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# taz.de -- Covid-Impfstoff aus Kuba: Havanna wartet auf die WHO
> Kuba setzt Impfstoffe aus eigener Produktion ein. Die funktionieren, wie
> die Infektionszahlen zeigen. Doch die WHO hat die Vakzine nicht
> registriert.
Bild: Alltag mit Covid in Kuba: Schüler in Havanna
Hamburg taz | Als am Wochenende eine Lieferung mit 240.000 Dosen der
[1][drei kubanischen Vakzine] Soberana 02, Soberana Plus und Abdala die
Insel in Richtung Syrien verlassen hat, war das eine gute Nachricht für
Kubas Regierung. Ein paar Tage zuvor hatten schon die mexikanischen
Behörden eine Notfallzulassung für den kubanischen Impfstoff Abdala
erteilt.
Denn in Kuba herrscht derzeit Unruhe. Die für die Vakzinproduktion
Verantwortlichen sowie die Regierung warten händeringend auf Nachricht von
der Weltgesundheitsbehörde (WHO). Dort wurde schon Mitte September das
Verfahren eingeleitet, um die drei kubanischen Impfstoffe von der WHO
registrieren zu lassen.
Doch das dauert und sorgt in Havanna für Nervosität. So mutmaßt die
offizielle Nachrichtenagentur Prensa Latina, der Prozess würde sich wegen
des US-Einflusses innerhalb der WHO so lange hinziehen – ein heftiger
Vorwurf, der angesichts der guten Beziehungen zwischen WHO und den
kubanischen Gesundheitsinstitutionen schwer nachzuvollziehen ist.
Seit vielen Jahren arbeitetet die WHO eng mit kubanischen Spezialisten,
aber auch mit medizinischen Brigaden wie der Henry-Reeve-Brigade zusammen,
die im Auftrag der WHO dort helfen, wo sonst niemand hinwill. Solche waren
beispielsweise in Westafrika bei der Bekämpfung der Ebola-Epidemie im
Einsatz und in Haiti im Rahmen der Nothilfe nach Naturkatastrophen wie
Hurrikans.
## Vor dem Staatsbankrott
Doch in Kuba sind die Verantwortlichen derzeit dünnhäutig, vor allem mit
Blick auf die USA. Das auf ein historisches Maximum verschärfte
Handelsembargo, das US-Präsident Joe Biden anders als angekündigt nie
gelockert hat, macht der Insel zu schaffen. Kuba laviert seit Monaten
[2][am Rande des Bankrotts], Devisen fehlen selbst, um ausreichend
Lebensmittel zu importieren.
Die internationale Registrierung der drei Impfstoffe aber würde Geld in die
Kasse spülen. Denn dann könnten die Vakzine mit einer Wirksamkeit von 90
Prozent nicht nur an befreundete Regierungen verkauft werden, sondern
weltweit Abnehmer finden. Auch an internationale Organisationen wie die
Impfstoff-Plattform Covax oder Unicef, das UN-Kinderhilfswerk, könnte dann
geliefert werden.
Grund für die Verzögerungen bei der WHO-Anerkennung ist laut Eduardo
Martínez Díaz, Präsident der staatlichen BioCubaFarm, dass Kuba in der
Freihandelszone von Puerto Mariel eine neue Produktionsanlage für Impfstoff
erstellt, um die Produktion zu konzentrieren. Bisher waren die Vakzine
dezentral in Havanna produziert worden. Aufgrund der Umstellung hätten die
Verantwortlichen nicht alle Unterlagen bei der WHO einreichen können. Diese
sollen nun nachgeliefert werden, so dass mit der Registrierung der Vakzine
in den nächsten Wochen zu rechnen ist.
Bis dahin wird es auch erste Einschätzungen geben, ob die kubanischen
Impfstoffe auch [3][gegen Omikron] wirken. In den Laboren im Westen der
Hauptstadt wird weitergeforscht, um die drei proteinbasierten Vakzine
anzupassen. Diese müssen im Gegensatz zu den mRNA-Präparaten von
Biontech/Pfizer und Moderna nicht bei extrem niedrigen Temperaturen
aufbewahrt werden.
Die Mutante ist mittlerweile auch in Kuba angekommen, weshalb die
Einreisebestimmungen verschärft wurden: Vollständiger Impfschutz und ein
PCR-Test sind seit Jahresbeginn verpflichtend. Parallel dazu werden auch in
Kuba Impfungen mit einer dritten Dosis aufgefrischt. Dabei liegt die
Impfquote mit 86,5 Prozent bereits deutlich höher als in Deutschland. Das
könnte ein Grund sein, weshalb die Zahl der Infektionen bislang geringer
ist: Am Samstag wurden 1.946 Ansteckungen bei 11,2 Millionen Einwohnern
registriert. Die Zahlen werden als weiteres Indiz für die Wirksamkeit der
kubanischen Impfstoffe gesehen.
9 Jan 2022
## LINKS
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## AUTOREN
Knut Henkel
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