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# taz.de -- Vorauseilender Jahresrückblick 2022: Das Patriarchat schlägt zur�…
> So wird's gewesen sein: Spätestens ab der dritten groten Mandränke geht
> es nicht mehr nur um Corona, dafür droht die Rückkehr einer alten
> Ordnung.
Bild: Es hätte so schön sein können: Olaf und der verflixte Cum-Ex-Ausschuss
##
## Januar
10. 1. Um den früheren Ersten Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) befragen zu
können, tagt [1][der Hamburger Cum-Ex-Untersuchungsausschuss in Berlin] im
Paul-Löbe-Haus. Dort allerdings eröffnet Kanzleramtsminister Wolfgang
Schmidt (SPD) dem Gremium, dass der Zeuge am Samstag zum Kurzurlaub auf den
Seychellen aufgebrochen ist.
„Sorry, hab’s verbummelt“, antwortet Scholz auf dessen SMS. Der
Ausschussvorsitzende Mathias Petersen (SPD) weist im NDR-Interview „das
böse Wort von Missachtung entschieden zurück“. Auch ein Bundeskanzler habe
„ein Recht auf Urlaub“, findet Petersen. Außerdem habe man sofort einen
Ausweichtermin für Ende des kommenden Monats vereinbart.
19. 1. Bei ihrer [2][Jagd auf Bakary Daffeh verzeichnet] die Hamburger
Staatsanwaltschaft einen Rückschlag: HSV-Kicker Bakery Jatta kann beweisen,
dass er nicht Bakary Daffeh ist, obwohl er fast denselben Vornamen trägt.
In der Folge wird geprüft, ob man die Anklage gegen Jatta wegen
Vortäuschens einer falschen Identität abschwächen könne, zweifelt aber
daran, „denn schwarz ist er ja weiterhin“, so eine Sprecherin.
20. 1. Dass sie als Bremer Wirtschaftssenatorin mehr als 500 Meter bis zur
nächsten Straßenbahnhaltestelle laufen müsse, nennt Kristina Vogt (Die
Linke) im Weser-Kurier „ein Unding“. Wenn Verkehrssenatorin Maike Schäfer
(Grüne) sich weiter gegen eine Verlegung der Straßenbahn sperre, sei sie
„eine verkehrte Senatorin“.
26. 1. Dänemark beginnt mit der Erhöhung des Wildschweinzauns. Das sei eine
längst überfällige Maßnahme, informiert der sozialdemokratische
Agrarminister Rasmus Prehn: „Nachdem uns gelungen ist, mit dem Zaun die
Schweinepest auszusperren, werden wir nun auch dafür sorgen, dass die
deutsche Vogelgrippe nicht unser dänisches Geflügel schädigt.“ Andere
Länder hätten das Glück, ihre Nachbarn durch hohe Gebirge auf Distanz zu
halten, „wir müssen halt einen kilometerhohen Zaun bauen“.
Schleswig-Holsteins Umweltminister Jan-Philipp Albrecht (Grüne) richtet „an
unsere lieben Nachbarn die Bitte, das noch einmal zu überdenken“.
## Februar
7. 2. Die in Georgsmarienhütte festgestellte neue Corona-Mutation ist die
erste, nach Erschöpfung des griechischen Alphabets bestimmte Virusvariante.
Sie erhält daher als erste auf Anregung der WHO eine Runen-Bezeichnung:
Fehu-Covid ist resistent gegen alle bekannten Impfstoffe bis auf Astra
Urtyp. Neben den gängigen Symptomen verursacht sie bei Erkrankten eine
dauerhafte und chronische Testosteron-Überproduktion. Brigitte grübelt über
die Bedeutung dieser Erkenntnis: „Bekommen wir ein Problem mit dem
Männerhormon?“
8. 2. Beim taz-Wahlkampf-Salon in Kiel [3][schlägt Grünen-Spitzenkandidatin
Aminata Touré] eine unerwartet dramatische Tonart an: Frische Studien des
Kieler Klimaforschers Mojib Latif belegten, dass es noch im Laufe des
Frühjahrs zu einem erheblichen Anstieg des Meeresspiegels kommen könnte,
„der unsere Westküste stark gefährden würde“.
10. 2. „Irre: Diese Grüne (29) lässt uns alle schwarzsehen!“, titelt die
regionale Bild in ihrem Bericht über das, was sie Aminata Tourés „peinliche
Wahlkampfaussetzer beim Linkspostillen-Talk“ nennt: „Mit
Weltuntergangs-Zahlen vom verrückten Muslim-Prof (67) aus Kiel will diese
Frau uns Angst machen“, heißt es weiter. „Wer sich fürchtet, wählt grün…
geht ihre Rechnung. Fies!“
12. 2. Schleswig-Holsteins stellvertretender Ministerpräsident Jan-Philipp
Albrecht (Grüne) rügt den „zumindest unterschwelligen Rassismus“ des
Artikels und warnt davor, Tourés Aussagen „als Panikmache abzutun“.
Diskutiert werde „ein nicht völlig unplausibles, datenbasiertes Szenario,
das wir ernst nehmen sollten, auch wenn es nicht das wahrscheinlichste ist,
das wir uns bei sorgfältiger Analyse vorstellen können oder auch nur
wollen“, teilt er mit.
Bild solle sich für ihre „einigermaßen inakzeptable Art, das Thema zu
behandeln, mit den Grünen und Touré verständigen“. Bild-Hamburg-Chef Max
Schneider kontert: „Das haben wir schon erwartet, dass die gleich wieder
mit der Rassismuskeule auf uns losgehen“, vertraut er der Deutschen
Presseagentur an. „Aber von der schwarzen Prinzessin lass’ ich mir den Mund
nicht verbieten.“
18. 2. Die „Gorch Fock“ wird von Kiel nach Bremerhaven geschleppt, „für
etwa einwöchige Wartungsarbeiten mit Kosten von zirka 30.000 Euro“, wie
Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) mitteilt.
19. 2. Auf die Idee einer Tram-Verlegung angesprochen, sagt Bremens
Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne) im Radio-Bremen-Interview: „Für so
unwirtschaftliche Ideen ist in Bremen die Unwirtschaftlichkeitssenatorin
zuständig.“
## März
1. 3. Der Vorsitzende des Hamburger Cum-Ex-Ausschusses, Mathias Petersen
(SPD), stellt beim Blick in den Kalender fest, dass bereits März ist. „Als
wir unseren Februartermin mit unserem Kanzler Olaf Scholz ausgemacht haben,
war uns völlig entfallen, dass 2022 gar kein Schaltjahr ist.“ Man werde
umgehend für Abhilfe sorgen, „auf dem kurzen Dienstweg, von Genosse zu
Genosse“.
8. 3. Der Vorsitzende des Niedersächsischen Corona-Forschungsnetzwerks,
Professor Jürgen Wienands, bestätigt die befürchteten Langzeitfolgen von
Fehu-Covid: Die Genesenen fühlten und verhielten sich „deutlich maskuliner“
als vor ihrer Erkrankung.
9. 3. Im Magazin Niedersächsischer Jäger erscheint unter dem Titel „Ein
ungeheurer Verdacht“ eine spektakuläre Investigativ-Story über einen
Menschwolf im Landkreis Friesland. Für politisches Aufsehen sorgt vor allem
der Kommentar zum Thema im Editorial: „Wir wissen nicht, was Umweltminister
Olaf Lies mit diesem Hybridwolf zu tun hat“, hält darin Chefredakteur
Benedikt Schwebeln fest. Aber „eine gewisse Ähnlichkeit wie zwischen Vater
und Sohn“ lasse sich „kaum ernsthaft bestreiten“. „Seien wir besonnen�…
appelliert Schwebeln, „das alles kann Zufall sein. Ein mehr als zufälliger
Zusammenhang würde aber in der Tat viele Merkwürdigkeiten in der
niedersächsischen Wolfspolitik erklären.“
10. 3. Bundesklimaminister Robert Habeck, Bundesumweltministerin Steffi
Lemke sowie Schleswig-Holsteins Umwelt- und Klimaminister Jan-Philipp
Albrecht besprechen sich mit dem Grünen-Spitzenduo Monika Heinold und
Aminata Touré sowie einem Forscherstab um Mojib Latif in kleiner Runde in
Kiel. „Die Lage hier im Norden bereitet uns echt totale Sorgen“, so Habeck
im Anschluss zu wartenden Reporter*innen. „Wir können dazu derzeit kein
Statement formulieren.“ Eine Pressekonferenz werde es nicht geben. Das
Verweigern klarer Ansagen sei „ein raffinierter, aber auch heikler
Wahlkampf-Coup“, deutet die FAZ die Enthaltsamkeit.
11. 3. Eine parlamentarische Anfrage zu Menschwolf Odo wird von der
niedersächsischen Landesregierung als regelwidrig zurückgewiesen: Anfragen
zu Familienangehörigen der Mitglieder der Landesregierung seien nicht
einmal im Landestransparenzgesetz vorgesehen. Auf die mündliche Nachfrage
nach diesem Gesetz reagiert Innenminister Boris Pistorius (SPD) ungehalten:
„[4][Wir haben es in geheimer Sitzung beschlossen und umgehend zur
Verschlusssache erklären müssen]“, blafft er. Die Anfrage belege nur zu
gut, wie richtig diese Entscheidung gewesen sei. „Wir lassen uns unsere
Transparenz von Ihnen nicht beschmutzen!“
15. 3. In der Bremer Senatssitzung regt Kristina Vogt (Die Linke) in
Abwesenheit von Maike Schaefer (weilt auf der Kieler
Strahlenschutzkonferenz) an, „ein unverbindliches Stimmungsbild zur Idee
Straßenbahnverlegung“ zu erstellen.
29. 3. Im Paul-Löbe-Haus in Berlin will gerade der Hamburger
Cum-Ex-Ausschuss zusammentreten, als Wolfgang Schmidt den Saal betritt: Er
habe schlechte Nachrichten, teilt der Kanzleramtsminister mit. Leider habe
keiner dran gedacht, den Treffpunkt für dieses Meeting festzuzurren: „Just
in diesem Moment ist Olaf Scholz im Plenarsaal der Hamburgischen
Bürgerschaft eingetroffen“, das sei nun nicht mehr zu ändern. Per Telefon
schlägt Scholz vor, die „nächste Sitzung auf jeden Fall in Hamburg“
abzuhalten und einfach von Dienstag auf „kommenden Freitag, 16.25 Uhr“ zu
verschieben.
## April
1. 4. Beim Vorsitzenden des Cum-Ex-Ausschusses, Mathias Petersen (SPD),
klingelt um 8.30 Uhr das Smartphone. „Mensch, Olaf“, freut der sich über
den Anruf. „Ja, Matze“, so der Kanzler, „gut, dass ich mir deine Nummer h…
merken können. Weißt du auch, was für ein Tag heute ist?“ „Freitag?“
„Jawoll – aber nicht nur! Du hast die Ehre, der erste zu sein, den ich als
Kanzler in den April geschickt habe. Bitte vergiss nicht, das den
Ausschussmitgliedern mitzuteilen!“
6. 4. Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies lobt eine Abschussprämie von
2.000 Euro aus für denjenigen, der Menschwolf Odo erlegt. Unmittelbar
danach ziehen die Roten Weidmänner, die als mächtigster Zusammenschluss
innerhalb der Landes-SPD gelten, ihren Antrag zurück, Lies beim Parteitag
am folgenden Wochenende abzuwählen.
10. 4. Lies wird überraschend vom Landesparteitag der SPD zum
Spitzenkandidaten gekürt. „Ein Mann, der mit Wölfen per Du und sogar bereit
ist, für die Sozialdemokratie seinen Sohn zu opfern, dem kann ich mich
nicht entziehen“, räumt Ministerpräsident Stephan Weil bereitwillig das
Feld. „Das ist ja fast wie Jesus.“ Außerdem sei Olaf „ein Winner-Name“,
findet Weil. Entsprechend geht die SPD mit dem Slogan „Mehr Olaf wagen“ in
den Wahlkampf.
16. 4. Bei „Hallo Niedersachsen“ spricht Niedersachsens Agrarministerin
Barbara Otte-Kinast (CDU) erstmals über die gerade überstandene
Fehu-Covid-Infektion und dass sie sich nicht mehr als Frau wahrzunehmen
vermöge. Der Fleischerverband Niedersachsen/Bremen ernennt Otto Kinast
umgehend zum Ehrenmann.
19. 4. Stefan Seidler schmeißt in Berlin eine Riesen-Party: Grund seien die
rund 50.000 zu Ostern an ihn geschickten Gækkebriefe, erklärt der
Bundestagsabgeordnete der dänischen Minderheitspartei SSW der
Hauptstadtpresse: Gemäß dänischer Tradition habe er nun die Pflicht, ein
Fest für all jene Absender auszurichten, die er nicht erraten habe – die
gesamte Südschleswigsche Community. Die Feierlaune weicht dem Entsetzen,
als um 16 Uhr ein Tsunami die Westküste Schleswig-Holsteins mit voller
Wucht trifft, die Deiche hinwegfegt und das Meer im Anschluss die Marschen
komplett flutet.
„Wir erleben die dritte Grote Mandränke“, sagt Robert Habeck, der bei den
verzweifelten Schöpfarbeiten vor Friedrichstadt hilft. Als ein
RTL-News-Reporter ihn fragt, ob es für die Grünen bei der Wahl gut ist,
dass sie mit ihren Warnungen recht gehabt haben, schaut Habeck ihm tief in
die Augen und sagt: „Sorry, aber das ist doch echt eine Bullshit-Frage.“
20. 4. Mit der Schlagzeile „Brauchen wir etwa einen Flut-Führer?“ greift
die Bild direkt Habecks Kriseneinsatz an.
21. 4. Bei einer Sondersitzung verabschiedet der Kieler Landtag einstimmig
eine Resolution, die „daran erinnert, dass die Flutkatastrophe, die uns
völlig unvorhergesehen getroffen hat, für niemanden Anlass zum
Triumphalismus bietet, auch nicht für die Grünen“. Jörg Nobis (AfD)
erläutert im Exklusivinterview mit den Kieler Nachrichten, dass die
„Emanzenbande“ damit noch gut weggekommen sei, „nachdem ihre schwarze
Prinzessin die Flut herbeigeredet“ habe.
## Mai
2. 5. Die sechs Landräte und die zwei Oberbürgermeister
Mecklenburg-Vorpommerns kritisieren den „nachgiebigen Kurs der
Landesregierung“ gegenüber den aus dem überfluteten Schleswig-Holstein
Geflüchteten. Er wolle das jetzt nicht als typisches „Weiber-Regiment“
bezeichnen, sagt der Landkreistagsvorsitzende Heiko Kärger (CDU), aber es
mache eben schon etwas aus, wenn in der Regierung mehr Frauen säßen, „und
wir hier, die sich an der Basis kümmern und mitkriegen, wie sich die Bürger
überfremdet fühlen, sind nun mal alles Männer“.
8. 5. Unter widrigsten Bedingungen hat Schleswig-Holstein gewählt:
„Vielleicht“, kommentiert Robert Habeck das mit 4,5 Prozent schwache
Abschneiden der Grünen in der taz, „haben wir mit unserem Angebot, zwei
Frauen, eine davon schwarz, ganz nach vorne zu stellen, ganz einfach die
Wähler überfordert.“ Das räche sich eben. „Auch die Flut hat uns nicht
gerade in die Karten gespielt“, analysiert er. „Die Menschen fühlen sich
nicht wohl mit Leuten, die Unheil prophezeien.“
Zulauf verzeichnet dagegen der SSW: „Die haben bewiesen, dass sie ihre
Leute schützen können, ohne die Stimmung zu vermiesen“, sagt Simone Lange
(SPD) im Wahltalk mit Blick auf die Berliner Osterbriefe-Party. „Das muss
man einfach auch mal neidvoll anerkennen.“ Die 52 Prozent der Stimmen kann
der SSW aber nicht in Mandate ummünzen: Er hat viel zu wenig
Kandidat*innen auf der Liste. Die SPD kann sich daher über ihre
komfortable Mehrheit freuen. Nachdem die Abgeordneten erfahren haben, dass
ein Thomas Losse-Müller ihr Spitzenkandidat war, wählen sie ihn auch zum
Ministerpräsidenten.
14./15. 5. In Erinnerung an Annalena Baerbocks Performance und unter dem
Eindruck des Wahldebakels von Schleswig-Holstein setzen die
niedersächsischen Grünen das Frauenstatut aus. Spitzenkandidat wird der
frühere Agrarminister Christian Meyer, die ersten fünf Plätze gehen an
weiße Männer jenseits der 40. „Wir müssen uns vom Jugendwahn freimachen“,
begrüßt Gastredner Robert Habeck die Tendenz.
26. 5. In Hamburg kündigt Andy P. Grote (SPD) an, mit Geldern aus dem
Innen-Etat „mannhaft die Obdachlosigkeit zu bekämpfen“. Diese werde
„insbesondere auf den Bänken im Bahnhofsumfeld“ mehr und mehr zur
Belastung. Man habe dafür „ein neuartiges, preisgünstiges Werkzeug
entwickelt, die pollerartige immissionsfreie Landstreicherabwehr“, so Grote
am Vatertag weiter, „kurz PIMML“. Es handelt sich um kleine fleischfarbene
Silikon-Röllchen in Stößel-Form, die ohne viel Aufwand an Stadtmöbeln
befestigt werden können. „Das soll eine abschreckende Wirkung entfalten“,
sagt der Innensenator. „Für mich haben sie aber auch etwas Dekoratives.“
## Juni
10. 6. Die „Gorch Fock“ soll von Bremerhaven wieder zur Ostsee aufbrechen,
um dort humanitäre Hilfe für schleswig-holsteinische Geflüchtete zu
leisten. Bei der Flutung des Docks reißt allerdings ihr Rumpf auf und der
Vorgang wird abgebrochen. „Da müssen wir wohl nachbessern und etwas auf die
30 Millionen Euro für die Wartung draufsatteln“, informiert
Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) die Presse.
20. 6. Die Hamburger Morgenpost macht bekannt, dass Innensenator Andy Grote
plant, die volkstümliche Bezeichnung der PIMML an den städtischen Bänken
als „Grotes“ oder auch „lütte Grotes“ zu untersagen.
21. 6. Nachdem Odo, der Menschwolf, mehrfach am Dollart gesichtet wird,
erhöht Olaf Lies die Abschussprämie aus seinem Privatkonto um 20.000 Euro.
## Juli
4. 7. Im Gespräch mit der Morgenpost räumt Andy P. Grote (SPD) ein, dass er
seinen PIMML-Erlass wegen unerwarteter verfassungsrechtlicher Hürden
zurückziehen musste. „Man wird die PIMML leider weiter Grotes nennen
dürfen, auch wenn ich das geschmacklos finde“, sagt Hamburgs Innensenator.
Zugleich werde die PIMML-Montage vorläufig gestoppt, „weil sie in großer
Stückzahl offenbar als Souvenir abgerissen und entwendet“ würden.
5. 7. Während Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Die Linke) den
Bremen-Stand auf der Handelsmesse in Dar-Es-Salam eröffnet, regt
Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne) bei der Bremer Senatssitzung an,
grundsätzlich zu beschließen dass die Kosten von Straßenbahn-Verlegungen
diejenigen zu übernehmen haben, die sie vorschlagen.
8. 7. Auf ihrem Parteitag beschließt die Niedersachsen-CDU, mit dem Slogan
„Endlich ein Ehrenmann für Hannover“ zur Landtagswahl anzutreten. „Ich h…
das Signal verstanden“, kommentiert der Parteivorsitzende Bernd Althusmann
das Votum. „Ich werde auf die Spitzenkandidatur zugunsten von Otto Kinast
verzichten!“
## August
15. 8. Bei einer Sommer-Tour zu Bremens Baustellen treffen Umweltsenatorin
Maike Schaefer (Grüne) und Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke)
ungeplant aufeinander. Wenige Sekunden später drischt Vogt mit der Stange
einer Werder-Fahne auf Schaefer ein, die ihr Sand in die Augen schleudert.
Die Prügelei bringt Bremen erstmals seit Langem wieder bundesweit in die
Schlagzeilen.
Die innerkoalitionären Spannungen räumt Bürgermeister Andreas Bovenschulte
(SPD) ab, indem er aus dem Urlaub heraus den Abbau der Tram verkündet. Der
Imageschaden, den es für Bremen bedeute, als „Dorf mit Straßenbahn“
verlacht zu werden, müsse ein Ende finden.
16. 8. Die „Gorch Fock“ wird für abschließende Arbeiten nach Wilhelmshaven
geschleppt, was leider zusätzliche Kosten „von wenigen Millionen“
verursacht, wie Verteidigungsministerin Lambrecht einräumt.
## September
21. 9. In der Hamburgischen Bürgerschaft tritt der Parlamentarische
Untersuchungsausschuss zum Cum-Ex-Skandal zusammen. Die Laune ist blendend,
bis 15 Minuten nach Sitzungsbeginn Kanzleramtsminister Wolfgang Schmidt
(SPD) den „lieben Genossen Petersen“ am Smartphone zusammenfaltet: „Der
Olaf und ich warten seit 14 Uhr im Löbe-Haus, und rat mal auf wen?“
27. 9. Der NDR hat die Regeln für das Wahl-Triell bei der Niedersachsenwahl
geändert: Nachdem sich die Messung der Redezeit im Bundestagswahlkampf als
hoch kompliziert und fehleranfällig erwies, stellt Chefredakteur Andreas
Cichowicz nur kurz die Kombattanten vor, um sich dann „in gebotener
Zurückhaltung zu üben“, wie er sagt: „Damit haben wir einen echten
Wettkampf, bei dem, wie beim Mexican Shoot-out derjenige gewinnt, der am
Ende noch steht.“
Die Chance lässt sich Christian Meyer nicht entgehen: „Ich könnte jetzt
pausenlos so weiter reden“, stellt er nach drei Stunden fest, „aber die
Sendezeit ist leider begrenzt und die Regie hat mir einen Zettel
reingereicht, dass Olaf und Otto Sie herzlich grüßen lassen, aber hätten
aufgeben müssen.“
29. 9. Die Niedersachsen-Grünen stellen ein neues Plakat vor, das Christian
Meyer am Rednerpult zeigt: Der Slogan: „Last Man Talking – hilft gegen
alle“.
## Oktober
9. 10. Bei der Landtagswahl fahren die Grünen in Niedersachsen einen
Erdrutschsieg ein: Sie erhalten 66 Prozent der Stimmen, Linke, SPD und CDU
meistern gerade noch die Fünfprozenthürde, die FDP scheitert knapp.
Das sei keine Überraschung, erklärt der Politikwissenschaftler Andreas
Busch im NDR. Insgesamt zeige sich ein „Trend zu einem eher wortreichen
Politikstil: Männer, die die Welt erklären, sind wieder gefragt.“ Meyer ist
zu Tränen gerührt: „Ich bin sprachlos“, sagt er. Zum Umweltminister beruft
er einen gewissen Odo M. Wolf.
## November
18. 11. Beim Kalfatern der „Gorch Fock“ kommt es zu einer Explosion, weil
Dichtungsmittel und das Insektizid, mit dem der Hauptmast behandelt wurde,
reagieren: Sie reißt eine Bresche in die Spundwände des Jade-Weser-Ports,
der umgehend gesperrt werden muss. „Wie hoch die Folgekosten sind, kann
noch nicht abgeschätzt werden“, sagt Verteidigungsministerin Christine
Lambrecht (SPD). „Der unmittelbare Schaden wird derzeit mit 1,4 Milliarden
Euro beziffert.“
## Dezember
13. 12. Bei einer Razzia in Hamburgs Shisha-Bars werden große Mengen
gefälschter PIMML beschlagnahmt. Innensenator Andy P. Grote (SPD) lobt den
Einsatz als „wichtigen Schlag gegen die organisierte Kriminalität: PIMML zu
fälschen und mit ihnen zu handeln, ist alles andere als ein
Kavaliersdelikt.“
29. 12. Als er am Zweiten Weihnachtsfeiertag feststellt, dass er zwischen
den Jahren noch nichts vorhat, lädt Olaf Scholz (SPD) den
Untersuchungsausschuss zum Cum-Ex-Skandal ein, ihn zu befragen. Die
Abgeordneten eilen in den Plenarsaal.
„Erlauben Sie mir“, ergreift Scholz eingangs die Gelegenheit für ein
Statement, „hier noch einmal zu betonen, wie sehr mir diese Aussage hier
ein Anliegen ist, und dass ich mich freue, dass Sie mir ermöglichen,
endlich meine Sicht der Dinge darzulegen. Gleichwohl muss ich Sie warnen,
die Erwartungen zu hoch zu schrauben, denn außer dem Eintrag in meinen
Terminkalender ist, wie Sie sich sicher vorstellen können, jede Erinnerung
an ein mutmaßliches Treffen oder auch nur ein mögliches Gespräch mit einem
Herrn Olearius, dessen Namen ich, wie ich gestehen muss, so wie die
meisten, nur aus der Zeitung kenne, unwiederbringlich verloren.“
Als der Ausschuss darauf schweigt, ergänzt er noch: „Und glauben Sie mir,
niemandem tut das mehr leid als mir selbst.“ Dann rückt er die Krawatte
zurecht, packt seine Mappe und schleicht aus dem Plenarsaal. Auf
Zehenspitzen. Denn Olaf Scholz will ganz bestimmt niemanden um seinen
verdienten Schlaf bringen.
1 Jan 2022
## LINKS
[1] /Hamburger-Cum-Ex-Untersuchungsausschuss/!5822909
[2] /Anklage-gegen-HSV-Spieler-Bakery-Jatta/!5817174
[3] /Landtagswahl-Schleswig-Holstein/!5809422
[4] /Verhandlung-vor-dem-Staatsgerichtshof/!5815846
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