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# taz.de -- Afghanistan und seine Nachbarn: Jets, Kleinkrieg und Scharmützel
> Die afghanischen Taliban haben inzwischen zu mehreren Nachbarstaaten ein
> angespanntes Verhältnis – selbst zu ihrem Hauptunterstützer Pakistan.
Bild: Auch zur Abschreckung der Taliban: Militärmanöver in Tadschikistan nahe…
Berlin taz | Erstmals seit der [1][Machtübernahme der Taliban im August]
gibt es Spannungen zwischen Afghanistan und Nachbarländern.
Verteidigungsminister Muhammad Jakub forderte am Dienstag Usbekistan und
Tadschikistan in scharfen Worten auf, afghanische Militärfluggeräte
zurückzugeben.
Er warnte in Kabul: „Stellt unsere Geduld nicht auf die Probe und zwingt
uns nicht, mit dem zurückzuschlagen, was uns zur Verfügung steht.“ Offenbar
ein Verweis auf die vielen US-Waffen, die den Taliban beim Fall Kabuls in
die Hände fielen.
Die Drohungen könnten Wasser auf die rhetorischen Mühlen zentralasiatischer
Autokraten wie auch Russlands sein. So wie Kasachstans Präsident
Kassim-Schomart Tokajew während der jüngsten Unruhen dort weisen sie gern
auf angeblich von Afghanistan ausgehende Terrorgefahren hin, um von
hausgemachten innenpolitischen Problemen abzulenken.
Tadschikistans Präsident Emomali Rahmon erklärte am Montag bei einer
Videokonferenz des russisch geführten Militärbündnisses [2][OVKS, das
Truppen nach Kasachstan entsandte], in Nordafghanistan gebe es 40 Camps, wo
auch zentralasiatische Terroristen trainierten. Ein Taliban-Sprecher
erwiderte, es liege „keinerlei Wahrheit“ in diesen Behauptungen.
## Die Taliban wollen afghanisches Fluggerät zurückhaben
Es geht bei dem Konflikt um drei Militärhubschrauber, mit denen der
afghanische Expräsident Aschraf Ghani am 15. August in die usbekische
Grenzstadt Termez floh und um 40 Kampfjets. Die flogen Piloten in den
Umsturzwirren nach Tadschikistan und Usbekistan, um sie dem Zugriff der
Taliban zu entziehen.
Dahinter schien Ghanis Vizepräsident und Exgeheimdienstchef Amrullah Saleh
zu stecken, der schon bis 2001 von Tadschikistan aus den Anti-Taliban-Kampf
der früheren Nordallianz mitdirigierte. Damals brachte sie über eine dort
von Russland genutzte Militärbasis Nachschub nach Afghanistan.
In Tadschikistan sitzt nun die Nationale Widerstandsfront (NRF) als
Nachfolger der Nordallianz. Sie versucht, [3][im afghanischen Pandschirtal]
und Teilen Nordostafghanistans einen Guerillakampf.
Tadschikistan erlaubte der Front, dort eine politische Vertretung zu
eröffnen. Die firmiert als Büro der Ahmad-Schah-Massud-Stiftung, benannt
nach dem 2001 von al-Qaida ermordeten Anführer der Nordallianz und Vater
des 32-jährigen NRF-Chefs Ahmad Massud.
## Widerstandsfront hat jetzt ein Büro in Washington
Die NRF eröffnete auch in Washington ein Büro und heuerte US-Lobbyisten an.
Sie wird von rechten Republikanern unterstützt, die wollen, dass die NRF
afghanisches Territorium „befreit“, um mehr Unterstützung zu bekommen.
Auch Iran erlaubt der Front eine Repräsentanz. In Iran hält sich auch der
afghanische Warlord Ismail Khan auf, der zur Nordallianz gehörte, formell
aber nicht zur NRF. Teheran vermittelte am Wochenende Gespräche zwischen
ihm, Massud und Taliban-Außenminister Amir Chan Muttaki in Teheran. Diese
zeigten, dass die afghanischen Parteien grundsätzlich gesprächsbereit sind.
Weder Iran noch Tadschikistan werden der Front offene militärische
Aktivitäten von ihrem Gebiet aus erlauben. Denn das könnte den
Afghanistankrieg neu anfachen, aber auch die guten Arbeitsbeziehungen zu
den Taliban belasten. Im Interesse aller ist der Kampf gegen den
„Islamischen Staat“ (IS), der überregionale Interessen verficht.
Doch inzwischen ist auch das Verhältnis der Taliban zu ihrem
Hauptunterstützer Pakistan getrübt. Die Taliban rissen Anfang Januar von
Pakistans Armee auf afghanischem Gebiet errichtete Grenzzäune nieder. An
mehreren Abschnitten der von Kabul wie auch von den Taliban nie anerkannten
Grenze, der sogenannten Durand-Linie, kam es zu Schießereien.
14 Jan 2022
## LINKS
[1] /Praesident-Ghani-hat-Afghanistan-verlassen/!5793771
[2] /Unruhen-in-Kasachstan/!5823793
[3] /Widerstand-gegen-die-Taliban/!5791106
## AUTOREN
Thomas Ruttig
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