| # taz.de -- Debatte über Radverkehrsplan: Viele Kilometer kosten viel | |
| > Der Mobilitätsausschuss des Abgeordnetenhauses debattiert über den | |
| > Radverkehrsplan, das große (und teure) Rezept zum Umbau der Stadt. | |
| Bild: Braucht viel Bewegungsfreiheit, so ein Fahrrad | |
| Berlin taz | Wenn es nach Berlins Mobilitäts-Staatssekretärin Meike Niedbal | |
| geht, reichen die Mittel im vorliegenden [1][Haushaltsentwurf] des Senats | |
| für 2022/23 möglicherweise nicht, um die notwendigen Ausbauziele beim | |
| Radverkehr zu erreichen. „Da müssen wir noch mal drüber reden, vor allem | |
| auch was die Ausstattung der Bezirke angeht“, sagte Niedbal, die gerade | |
| erst ihren Job angetreten hat, am Mittwoch im Mobilitätsausschuss des | |
| Abgeordnetenhauses. Dort diskutierten die Fraktionen erstmals über den | |
| Radverkehrsplan, den die damalige Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) | |
| kurz vor Ende ihrer Amtszeit im vergangenen November vorgelegt hatte. | |
| Das mit einem guten Jahr Verspätung fertiggestellte Planwerk definiert | |
| unter anderem das künftige gesamtstädtische Radverkehrsnetz mit einer | |
| Gesamtlänge von 2.371 Kilometern – 865 Kilometer davon als „Vorrangnetz“ | |
| mit einer Wegbreite von 2,50 Metern. Zusammen mit den sogenannten | |
| Radschnellverbindungen und der vom Berliner Mobilitätsgesetz | |
| vorgeschriebenen Radinfrastruktur an Hauptstraßen, die nicht zum | |
| eigentlichen Netz gehören, geht es um 3.000 Kilometer, die in den kommenden | |
| Jahren ausgebaut oder zumindest neu markiert werden müssen. | |
| Auch viele andere Punkte wie etwa den Bau sicherer Abstellanlagen hält der | |
| Plan fest – rund 120 Maßnahmen sind es laut Niedbal. „Wohl noch bis Ostern… | |
| würden Hinweise von Verkehrsinitiativen und den Bezirkverwaltungen zum | |
| Maßnahmenplan aufgenommen, dann könnten im nächsten Schritt die Maßnahmen | |
| „gebündelt und priorisiert“ werden. Man werde auch stärker als bisher auf | |
| Fördermittel des Bundes zurückgreifen, etwa um abschließbare Abstellanlagen | |
| einzurichten. Nach Angaben der Staatssekretärin soll das Vorrangnetz | |
| spätestens im Jahr 2027 fertig sein, für das Ergänzungsnetz gelte eine | |
| Frist bis 2030. | |
| ## Massive Zielkonflikte? | |
| In der Ausschusssitzung meldeten die Oppositionsfraktionen CDU und FDP | |
| Zweifel daran an, dass der rot-grün-rote Senat den Ausbau wie geplant | |
| zustande bringen werde, vor allem aber prophezeiten sie die Unvereinbarkeit | |
| von Maßnahmen. Laut Oliver Friederici (CDU) ließen sich die neuen, breiten | |
| Radspuren ohne Weiteres auf Strecken wie dem Tempelhofer Ufer in Kreuzberg | |
| verwirklichen, wo ausreichend Fahrbahnen vorhanden seien. Sobald sich aber | |
| private Autos und BVG-Busse eine Spur teilen müssten, wie auf der mit | |
| Pop-up-Infrastruktur ausgestatteten Kantstraße, werde es massive Konflikte | |
| geben. | |
| Für den FDP-Abgeordnete Felix Reifschneider werden „pfeilgerade Wege“ durch | |
| Grünanlagen die Radfahrenden zum schnellen Fahren verleiten, was die | |
| Belange des Fußverkehrs und von Menschen mit Mobilitätseinschränkungen | |
| beeinträchtige. Er wiederholte das FDP-Credo, dass es jetzt darum gehe, | |
| Berlin nicht von einer auto- zu einer fahrradgerechten, sondern zur | |
| „menschenfreundlichen Stadt“ umzubauen. | |
| Niedbal verwies auch noch einmal auf die „Projekteinheit“, die die | |
| Senatsverwaltung im Rahmen des 100-Tage-Programms den Bezirken angeboten | |
| habe, um bereits geplante Fahrradinfrastruktur gemeinsam (und vor allem | |
| schneller) umzusetzen. Die Frage, wie viele Bezirke sich an dieser | |
| freiwiwlligen Kooperation beteiligen wollen, beantwortete sei allerdings | |
| nicht. Ein Sprecher der Senatsverwaltung teilte lediglich mit, die | |
| entsprechende Verwaltungsvereinbarung sei in Vorbereitung, sie solle noch | |
| im März finalisiert werden. | |
| 16 Mar 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Claudius Prößer | |
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