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# taz.de -- Rücktritt von Hamdok: Alles oder nichts
> Die sudanesische Demokratiebewegung hat den Rücktritt Hamdoks
> mitzuverantworten. Jetzt droht eine Eskalation, bei der nur eine Seite
> gewinnen kann.
Bild: Frauen protestieren gegen den Militärcoup im Oktober in Khartoum
Im Sudan hat [1][der zivile Premierminister Abdalla Hamdok das Handtuch
geworfen]. Er habe sein Bestes versucht, das Land davor zu bewahren, in ein
Desaster zu schlittern, meinte er und forderte einen neuen Fahrplan für den
Übergang seines Landes zu einer Demokratie. Doch der ist gegenwärtig nicht
in Sicht.
In einem Übergangsabkommen hatten sich das Militär und Zivilisten nach dem
Sturz des Diktators [2][Omar al-Bashir] 2019 darauf geeinigt, die Macht bis
Ende dieses Jahres zu teilen, bevor es dann demokratische Wahlen geben
sollte. Die Männer mit den Waffen hätten in einem einzigartigen Experiment
in der arabischen Welt erstmals freiwillig die Macht abgegeben. Es klang zu
schön, um wahr zu sein. Spätestens mit dem Militärputsch im Oktober war
diese Vision von der Realität eingeholt worden.
Und auch wenn Hamdok damals nach kurzem Hausarrest noch einmal in das Amt
des Ministerpräsidenten zurückkehrte, blieb er doch eine Marionette des
Militärs. Das ist der Grund, warum die hartnäckige Demokratiebewegung im
Sudan seit Wochen auf die Straße ging, um nicht nur den Rückzug der
Militärs in die Kasernen zu fordern, sondern auch den Rücktritt des
Zivilisten Hamdok. Dass der Premier dem nun Folge leistete, verschärft die
politische Krise im Sudan.
Ohne den zivilen Puffer Hamdok sind die Fronten zwischen
Demokratie-Protestbewegung und den Militärs an der Macht nun ungeschönt
deutlich. Die Militärs hatten gehofft, dass ihr Deal mit dem machtlosen
Hamdok als ziviles Gesicht die Protestbewegung befriedet und die eigene
Macht legitimiert. Die Rechnung ist nicht aufgegangen. Mit dem
Machtteilungsabkommen zwischen Militärs und Zivilisten in Scherben, droht
nun eine Eskalation.
Und die kann eigentlich nur noch eine Seite gewinnen, entweder die Militärs
oder die Demokratiebewegung. Dabei geht es um viel. Denn wenn sich das
Militär durchsetzt und die Demokratiebewegung scheitert, dann hat das eine
negative Vorbildwirkung, die weit über die Grenzen des Sudan wirken wird.
3 Jan 2022
## LINKS
[1] /Premier-tritt-ab-nach-neuen-Protesten/!5823261
[2] /Prozess-gegen-Omar-Al-Bashir/!5616233
## AUTOREN
Karim El-Gawhary
## TAGS
Sudan
Khartum
Demokratiebewegung
Militärputsch
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Zehn Jahre Arabischer Frühling
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