt die Expertin Iren Schulz
von der Initiative „Schau hin!“. „Da treffen sich Gleichgesinnte, die sich
gegenseitig hochpushen.“
Während [3][der Coronabeschränkungen verbrachten junge Leute noch mehr Zeit
im Internet], dieses war zum Teil ihr einziger Kontakt zur Außenwelt – und
auf Instagram und anderen Kanälen bekamen sie unentwegt überarbeitete
Bilder von Freundinnen, Mitschülerinnen und anderen Gleichaltrigen zu
sehen, wie der Münchner Psychologe Schnebel erläutert. Weil sie diese aber
nicht mehr trafen, hielten sie deren geschöntes Aussehen für echt. „Die
realen Vergleiche sind weggefallen.“
11 Apr 2022
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