| # taz.de -- Pressefreiheit in Kuba: Madrids Ton wird rauer | |
| > Schon seit November darf die spanische Agentur EFE kaum noch aus Kuba | |
| > berichten. Jetzt hat sich Spaniens Außenminister eingeschaltet. | |
| Bild: Yunior Garcia während eines Interviews mit EFE today am 9. November | |
| Hamburg taz | Seit dem 15. November kann die spanische Nachrichtenagentur | |
| EFE nur eingeschränkt aus Kuba berichten. Das hat den spanischen | |
| Außenminister vergangene Woche zu einem deutlichen Appell an die politische | |
| Führung in Havanna veranlasst. Nicht nur die spanische Regierung habe ein | |
| Interesse daran, dass EFE aus Kuba berichten könne, sagte José Manuel | |
| Albares. „Alle, auch die kubanischen Autoritäten, haben daran ein | |
| Interesse“, so der Minister, der bereits zuvor auf allen diplomatischen | |
| Kanälen um die Erneuerung der Akkreditierungen für das EFE-Team gebeten | |
| hatte. | |
| Die Reaktion aus dem Pressezentrum in Havanna ließ nicht lange auf sich | |
| warten. EFE könne „mit absoluter Freiheit in Kuba arbeiten“, aber Kuba | |
| erwarte „umfassenden Respekt für die konstitutionelle Ordnung“, um einen | |
| „unparteiischen, wahrheitsgemäßen, nicht tendenziösen und objektiven | |
| Journalismus“ zu gewährleisten. Havanna sei an einer Lösung interessiert, | |
| so die Erklärung aus dem Pressezentrum, das dem Außenministerium | |
| unterstellt und für die Akkreditierung internationaler Journalisten | |
| verantwortlich ist. | |
| Ohne Akkreditierung ist die journalistische Arbeit formal illegal, und | |
| daher können derzeit nur zwei der insgesamt sieben EFE-Mitarbeiter:innen | |
| berichten, die noch Anfang 2020 auf der Insel arbeiteten. Der Rest wartet | |
| auf die Wiederbewilligung der Akkreditierung, die dem gesamten Team am 15. | |
| November entzogen worden war. | |
| Eine offizielle Begründung für diesen Schritt gab es von kubanischer Seite | |
| aus nicht. Vermutet wird, dass ein wenige Tage zuvor veröffentlichtes | |
| Interview der Grund sein könnte: EFE hatte mit [1][Yunior García Aguilera] | |
| gesprochen, jenem oppositionellen Künstler, der für den 15. November zu | |
| inselweiten friedlichen Protestmärschen für den politischen Wandel | |
| aufgerufen hatte. | |
| Die wurden verboten und [2][mit massiver Polizeipräsenz verunmöglicht], | |
| woraufhin Aguilera mit einem Touristenvisum der spanischen Botschaft | |
| ungehindert [3][ausreisen] konnte und inzwischen in Spanien politisches | |
| Asyl beantragt hat. | |
| ## Madrid fordert freie Proteste | |
| EFE ist die größte Agentur in Havanna und so etwas wie das Auge der | |
| internationalen Berichterstattung. EFE lenkt den Blick auf Hintergründe, | |
| Ereignisse hinter den Kulissen – und genau das ist unmöglich mit nur zwei | |
| akkreditierten Journalisten und einem Büroleiter, der seit Juli 2021 nicht | |
| einreisen kann, weil er die nötigen Papiere von kubanischer Seite nicht | |
| erhält. Deshalb hat EFE-Direktor Gabriel Canas bereits am 12. Januar den | |
| kompletten Abzug des Teams in Erwägung gezogen. | |
| Dazu wird es wohl nicht kommen, aber der Ton zwischen Madrid und Havanna | |
| hat sich verändert und das belegt auch die Tatsache, dass Außenminister | |
| Albares an die Regierung in Havanna appellierte, „das Recht der Bürger auf | |
| friedliches Demonstrieren zu respektieren“. Mit Besorgnis beobachte er die | |
| Ereignisse im Anschluss an die [4][Proteste vom 11. Juli] und den | |
| gescheiterten Protestmarsch vom November. | |
| Solche Aussagen werden im offiziellen Havanna nicht gern gehört, genauso | |
| wie der Appell der UN-Arbeitsgruppe gegen willkürliche Inhaftierungen, die | |
| am 2. Februar die Freilassung des oppositionellen Rappers [5][Maykel | |
| „Osorbo“ Castillo] anmahnte. | |
| Castillo gehört genauso wie Luis Manuel Otero Alcántara, Koordinator der | |
| Künstlerbewegung San Isidro, zu einer fünfköpfigen Gruppe, die Amnesty | |
| International zu Gewissensgefangenen erklärt hat. Alcántara befindet sich | |
| seit dem 18. Januar im Hungerstreik für seine Freilassung. Bisher wird er | |
| genauso wie Andere ohne formelle Anklage festgehalten. Laut | |
| Regierungsquellen sei er eine „soziale Gefahr“. | |
| 8 Feb 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Knut Henkel | |
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