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# taz.de -- Mehr Geld für die Bundeswehr: Solidarität mit Unterhosen
> Den Bundeswehrsoldaten in Litauen fehlt es an Unterwäsche. Mit dem
> geplanten Sondervermögen könnte sich die Armee gerade so neu einkleiden.
Bild: 100 Milliarden aus dem Hut gezaubert: Kanzler Olaf Scholz (hier bei Maybr…
Die Minderjährige, die zu meiner Infektionsgemeinschaft gehört, findet mich
besitzstandwahrend. Ich stelle hierzu fest: Es stimmt. Ich hätte gerne,
dass meine Geldscheine in meinem Portemonnaie und meine T-Shirts,
Unterhosen sowie Strümpfe in meinem Schrank bleiben statt „ausgeliehen“ zu
werden. Auch meine Bürste und mein Deo hätte ich gerne ganz für mich
allein. Doch, was soll ich sagen, Dinge verschwinden einfach heutzutage,
andere tauchen dafür auf. Zum Beispiel sind zeitweise meine Airpods nicht
aufzufinden, während an der Wohnungstür Müllbeutel auftauchen, die
offenbar nach draußen getragen werden wollen.
In der Politik sind derzeit ganz ähnliche Phänomene zu beobachten. Ganze
Grundsätze verschwinden, und neue Geldsummen tauchen auf. „Die
Bundesregierung hat seit vielen Jahren einen klaren Kurs: dass wir nicht in
Krisengebiete liefern und dass wir auch keine letalen Waffen in die Ukraine
liefern“, wiederholte Bundeskanzler Olaf Scholz in Endlosschleife. Schon
„wegen unserer historischen Verantwortung“, echote [1][Außenministerin
Annalena Baerbock].
Bis vor genau einer Woche. Jetzt liefert Deutschland Waffen: 1.000
Panzerfäuste, 500 Stinger, und nun sollen auch noch 2.700 Flugabwehrraketen
namens Strela hinzukommen. Letztere stammen noch aus DDR-Beständen und
mussten ohnehin mal weg.
Aufgetaucht sind dafür 100 Milliarden Euro für die [2][Bundeswehr]. Scholz
hat sie bei seiner Rede vor dem Bundestag aus dem Hut gezaubert. Ich
verurteile höhere Militärausgaben nicht mehr, seit ich weiß, dass es den
Bundeswehrsoldaten, die im Rahmen der Nato-Verpflichtungen in Litauen im
Einsatz sind, an Unterwäsche fehlt. Das Problem kenne ich! Solidarität mit
den Unterhosen für die Bundeswehr! Niemand sollte der russischen Armee
unterhosenlos gegenüberstehen müssen.
Von den 100.000.000.000 Euro ließen sich jede Menge nachkaufen. Laut
Bundeswehr-Onlineshop kostet eine für den Winter geeignete lange „original
BW Unterhose, gefertigt nach Bundeswehr TL“ mit „angenehmem Tragekomfort“
und „robustem Gummizug“ 24,95 Euro. Das passende Unterhemd aus weichem
Feinripp macht 21,95 Euro. Insgesamt könnte sich die Bundeswehr rund 2
Milliarden Sets Unterwäsche kaufen. Das sollte eine Weile reichen.
Gänzlich verschwunden ist auch das Verständnis für den russischen
Präsidenten Wladimir Putin in der SPD. Dafür sind Menschen aufgetaucht, die
aussehen wie Kevin Kühnert, Lars Klingbeil und Manuela Schwesig. Doch nach
den Worten zu urteilen, die jetzt aus ihren Sprechorganen entweichen, muss
es sich um Doppelgänger handeln.
Ich vermute so etwas schon länger. Denn auch Scholz war bei der
Sondersitzung im Bundestag so unlangweilig und inhaltsreich, dass man
einfach misstrauisch werden muss. Wer ist dieser Mann und was hat er mit
unserem Scholzomaten gemacht? Doch der echte Scholz ist seit
Donnerstagabend zurück. „Es ist gut, dass …“ und „Es ist richtig, dass…
war in Dauerschleife bei Maybrit Illner zu hören. Scholz is back. Ab Minute
14 bin ich eingenickt.
Auch der alte [3][Friedrich Merz], der zwischendurch mal verschwunden zu
sein schien, ist wieder aufgetaucht – der, der erst redet und dann denkt.
Der CDU-Chef schließt ein Eingreifen der Nato im Ukrainekrieg nicht mehr
aus. Es könne sein, dass das Verteidigungsbündnis eingreifen müsse, um
Putin zu stoppen. Wäre also Merz Kanzlerkandidat und Bundeskanzler
geworden, stünden deutsche Truppen schon unterhosenlos und mit Waffen aus
DDR-Zeiten an der Grenze.
Dabei soll man keine Scherze machen über den Ukrainekrieg. Das sagen
nämlich alle auf Tiktok. Obwohl die Minderjährige sich dort bestens
informiert fühlt, darf ab und zu nun der Fernseher anbleiben, wenn so
Zumutungen wie Nachrichtensendungen laufen. Für einen Moment taucht dann
schemenhaft etwas Erwachsenes auf. Ähhmmm, nein doch nicht. Ich sehe meine
Airpods in ihren Ohren, sie sieht sich nur die Bilder an und summt vor sich
hin. An den Füßen meine Socken. Die Unterhosen habe ich versteckt.
7 Mar 2022
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## AUTOREN
Silke Mertins
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Kolumne Der rote Faden
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