| # taz.de -- Künstler über Science-Fiction-Filmreihe: „Eine imaginäre Zeitr… | |
| > Training, um sich für Zukunftsthemen zu sensibilisieren: Der Künstler | |
| > Bogomir Ecker kuratiert eine Filmreihe zur Kunsthallen-Ausstellung | |
| > „Futura“. | |
| Bild: Bogomir Ecker vor seiner Collage „Futura Tableau #2, 2022“ in der Aus… | |
| taz: Herr Ecker, Sie sind der Kurator einer Science-Fiction-Filmreihe im | |
| Metropolis-Kino. Ist das nicht für Sie ein ganz neues Betätigungsfeld? | |
| [1][Bogomir Ecker]: Ja! [2][Als ich vor 25 Jahren die „Tropfsteinmaschine“ | |
| gebaut habe], dachte ich bei der Vorplanung immer daran, wie die Zukunft in | |
| 500 Jahren aussehen würde. Und dabei war Science-Fiction eine wichtige | |
| Spur. Deshalb haben die Veranstalter beschlossen, [3][diese Filmreihe | |
| zusammenzustellen]. Ich hatte eigentlich ein Programm mit 25 Filmen | |
| geplant. Das war dann aber ein bisschen viel und so sind es jetzt zehn | |
| Filme geworden. | |
| Sie präsentieren da ja zwischen „Die Reise zum Mond“ von Méliès und | |
| „Matrix“ den Kanon des Genres. | |
| Ich habe ganz bewusst die unumstrittenen Klassiker ausgesucht. Und | |
| natürlich sind da dann auch einige meiner Lieblinge dabei. | |
| Zum Beispiel? | |
| Na ja, [4][ich habe ja nicht umsonst „Stalker“ an die erste Stelle | |
| gesetzt]. Andrej Tarkowskij ist für mich einer der Größten, der wie sonst | |
| nur noch Stanley Kubrick dem Genre am meisten gegeben hat. Ich bin ja | |
| Bildhauer und für mich spielte die Bildhaftigkeit und Poesie bei den beiden | |
| eine ganz große Rolle. | |
| Wo liegt da die Verbindung zu Ihrer eigenen Kunst? | |
| Es geht mir darum, wie andere versucht haben, sich die Zukunft | |
| vorzustellen. Bei der „Tropfsteinmaschine“ ist das Problem ja schon im Wort | |
| drin: Tropfstein steht für Natur, Maschine für Technik. Und diese binäre | |
| Situation ist auch ein wichtiger Bestandteil der meisten SF-Filme. | |
| Und wie genau hat Science-Fiction Sie bei Ihrer eigenen Arbeit inspiriert? | |
| Ich habe vor 25 Jahren, bevor ich die Tropfsteinmaschine gebaut habe, so | |
| viele SF-Filme wie möglich angesehen, um von ihnen zu profitieren. Das war | |
| ein riesiger Behälter mit Zukunftsvorstellungen, Fantasien, Ängsten, Themen | |
| wie Kontrollverlust, Kritik der Wissenschaft und so weiter. | |
| Das klingt ja wie eine Recherche | |
| Genau das war es. Das Filmeschauen war ein Training, um mich für diese | |
| Themen zu sensibilisieren. Ich gebe Ihnen ein Beispiel. Die Science-Fiction | |
| hat schon vor Jahrzehnten durchgespielt, dass es einen großen Klimawandel | |
| geben wird. | |
| [5][Zum Beispiel in dem Film „Soylent Green“], der im Jahr 2022 spielt und | |
| auch in Ihrem Filmprogramm laufen wird. | |
| Genau! Dadurch kommen wir zu der Frage: Was machen wir, wenn es nicht | |
| regnet? Eine Tropfsteinmaschine kann nur funktionieren, wenn es | |
| kontinuierlich Regenwasser gibt. Ich habe also angeregt durch diese Filme | |
| darüber nachgedacht, was wir machen können, wenn es in Hamburg mal nicht | |
| regnet. Damals haben sich alle totgelacht und gesagt: In Hamburg regnet es | |
| immer. Ich bestand dann aber darauf, dass ein Wasserreservoir von 1.500 | |
| Litern installiert wurde. Ich habe also mit der Hilfe des Kinos eine | |
| imaginäre Zeitreise gemacht, um meine Maschine sicherer zu machen. | |
| Die neusten Filme in Ihrem Programm sind „Matrix“ und „eXistenZ“. Warum | |
| zeigen Sie keine Werke aus dem neuen Jahrtausend? | |
| Das Genre hat sich verändert. Das geht jetzt für mich zu sehr in Richtung | |
| „Fantasy“ oder Action. Und das ist nicht mehr die Science-Fiction, der ich | |
| verpflichtet bin. | |
| 4 Feb 2022 | |
| ## LINKS | |
| [1] /!s=%2522bogomir+ecker%2522/ | |
| [2] https://www.hamburger-kunsthalle.de/sammlung-online/bogomir-ecker/tropfstei… | |
| [3] https://www.metropoliskino.de/index.php?id=28#4 | |
| [4] https://www.trigon-film.org/de/movies/Stalker | |
| [5] /Das-Jahr-2022-und-die-Dystopien/!5823812 | |
| ## AUTOREN | |
| Wilfried Hippen | |
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