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# taz.de -- Bayerns neue Windkraftregelung: Söders ein bisschen weniger 10 H
> Bayern will an der umstrittenen Abstandsregel für Windkraftanlagen
> festhalten, aber mehr Ausnahmen zulassen. Das finden nicht alle gut.
Bild: Geht doch: Windräder vor Alpenvorland
München taz | Stundenlang rangen die CSU-Abgeordneten mit sich und
miteinander, bis am Mittwochabend Fraktionschef Thomas Kreuzer und
Ministerpräsident [1][Markus Söder] aus der Fraktionssitzung kamen und
den großen Erfolg verkünden konnten – oder zumindest das, was sie als
solchen sehen möchten: Bayern will an seinem restriktiven Kurs in Sachen
Windkraft festhalten, aber genügend Ausnahmen gewähren, damit ein weiterer
Ausbau möglich ist. Der Entschluss sei einstimmig getroffen worden, so die
Söder’sche Auslegung – mit nur fünf Gegenstimmen.
Ein Großteil der Fraktion hatte sich im Vorfeld sehr skeptisch gegenüber
einer Aufweichung der 10-H-Regel gezeigt. Konkret votierte sie nun für
Folgendes: Künftig soll es auf bestimmten Flächen leichter möglich sein,
Windräder zu errichten, zum Beispiel entlang von Autobahnen, Bundesstraßen
oder Haupteisenbahnstrecken sowie in Wäldern.
Hier soll dann ein Mindestabstand von 1.000 Metern zur nächsten
Wohnbebauung genügen. Dasselbe gilt für ausgewiesene
Windkraftvorranggebiete.
Bislang besagt die umstrittene und nur in Bayern existente [2][10-H-Regel],
dass der Abstand mindestens das Zehnfache der Windradhöhe betragen soll,
bei modernen Anlagen also gut und gerne zwei Kilometer oder mehr. Auch bei
bestehenden Rotoren, Truppenübungsplätzen und industriellen Nebenanlagen
will die CSU nun großzügiger sein. Koalitionspartner Freie Wähler, der
Windkraft gegenüber ohnehin aufgeschlossener, begrüßt das.
## Zwei-Prozent-Ziel soll erreicht werden
800 weitere Windenergieanlagen sollen so laut Söder in Bayern zusätzlich
gebaut und das [3][Zwei-Prozent-Ziel von Bundesklimaminister Robert Habeck
(Grüne)] erreicht werden. Ob Habeck, der gefordert hatte, zwei Prozent der
Landesfläche für Windkraft zu nutzen, das ebenso sieht, bleibt abzuwarten.
Andernfalls könnte er selbst die 10-H-Regel außer Kraft setzen.
Sein Parteifreund Ludwig Hartmann vermutet, dass es so kommen wird.
Jedenfalls zeigt sich der Grünen-Fraktionschef im Landtag skeptisch
angesichts der Ein-bisschen-weniger-10-H-Formel: Die CSU bleibe „in der
Energiepolitik ein Drückeberger-Verein“.
Der grüne Energieexperte Martin Stümpfig kritisierte ein bloßes
„Herumdoktern“ an der 10-H-Regel. Auch Annette Karl von der SPD findet den
CSU-Kompromiss ungenügend. „Erst werden die politischen
Entscheidungsprozesse maximal verzögert, und jetzt kommen Ausnahmen, die in
der Konsequenz den Ausbau wieder auf die lange Bank schieben.“
28 Apr 2022
## LINKS
[1] /Umweltpolitiker-Josef-Goeppel-gestorben/!5848884
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[3] /Streit-um-Abstandsregel-fuer-Windraeder/!5826086
## AUTOREN
Dominik Baur
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Bayern
Markus Söder
CSU
Energiewende
Windkraft
Windkraft
Schwerpunkt Atomkraft
Lesestück Recherche und Reportage
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