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# taz.de -- Autobahn-Blockaden in Berlin: Aktivist*innen geben nicht auf
> Trotz erhöhtem Druck von Innenministerinnen: Der Protest gegen die
> Verschwendung von Lebensmitteln in Berlin geht weiter. Es gibt 22
> Festnahmen.
Bild: Ende der Blockade: Aktivist*innen werden von der Polizei bewacht
Berlin dpa | Trotz Kritik und Drohungen aus der Politik haben
Klimaschutz-Demonstranten am Freitag [1][erneut Teile der Berliner
Stadtautobahn blockiert]. Einige Mitglieder der Initiative „Letzte
Generation“ klebten sich an die Straße fest. Andere setzten sich in
Charlottenburg und Mitte im Bereich der Ausfahrten Siemensdamm und
Beusselstraße auf die Fahrbahn, wie die Polizei mitteilte. 22 Demonstranten
seien vorläufig festgenommen worden und würden überprüft. Videos im
Internet zeigten, dass Autofahrer zunehmend aggressiv reagierten.
Nach Angaben der Verkehrsinformationszentrale (VIZ) bildete sich durch die
Blockade im morgendlichen Berufsverkehr ein neun Kilometer langer Stau.
Unweit der Blockadestelle liegt die Virchow-Klinik, die oft von
Rettungswagen angefahren wird.
Die Polizei wollte klären, ob erneut einige der Demonstranten in
sogenannten Gewahrsam genommen werden sollten, um weitere Straftaten zu
verhindern. Über dieses kurzzeitige Einsperren maximal bis zum nächsten Tag
entscheidet ein Richter. Dieses Mittel wurde in den vergangenen Tagen für
die Demonstranten angewendet, die sich bei den Blockaden auf Straßen
festgeklebt hatten. Das wird von der Polizei als Tatbestand des
Widerstandes gewertet, weil es die Polizeiarbeit gezielt erschwert.
Im Internet kursierten erneut Videos von wütenden Autofahrern. Zu sehen ist
bei Twitter etwa, wie ein Mann im Morgengrauen aus dem vordersten Auto im
Stau steigt, ein paar Meter nach vorne läuft und einen auf der Straße
knienden Blockierer heftig umstößt. Viele Twitter-Nutzer kritisieren die
Demonstranten heftig und zum Teil mit Beschimpfungen, andere verteidigen
sie.
In einem anderen Video ruft ein Autofahrer mehrfach: „Hallo, ich arbeite“.
Dann fährt er sehr langsam immer weiter vor, bis er den Rucksack eines
Blockierers überfährt und der junge Mann den Weg frei geben muss. Andere
Autofahrer hupen und rufen: „Ich muss zur Arbeit, ich habe keine Zeit für
euch, geht ihr bitte weg.“
Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) [2][hatte am Donnerstag
angekündigt], die Polizei erweitere ihre Taktik, um Aktionen rechtzeitig zu
erkennen und zu verhindern, zum Beispiel durch gezielte frühzeitige
Ansprachen von Demonstranten. Spranger sagte, die Blockaden würden
Menschenleben gefährden. „Niemand steht über dem Gesetz, und sei das
Anliegen auch noch so wichtig.“ Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser
(SPD) nannte die Blockaden inakzeptabel.
## Mehr als 30 Blockaden bisher
Die Demonstranten nennen ihre Kampagne „Essen Retten – Leben Retten“ und
fordern ein Gesetz gegen Lebensmittelverschwendung sowie eine sofortige
Agrarwende, um Klimagase aus der Landwirtschaft zu mindern. In den
vergangenen Wochen blockierten sie mehr als 30 Mal Straßen und Autobahnen.
Die Initiative twitterte: „Wir haben nach wie vor mehr Angst vor dem
Verlust unseres Landes & drohendem Hunger in DE als vor der
Innenministerin.“ Direkte und indirekte Unterstützung erhielten sie von
Politikern der Grünen und Linken. Der Berliner Linke-Abgeordnete Ferat
Kocak twitterte: „Protest muss manchmal provokant sein, manchmal muss er
den sogenannten Normalbetrieb stören, denn sonst bleibt er letztlich
unbeachtet und wirkungslos.“
Der Innenpolitik-Sprecher der Grünen, Vasili Franco, schrieb: „Übrigens:
Das wirksamste Mittel im Umgang mit Klimaprotesten ist echter Klimaschutz.
Am Montag befasst sich auch der Berliner Aussschuss für Verfassungsschutz
auf Antrag der FDP mit den Blockierern.
11 Feb 2022
## LINKS
[1] /Bundesweite-Autobahnblockaden/!5831758
[2] /Blockade-Debatte-im-Landesparlament/!5830941
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