Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Oslo-Gespräche zu Afghanistan: Man muss reden
> Gespräche mit den Taliban über humanitäre Hilfe sind alternativlos. Sie
> können Millionen Menschenleben retten und Menschenrechte stärken.
Bild: Es geht um akute Nothilfe: Anas Haqqani, ein Repräsentant der Taliban, a…
Norwegens Regierung hat die Taliban zu Gesprächen eingeladen. Darf man das?
Ja, man muss es sogar. Es geht akut darum, in [1][einer der bedrückendsten
humanitären Krisen weltweit] das schiere Überleben von Millionen Menschen
zu organisieren. Das funktioniert nicht an den neuen
„De-facto-Machthabern“, wie die UNO die Taliban nennt, vorbei. Für die
Hilfe werden Zugang und Strukturen vor Ort gebraucht. Erfahrene, in
Afghanistan aktive Entwicklungsorganisationen sagen das schon seit Monaten
recht einhellig.
Es gibt politische Bedenken, Teile der Hilfsgelder könnten den Taliban
zugutekommen, etwa als politisches Kapital („Seht mal, wir haben das
organisiert“). Wenn bereits von Taliban und Geberländern akzeptierte
Mechanismen eingerichtet werden, Gesundheitspersonal direkt zu bezahlen,
wird man das nicht ganz verhindern können. Auch in Afghanistan müssen
Ärztinnen und Pfleger Steuern zahlen. Soll man deshalb die Kliniken lieber
schließen? Zudem haben auch die Taliban Frauen und Kinder. Menschenrechte
sind unteilbar.
In Oslo geht es auch darum zu beginnen, die Positionen der misogynen
Taliban-Bewegung aufzuweichen und damit die Menschenrechte in Afghanistan
zu stärken. Ohne solche Treffen ist das kaum vorstellbar, denn im Land
begegnen die Taliban Protesten bisher mit Pfefferspray. Nach Oslo wurden
auch Vertreter:innen der [2][protestierenden Zivilgesellschaft] –
leider von Norwegen handverlesen – eingeladen.
Die Geberländer müssen darauf dringen, dass die Taliban abweichende
Meinungen akzeptieren, von polizeistaatlichen Mitteln, Einschüchterungen
und Gewalt Abstand nehmen, wenn es um friedliche Meinungsäußerung geht –
und einen Dialog wie in Oslo in Kabul beginnen. Zugegeben, es ist ein sehr
dickes Brett, was es hier zu bohren gilt. Aber so sieht aktive Außenpolitik
aus.
Deutschlands Afghanistan-Politik dagegen besteht vor allem darin,
entlassenes Personal wieder einzustellen, um endlich die [3][Ex-Ortskräfte
und Menschenrechtsaktivist:innen aus dem Land zu holen]. Von einer
grünen Außenministerin erwartet man mehr.
25 Jan 2022
## LINKS
[1] /UN-Geberkonferenz-fuer-Afghanistan/!5827205
[2] /Frauen-in-Afghanistan/!5821937
[3] /Ortskraefte-in-Afghanistan/!5824296
## AUTOREN
Thomas Ruttig
## TAGS
Schwerpunkt Afghanistan
Taliban
Oslo
Frauenrechte
Annalena Baerbock
Schwerpunkt Afghanistan
Lesestück Recherche und Reportage
Schwerpunkt Afghanistan
Schwerpunkt Afghanistan
Schwerpunkt Afghanistan
## ARTIKEL ZUM THEMA
Aktivistinnen in Afghanistan: Frauenrechte sind nicht viel wert
Sieben im Januar in Afghanistan verhaftete Frauenrechtlerinnen sind wieder
frei. Aber am Wochenende gab es neue Festnahmen.
Vertrieben aus Afghanistan: Flucht über den Khyberpass
Bilal Khan hat früher Touristen durch Pakistan kutschiert. Jetzt holt er
mit Vanessa Juercke von der „Kabul Luftbrücke“ Menschen an der Grenze ab.
Afghanistan-Konferenz in Oslo: Gespräche ja, Anerkennung nein
In Norwegen spricht eine internationale Konferenz mit den Taliban über
dringende Nothilfen für Afghanistan. Auch Frauengruppen sind dabei.
Afghanistan unter den Taliban: Frauen kämpfen in der ersten Reihe
Protest gegen Zwangsverschleierungen in Kabul und Berichte aus drei Städten
über Festnahmen, Verschwindenlassen und Morde.
Afghanistan und seine Nachbarn: Jets, Kleinkrieg und Scharmützel
Die afghanischen Taliban haben inzwischen zu mehreren Nachbarstaaten ein
angespanntes Verhältnis – selbst zu ihrem Hauptunterstützer Pakistan.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.