# taz.de -- Manuela Schwesig und die Ukraine: Plump und peinlich | |
> Manuela Schwesig erklärt sich plötzlich mit der Ukraine solidarisch und | |
> kappt alle Drähte zu Russland – das ist Opportunismus vom Feinsten. | |
Bild: Jetzt hat sie die Daumen für die Klimastiftung gesenkt: MV-Ministerpräs… | |
Politische Zäsuren sind immer auch die Zeiten von Wendehälsen. Plötzlich | |
muss man einsehen, dass man jahrelang auf die Falschen gesetzt hat – und | |
wenn es wirklich nicht mehr geht, wird – zack, zack – die Seite gewechselt. | |
Auffallend am Typus des Opportunisten oder der Opportunistin ist, wie | |
penetrant die Sympathiebekundungen für die neue Seite plötzlich ausfallen | |
und wie öffentlichkeitswirksam die früheren Brücken abgebrochen werden. | |
Opportunisten sind immer die scheinbar hundertprozentig Überzeugten im | |
neuen Lager, um ihr altes Tun zu vernebeln. | |
Manuela Schwesig, die SPD-Ministerpräsidentin in Schwerin, ist ein | |
besonders beeindruckendes Beispiel dieses Verhaltens. Praktisch im | |
Stundentakt verkündet sie nun, dass sämtliche Verbindungen | |
Mecklenburg-Vorpommerns zu Russland gekappt werden. Die „Russlandtage“ im | |
Land sind gestoppt. Den Verein [1][„Deutsch-Russische Partnerschaft“] | |
(Vorsitzender: Schwesigs Vorgänger Erwin Sellering) hat sie „gebeten“, | |
seine Arbeit ruhen zu lassen – was nebenbei zeigt, dass es diesem Verein | |
nie um hehre Ziele wie „Völkerverständigung“ ging, wie es offiziell hieß, | |
sondern darum, das Business mit Russland durch nette Kulturprojekte zu | |
flankieren. | |
Die [2][sogenannte Klimastiftung], die mit Mitteln von Gazprom finanziert | |
wurde und den einzigen Zweck verfolgte, die Gaspipeline Nord Stream 2 in | |
Betrieb zu setzen, wird nun aufgelöst, und selbstredend fordert sie | |
[3][Gerhard Schröder auf], seine Jobs für russische Staatsfirmen | |
aufzugeben. „Die SPD Mecklenburg-Vorpommern steht auf der Seite der | |
Ukraine“, verkündete sie zu Kriegsbeginn. Der Botschafter der Ukraine hat | |
mit seiner Antwort recht: „Die Heuchelei ist zum Kotzen.“ | |
Das, was Manuela Schwesig in den vergangenen Jahren mit Blick auf die | |
Pipeline, die an Vorpommerns Küste endet, ablieferte, ist ziemlich kleines | |
Karo. Natürlich muss eine Ministerpräsidentin die Interessen ihres Landes | |
vertreten. Aber es ist ein Unterschied, ob sich ein Regierungschef für eine | |
Elbvertiefung oder ICE-Halte im eigenen Land einsetzt, oder für ein paar | |
Arbeitsplätze und Gewerbesteuereinnahmen jahrelang das Spiel eines | |
Diktators mitspielt – und das Ganze auch noch garniert mit Wohlfühlfloskeln | |
wie „Dialog mit Russland“. | |
Ja, es haben sich viele geirrt mit Blick auf Russland. Reflexion und | |
Selbstkritik wären ein Weg, damit umzugehen. Aber das plumpe, | |
selbstgefällige Manöver, das Manuela Schwesig derzeit aufbietet, ist | |
einfach nur peinlich. | |
28 Feb 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://www.deutsch-russische-partnerschaft-mv.de/ | |
[2] /Vowuerfe-gegen-Schwesigs-Regierung/!5831553 | |
[3] https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Schwesig-und-die-SPD-… | |
## AUTOREN | |
Gunnar Hinck | |
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