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# taz.de -- Letzte Hürde am Pankower Tor: Wer muss die Kröte schlucken?
> Nachdem am Mittwoch der Masterplan vorgestellt wurde, kann das
> B-Plan-Verfahren beginnen. Doch das neue Pankower Zentrum kann noch
> scheitern.
Bild: Es ist ein Kreuz mit der Kröte in Pankow
Berlin taz | Dass ihm die Moderatorin das letzte Wort anbot, ließ sich Kurt
Krieger nicht nehmen. „Frau Giffey muss ein Machtwort sprechen“, forderte
der Möbelkönig und designierte Investor des neuen Pankower Zentrums auf dem
ehemaligen Güterbahnhof. „Möge sie mit der Faust auf den Tisch hauen.“
Eine Sekunde lang, das sah man Giffeys Miene an, zögerte die Regierende
Bürgermeisterin mit ihrer Antwort. Dann sagte sie: „Wir leben in einer
Demokratie. Ich bin aber sehr dafür, dass wir Wege finden und das
beschleunigen.“
Gegenstand des Wortwechsels, zu hören beim Digitalen Bürgerforum zu
Kriegers Bauvorhaben [1][„Pankower Tor“], war nicht der Masterplan, der am
Mittwochabend vorgestellt wurde, sondern die Kreuzkröte. Geschützt ist die
und soll deshalb umgesiedelt werden nach Brandenburg. Naturschutzverbände
dagegen wollen wegen der Kreuzkröte das ganze Vorhaben mit einem Bauvolumen
von einer Milliarde Euro zu Fall bringen.
Kein Zufall also, dass Kurt Krieger sein letztes Wort diesem „letzten
dicken Brett“ widmete, das es zu bohren gelte. „Die Brandenburger
jedenfalls“, da ist er sich sicher, „sind bereit, die Kreuzkröte
aufzunehmen.“
Dass die Umsiedlung der Kreuzkröte das letzte verbliebene Problem am
Pankower Tor sein würde, war nach der Vorgeschichte der vergangenen zehn
Jahre nicht unbedingt zu erwarten. Krieger selbst, der in Pankow
aufgewachsen und inzwischen 73 Jahre alt ist, beschrieb die
Planungsgeschichte so: „Am Anfang lag der Schwerpunkt auf dem Einzelhandel,
jetzt ist es das Wohnen.“
## Alle anderen Konflikte geklärt
Doch auch wegen des Einzelhandels drohte das Projekt lange Zeit zu
scheitern. Sollte eine Shopping Mall eher am Bahnhof Pankow gebaut werden
oder doch eher am S-Bahnhof Heinersdorf? Streit gab es auch über das
Verkehrskonzept. Mittlerweile aber sind all die Fragen geklärt. Nachdem das
Büro Nöfer Architekten im August als [2][Sieger aus einem
Werkstattverfahren] hervorgegangen war, stellte Architekt Tobias Nöfer am
Mittwoch den Masterplan vor.
Der Plan teilt das Gebiet in drei Teile. Am Bahnhof Pankow soll ein
Stadtplatz entstehen, zwischen der Berliner Straße und der Mühlenstraße ein
Park. Da gibt es dann auch ein Fahrradparkhaus und ein Fahrradkaufhaus,
sagt Nöfer. Darüber hinaus überbrückt der Panketrail, eine der vom Senat
geplanten Radschnellverbindungen, die Berliner Straße und führt dann
entlang der S-Bahn-Trasse Richtung Heinersdorf. Entlang der Granitzstraße
verläuft die Straßenbahntrasse. Das Quartier selbst soll „autoarm“ werden,
also keinen zusätzlichen Autoverkehr verursachen.
Der mittlere Teil des Pankower Tors ist für Wohnen und für einen Park im
Norden reserviert. Östlich daran schließt sich der Standort für eine
Grundschule und zwei Kitas an. Auch eine Oberschule soll auf dem Gelände
noch gebaut werden, kündigte Pankows Bezirksbürgermeister Sören Benn
(Linke) an. Noch läuft dazu aber eine Machbarkeitsstudie.
Der Entwurf von Nöfer, sagt Benn, sei beim ersten Digitalen Bürgerforum vor
einem Jahr auch einer der Favoriten beim Publikum gewesen. Das konnte an
die sechs eingereichten Entwürfe Punkte verteilen. „Das hat sich dann durch
das Preisgericht bestätigt“, so Benn.
## Soziale Wohnungen nach „Kassenlage“
Entsprechend konfliktarm war am Mittwoch die Diskussion im Chat. Auf eine
Antwort auf die Frage, wie viele der 2.000 Wohnungen bezahlbar werden
würden, wollte sich Krieger allerdings nicht festlegen. „Das entscheiden
wir nach Kassenlage“, sagte er lapidar. Stadtentwicklungsstadträtin Rona
Tietje (SPD), der anzumerken war, dass sie das Projekt im Gegensatz zu
ihrem grünen Vorgänger voranbringen will, betonte allerdings, dass Krieger
im Rahmen des Modells der kooperativen Baulandentwicklung verpflichtet sei,
30 Prozent Sozialwohnungen zu bauen. „Da achten wir als Bezirk sehr
darauf“, so Tietje.
Tietje war es auch, die den weiteren Zeitplan vorstellte. Nach einer
vorgezogenen Bürgerbeteiligung, die im März startet, soll Anfang 2024 der
Bebauungsplan fertig sein. Maßnahmen wie Bodensanierung oder für den
Artenschutz könnten aber schon vorher stattfinden, so Tietje. Das
beinhaltet dann auch die Umsiedlung der Kreuzkröte.
Wie wichtig dieses Problem ist, betonte am Ende auch noch einmal die
Regierende Bürgermeisterin. „In der kommenden Woche soll es ein
Spitzengespräch zwischen Herrn Geisel und Frau Jarasch geben, um das
Problem zu lösen“, sagte Franziska Giffey. „Dann werde ich die beiden noch
mal ansprechen und fragen: Habt ihr das hinbekommen?“
Für Giffey wie auch für Kurt Krieger liegt es wohl außerhalb des
Vorstellungsvermögens, dass 2.000 Wohnungen an einer Kreuzkröte scheitern
könnten. „Das Pankower Tor ist eines der Flaggschiffprojekte für den
Wohnungsneubau“, betonte Giffey, die den Wohnungsneubau zur
„Chefinnensache“ erklärt hatte, wie sie sagte. An Krieger richtete sie die
Worte: „Sie haben die Rückendeckung der Landesregierung für dieses wichtige
Projekt.“
10 Feb 2022
## LINKS
[1] https://www.pankower-tor.de/
[2] https://www.pankower-tor.de/dialog/online-ausstellung-staedtebauliche-entwu…
## AUTOREN
Uwe Rada
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Katrin Lompscher
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