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# taz.de -- 75 Jahre der Spiegel: Auf dem Klo liegt kein Magazin mehr
> Anlässlich zum Spiegel – Jubiläum fragt sich unser Autor, was eigentlich
> an all der Kritik dran ist. Und was in der Vergangenheit so los war.
Bild: Eine Kraft, die noch gebraucht wird: Das Spiegel-Verlagshaus in Hamburg
Haben Sie’s gemerkt? Der Spiegel wird 75. Prompt rätselt tagesschau.de „Wie
viel Kraft steckt noch im Spiegel“? Schließlich war da die Relotius-Affäre,
bei der sich ein [1][junger Starreporter als plumper Fälscher entpuppte].
Zudem macht die digitale Revolution auch dem Spiegel zu schaffen. „War der
Spiegel immer das Magazin, das auf dem Klo lag, oder der Stern?“, fragt die
Mitbewohnerin. Denn da liegt jetzt nichts mehr. Wir lesen nur noch im Netz.
Die Spiegel-Redaktion macht mit spiegel.de da zwar eines der
erfolgreichsten journalistischen Angebote, muss aber trotzdem sparen.
Allen Jubiläums-Unkenrufen zum Trotz hat der Spiegel natürlich noch Kraft.
Und auch wenn Relotius noch immer am Selbstbewusstsein nagt, hat das früher
gern mal als „Sturmgeschütz der Demokratie“ bezeichnete Blatt in seiner
Vergangenheit noch viel mehr Mist verzapft. Ganzen Kohorten aus Gestapo und
Reichssicherheitshauptamt bot der Spiegel in den 50er Jahren Unterschlupf
nebst Einkommen. Gleich zwei Spiegel-Ressorts wurden von ehemaligen
SS-Offizieren geleitet.
Zum 75sten will der Spiegel nun sein Image als abgeschottet-elitärer
Haufen, in dessen Kantine noch am Tisch bedient wird, abstreifen. Deshalb
machen sich Melanie Amann und Steffen Klusmann von der Chefredaktion auf
und treffen prominente Kritiker*innen des Blattes von
Ex-Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) bis zu
Fast-mal-selbst-Spiegel-Redakteurin Alice Schwarzer. Das Ganze ist als gut
20-minütiges Video auf der Spiegel-Website ganz lustig anzusehen, aber
seltsam blutleer. Richtig zur Sache geht es nicht.
## Die Meinungsverdreher drehen weiter auf
Und alle diese Kritiker*innen sind selbst Elite. Mit dabei sind auch
Gregor Gysi, ein ehemaliger Siemens-Boss und Promi-Anwalt Matthias Prinz.
Die taz hatte zu ihrem 25. Geburtstag ihre „Lieblingsfeinde“ immerhin
eingeladen, das Blatt für einen Tag unter Führung von Damals-Bild-Chef Kai
Diekmann komplett zu übernehmen.
Natürlich ist [2][der Spiegel] wie die taz zuweilen tendenziös. Der Spiegel
zum Beispiel gerne mal, wenn es um die Öffentlich-Rechtlichen geht. Da ist
er mit [3][Spiegel TV ja auch Konkurrenz]. Aber er steht fest auf dem Boden
der Demokratie, die ihn und seine Kraft auch weiter verdammt braucht. Denn
die Fakten- und Meinungsverdreher, die Querdenkenden und andere, die sich
Zustände à la Donald Trump wünschen, drehen weiter auf.
Und finden willige Handlanger in bestimmten Medien. „Wie unsere Freiheit
immer mehr in Gefahr gerät“ titelte Bild am Mittwoch riesengroß auf der
ersten Seite und stänkerte gegen das RKI und die Corona-Beschränkungen. Die
Freiheit ist aber gar nicht in Gefahr. Durch solche Meinungsmache aber sehr
wohl unsere Demokratie. Worauf auch der Spiegel immer mal wieder hinweist.
6 Jan 2022
## LINKS
[1] /Ex-Spiegel-Reporter-Relotius/!5772345
[2] /Der-Spiegel/!t5016088
[3] /Goldene-Kartoffel-fuer-Spiegel-TV/!5737246
## AUTOREN
Steffen Grimberg
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Claas Relotius
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