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# taz.de -- Abschuss von Wölfen in Niedersachsen: Zäune bauen statt Wölfe ja…
> Ein Gericht hat die Abschussgenehmigungen für Wölfe in Niedersachsen
> kassiert. Das ist richtig, wenn die Alternative auf der Hand liegt:
> Zäune.
Bild: Welcher Wolf dem Jäger vor die Flinte kommt: Zufall
Es gibt eine Karte im Netz, die wirkt wie der Speiseplan niedersächsischer
Wölfe. [1][Das Umweltministerium listet dort] alle Nutztierrisse auf. 2021
ließen sich die rund 35 Rudel vor allem grüne Vierecke schmecken. Die
stehen für Schafe. Aber sie griffen auch Pferde, Rinder und Gatterwild an –
wobei man Wölfe spätestens bei letzteren von jeglicher Schuld freisprechen
muss. Wie soll ein Wolf unterscheiden, dass ein Reh, das vor dem Zaun
steht, eine akzeptable Nahrungsquelle ist, der Damhirsch hinter dem Zaun
aber nicht?
Überhaupt, Fehlverhalten, was bedeutet das eigentlich in Bezug auf den
Wolf? Die Tiere erlegen immer die einfachste Jagdbeute. In der Natur sind
das oft ältere und kranke Tiere. Sie tragen damit zu einem Gleichgewicht im
Ökosystem bei. Noch leichtere Beute sind für sie allerdings schlecht
geschützte Nutztiere.
Umweltverbände wie der Nabu fordern Landwirt:innen seit Jahren dazu auf,
ihre Tiere mit wolfsabweisenden Zäunen zu schützen. Sie helfen sogar beim
Aufbau. Und Geld gibt es dafür auch vom Land. Trotzdem wehrt sich die Lobby
der Tierhalter:innen gegen die Ausbreitung des Wolfes. Das geht so
weit, dass alte Märchen vom bösen Wolf, der Kinder frisst, wieder
aufgewärmt werden. Und Niedersachsens Umweltministerium beugt sich dieser
Stimmung.
Minister Olaf Lies (SPD) hat einen schnellen Finger am Abzug.
Ausnahmegenehmigung um Ausnahmegenehmigung erteilt er, obwohl [2][die Jagd
auf Wölfe unsinnig ist.] Für die Jäger:innen ist es unmöglich zu
erkennen, ob sie [3][den richtigen Wolf im Visier] haben. Es gilt: Erst
schießen, dann per DNA-Test überprüfen. Nutztierjäger erwischt man so nur
durch Zufall.
## Egal welches Tier vor die Flinte kommt
Kollateralschäden sind in der Strategie des Ministeriums aber schon
eingepreist. [4][Die Ausnahmegenehmigungen,] die das Verwaltungsgericht
Oldenburg nun kassiert hat, waren auf nicht näher bestimmte Tiere zweier
Rudel ausgestellt. Im Prinzip ist es dem Minister also egal, welches Tier
aus den als Problem wahrgenommenen Rudeln stirbt. Hauptsache, man sendet
ein Zeichen der Stärke. Dass der Abschuss etwas an den Nutztierrissen in
den Regionen ändern würde, ist aber zweifelhaft.
Dabei geht es gar nicht darum, Abschüsse zu verteufeln. Wenn aber die
Alternative so einfach ist, gibt es dafür keinen Grund. Braucht es also
eine Pflicht zum Zaunbau? Vielleicht ist nur eine weitere Unterstützung für
Tierhalter:innen nötig. Denn gute Zäune wirken, das zeigen
Naturschutzprojekte. Und wenn erst einmal die Bilder von ausgebluteten
Schafen seltener werden, wird sich auch die Stimmung gegenüber dem Wolf
ändern.
24 Mar 2022
## LINKS
[1] https://www.umweltkarten-niedersachsen.de/Umweltkarten/?topic=Natur&lan…
[2] /Debatte-ueber-Wolfabschuss/!5828706
[3] /Jungtier-Abschuss-in-Niedersachsen/!5825185
[4] /Urteil-zu-Infos-ueber-Wolfsabschuesse/!5831828
## AUTOREN
Andrea Maestro
## TAGS
Olaf Lies
Niedersachsen
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Naturschutz
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