| # taz.de -- CDU und CSU im Bundestag: Merz ist wieder Fraktionschef | |
| > Vor 20 Jahren vertrieb ihn Merkel, jetzt führt Friedrich Merz wieder die | |
| > Unionsfraktion. Knapp 90 Prozent der Abgeordneten stimmten für ihn. | |
| Bild: Friedrich Merz ist zurück: Hier mit einem Fan bei einem Termin in Saarbr… | |
| Berlin taz | 20 Jahre später hat Friedrich Merz seinen alten Posten wieder: | |
| Die Bundestagsfraktion der Union hat ihn am Dienstag zu ihrem Vorsitzenden | |
| gewählt. 162 der anwesenden 186 Abgeordneten von CDU und CSU stimmten nach | |
| Angaben der Fraktion für ihn, das sind 87 Prozent. Weil bei Union | |
| Enthaltungen als nicht abgegebene Stimmen zählen, lautet das offizielle | |
| Ergebnis aber 89,5 Prozent. So oder so: Das ist für einen, der noch vor | |
| wenigen Monaten von einem Teil der Fraktion durchaus kritisch beäugt wurde, | |
| ein gutes Ergebnis – auch wenn manche aus der Union im Vorfeld über 90 | |
| Prozent Zustimmung vorausgesagt hatten. | |
| Damit ist der 66-Jährige, der [1][erst vor wenigen Wochen zum CDU-Chef | |
| gewählt worden war], nun auch Oppositionsführer – ein Posten, der deutlich | |
| mehr Medienpräsenz verspricht als der Parteivorsitz. Man könnte auch sagen: | |
| Merz, der erst zwei Mal bei der Wahl zum Parteichef unterlag, hat nun einen | |
| echten Durchmarsch hingelegt. Merz sprach nach seiner Wahl von einem | |
| „wirklich eindrucksvollen Vertrauensbeweis“. Richtig sei, dass die Führung | |
| von CDU und der gemeinsamen Bundestagsfraktion nun in einer Hand liegen | |
| würden, so Merz weiter. Die Fraktion sei das „gemeinsame Kraftzentrum von | |
| CDU und CSU“. | |
| CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt hatte Merz in der Fraktionssitzung | |
| am Dienstagnachmittag für den Vorsitz vorgeschlagen. Ursprünglich hatte | |
| CSU-Chef Markus Söder, der andere starke Mann der Union, angekündigt, nach | |
| Berlin kommen zu wollen, wegen einer Landtagsdebatte zu Corona blieb er in | |
| München. „Ich bin nicht der Oppositionsführer, das wird Friedrich Merz | |
| sein“, hatte Söder jüngst der Rheinischen Post gesagt. Ob er sich an dieses | |
| Versprechen hält, muss der geltungsbedürftige Franke und amtierende | |
| Ministerpräsident von Bayern aber erst noch unter Beweis stellen. | |
| Einen Gegenkandidaten hatte Merz nicht. Eigentlich wollte der bisherige | |
| Fraktionsvorsitzende Ralph Brinkhaus, der ursprünglich bis Ende April | |
| gewählt worden war, im Amt bleiben. Nachdem Merz mit fast 95-prozentiger | |
| Zustimmung der Delegierten zum CDU-Chef wurde, hatte ihm dieser aber | |
| klargemacht, dass er selbst Fraktionschef werden wolle. Daraufhin hatte | |
| Brinkhaus den Abgeordneten [2][in einem Brief mitgeteilt, dass er nicht | |
| wieder antrete.] Er hat der Union damit vor drei wichtigen Landtagswahlen | |
| einen neuen Machtkampf erspart. | |
| ## Bisher keine „Weiterverwendung“ für Brinkhaus | |
| Er sei mit sich im Reinen, sagte Brinkhaus vor der Fraktionssitzung. Er | |
| sagte aber auch: „Ich habe das gerne gemacht, ich habe das geatmet und | |
| gelebt.“ Die Fraktion dankte ihm dies mit minutenlangem Applaus im Stehen. | |
| Merz hat seinen Vorgänger damit auf ähnliche Weise abgeräumt, wie die | |
| ehemalige CDU-Chefin und spätere Bundeskanzlerin Angela Merkel das 2002 mit | |
| ihm gemacht hatte. Einige Jahre später war er aus dem Bundestag | |
| ausgeschieden und machte in der Wirtschaft Karriere. Erst bei der | |
| Bundestagswahl 2021 war Merz wieder ins Parlament eingezogen. | |
| Auch für Brinkhaus gibt es noch keine „Weiterverwendung“, wie Dobrindt es | |
| am Dienstag nannte, alle Posten in der Fraktion sind bereits vergeben. Merz | |
| hatte bereits im Vorfeld erklärt, er wolle Brinkhaus’ Fähigkeiten und | |
| Unterstützung gerne in Anspruch nehmen. Brinkhaus selbst ließ am Dienstag | |
| alles offen: „Wo mich mein weiterer Weg hinführen wird“, sagte er, „das | |
| werden wir noch sehen.“ | |
| Aktualisiert am 15.02.2022 um das Zitat von Merz. d. R. | |
| 15 Feb 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Sabine am Orde | |
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