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# taz.de -- Teenager-Sex in Filmen: Der falsche Blick
> Teenager werden in Serien hypersexualisiert, findet unsere Autorin.
> Jugendlicher Sex sollte deshalb trotzdem kein Tabu sein.
Bild: Die 17-jährige Rue geht auf die High School und ist drogenabhängig
Vielleicht liegt es an meiner eher konservativen Erziehung, aber ich kann
mir Serien, in denen Teenager Sex haben, nicht ansehen. Ich finde es noch
unangenehmer als damals mit den Eltern fernzusehen, während plötzlich eine
Sexszene kam.
Ja, ich weiß schon, die [1][Schauspieler*innen, die diese Rollen
verkörpern], sind volljährig, und Sex sollte nie und vor allem auch bei
Teenagern kein Tabu sein, aber mich beschleicht das Gefühl, dass manche
Serien, die sich viel um die Sexualität von jungen Menschen drehen, nicht
wirklich von der Zielgruppe konsumiert werden, und dann sitzen da so
30-Jährige wie ich und schauen ihnen dabei zu. Ich kenne beispielsweise
keine*n 15-Jährige*n, zumindest im deutschsprachigen Raum, der*die
„Euphoria“ schaut.
Die von [2][Drake] produzierte US-amerikanische HBO-Serie handelt von einer
Gruppe Highschool-Schüler*innen rund um die 17-jährige drogenabhängige
Rue (gespielt von der großartigen Zendaya) und adressiert wichtige Themen
wie Sexualität und Sexismus. Schon in der ersten Folge wird kurz auf die
sexistische Darstellung von jungen Frauen in Pornos hingewiesen. Aber
reproduziert die Serie diese Darstellung in einer abgeschwächten Form nicht
auch selbst?
In der ersten Folge habe ich schon ohne Not mehrere Paar nackte Brüste von
Teenagern gesehen. Und nein, natürlich sind nackte Frauenbrüste nicht das
Problem, sondern ihre Sexualisierung. Aber wieso werden dann die männlichen
Brüste in derselben Folge anders inszeniert? Es ist diese einschlägige
Inszenierung von weiblichen Körpern durch den männlichen Blick, der mich
die erste Folge abbrechen ließ.
## Darstellung von jungen Frauen
Noch bevor ich es gegoogelt habe, hatte ich schon geahnt, dass die Serie
von einem männlichen Produzenten – in dem Fall von Superstar Drake – und
einem männlichen Regisseur gedreht wurde. Außerdem sind alle vier
Kameramänner Männer. Als ich zu „Euphoria“ recherchiere, erfahre ich, dass
Produzent Drake 2017, zu dem Zeitpunkt 30 Jahre alt, mit der damals
13-jährigen Millie Bobby Brown, Hauptdarstellerin in Stranger Things,
[3][getextet haben soll].
Bobby Brown stellte daraufhin klar, dass Drake lediglich ihr Mentor sei.
Wenig später wurde bekannt, dass er auch mit der damals 17-jährigen
[4][Musikerin Billie Eilish schrieb], die aber ebenso klarstellte, dass
Drake „der netteste Mensch überhaupt“ sei.
Während ich bei „Euphoria“ wahrscheinlich einfach zu sensibel bin,
schließlich wurden die Sexszenen mit einer Intimitätskoordinatorin
inszeniert und für jeweils eine Folge übernahmen drei Frauen die Regie,
wurde dem [5][Netflix-Teenagerdrama „Cuties]“ von 700.000 Menschen eine
Hypersexualisierung von Teenagern vorgeworfen.
So viele unterschrieben 2020 eine Petition zur Entfernung des Films, weil
die Darstellung der jungen Mädchen unangebracht wäre. Die Regisseurin – in
dem Fall eine Frau – argumentierte, dass der Film eben genau diese
Darstellung von jungen Frauen kritisiert. Es ist wahrscheinlich wirklich
alles etwas komplizierter. Ich schaue für den Anfang trotzdem wohl besser
das „Sex and the City“-Sequel mit den 55-jährigen Schauspieler*innen.
19 Dec 2021
## LINKS
[1] /Sexszenen-am-Filmset/!5790805
[2] /Maennlichkeitsbilder-im-HipHop/!5343838
[3] https://www.thelist.com/599260/why-fans-are-concerned-about-millie-bobby-br…
[4] https://www.distractify.com/p/drake-text-billie-eilish
[5] https://www.diepresse.com/5867565/film-cuties-lost-netflix-boykott-und-deba…
## AUTOREN
Melisa Erkurt
## TAGS
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