# taz.de -- Corona-Impfkampagnen im Norden: Ein, zwei, drei, viele Impfzentren | |
> Bremen eröffnet erneut ein Impfzentrum, um die Booster-Kampagne zu | |
> wuppen. In Hamburg und Niedersachsen sollen Arztpraxen die Hauptlast | |
> tragen. | |
Bild: Bleibt zu: Impfzentrum in den Hamburger Messehallen | |
HAMBURG/BREMEN/HANNOVER taz | Hamburg sieht sich für die Boosterimpfungen | |
in den kommenden Monaten gut gewappnet: Am Freitagvormittag erklärte | |
Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD), wie die städtische | |
Impfkampagne in den kommenden Wochen an Fahrt aufnehmen soll: „Wir bauen | |
nun unsere Angebote nochmal aus, um die Ärztinnen und Ärzte in unserer | |
Stadt durch Impfzentren in allen Bezirken bei den Auffrischungsimpfungen zu | |
unterstützen“, sagte Leonhard. [1][Vorrangig sollen in Hamburg die | |
Hausarztpraxen] die Impfungen durchführen. [2][Mobile Impfteams] sowie | |
mehrere kleinere Impfzentren sollen die Kapazitäten allerdings erweitern. | |
Am Donnerstag hatte die [3][Ständige Impfkommission (Stiko) empfohlen], nun | |
allen doppelt geimpften Menschen ab 18 Jahren eine Drittimpfung anzubieten. | |
Zuvor hatte sich die Stiko dafür ausgesprochen, zunächst lediglich die | |
Über-70-Jährigen zu boostern. Ebenso könne der zeitliche Abstand zur | |
Zweitimpfung flexibler sein. „Eine Verkürzung des Impfabstandes auf fünf | |
Monate kann im Einzelfall – oder wenn genügend Kapazitäten vorhanden sind �… | |
erwogen werden“, teilte die Stiko mit. | |
Der Hamburger Senat rechnet vor, dass in den kommenden Monaten für rund | |
75.000 Personen pro Woche die Auffrischungsimpfung ansteht. Kurzfristig | |
dürfte die Nachfrage allerdings wegen der geänderten Stiko-Empfehlungen | |
deutlich größer sein. Der Senat will deshalb die Kapazitäten in der Stadt | |
auf bis zu 160.000 Impfungen pro Woche hochfahren. | |
Das zentrale Impfzentrum in den Messehallen, das erst Ende August nach acht | |
Monaten wieder geschlossen worden war, bleibt allerdings dicht. Stattdessen | |
hat der Senat nun kleinere Impfzentren in den sieben Bezirken, vor allem in | |
den Krankenhäusern, eingerichtet. Dort könnten rund 60.000 Impfungen pro | |
Woche durchgeführt werden – fast so viele wie in den Messehallen in | |
Spitzenzeiten möglich waren. „Die Pandemie fordert, dass wir alle an einem | |
Strang ziehen“, sagte Pedram Emami, Präsident der Ärztekammer Hamburg. | |
## Bremen eröffnet neues Impfzentrum | |
Die Bremer Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard hingegen hatte am | |
Donnerstag verkündet, nun doch wieder ein Impfzentrum aufbauen zu wollen, | |
nachdem das auf der Bürgerweide in den Messehallen erst vor vier Wochen | |
geschlossen worden war. Noch am Montag hatte ihr Sprecher der taz gesagt, | |
man setze auf dezentrale kleinere „Impfstellen“ und die mobilen Impfteams. | |
Das neue Impfzentrum soll im ehemaligen Sparkassengebäude am Brill | |
eingerichtet werden. Die Eigentümer-Familie Schapira stelle das Gebäude | |
mietfrei zur Verfügung und wolle lediglich die Verbrauchskosten für | |
Heizung, Strom und Wasser erstattet bekomme, teilte Bernhard am | |
Freitagnachmittag mit. | |
Die Gesundheitssenatorin begründete diesen Schritt mit „deutlich | |
gestiegener“ Nachfrage nach den Auffrischungsimpfungen „in den vergangenen | |
Tagen“. Die drei Impfstellen seien beinahe vollständig ausgebucht, es gebe | |
nur noch wenige Termine bis Ende des Jahres. „Wir müssen und werden noch | |
einmal deutlich nachlegen, um im Dezember und Januar viele | |
Auffrischungsimpfungen zu ermöglichen.“ | |
Bremen, das Bundesland mit der [4][seit Monaten bundesweit höchsten | |
Impfquote], hatte anders als Hamburg und Niedersachsen schon vor einer | |
Woche allen Bremer:innen unabhängig von ihrem Alter oder | |
Gesundheitsstatuts eine Auffrischungsimpfung angeboten. Die einzige | |
Bedingung sei, dass der Termin der zweiten Impfung mindestens sechs Monate | |
zurück liege. | |
## Prämie soll Niedersachsen Ärzte locken | |
Niedersachsen will die eingelagerten Impfzentren erst einmal nicht wieder | |
aufbauen und setzt lieber auf Aufstockungen bei den Arztpraxen und den | |
mobilen Impfteams. | |
Für die Arztpraxen wurde in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen | |
Vereinigung ein Förderprogramm aufgelegt, der einen Strukturzuschlag für | |
„Schwerpunkt-Praxen“ vorsieht. Auf diesen Zuschlag können sich Praxen | |
bewerben, die jetzt schon impfen und in der Lage sind, noch ein | |
zusätzliches Impfangebot von acht Stunden pro Woche zu stemmen – und zwar | |
für alle und nicht nur für die eigenen Patienten. | |
Dafür erhalten sie 1.040 Euro pro Woche. 180 solcher Impfpraxen soll es im | |
ganzen Land geben. Auf die erste Ausschreibung haben sich schon 280 | |
beworben. Außerdem hat die KVN auch die Facharztpraxen aufgefordert wieder | |
stärker in die Impfkampagne einzusteigen. | |
Die mobilen Impfteams oder kleineren Impfstationen werden über die | |
Landkreise und Städte organisiert. Mitte November waren das noch 134, das | |
Ministerium möchte dies mindestens verdoppeln. Am Ende soll überall ein | |
Team oder eine Impfstation pro 40.000 Einwohner zur Verfügung stehen. | |
Damit, argumentiert die Gesundheitsministerin, erreiche man die Leute viel | |
besser und niedrigschwelliger als mit den großen zentralen Impfzentren. Die | |
hätten in der Hochphase im vergangenen Juli auch nur 181 Impfteams | |
beschäftigt. | |
Allerdings – ließ Krisenstabsleiter Heiger Scholz im Gesundheitsausschuss | |
durchblicken – hakt es derzeit wohl noch bei den Kommunen, die diese | |
Kapazitäten nicht in vollem Umfang abrufen. Vermutlich muss das Personal | |
erst angeworben werden. Wo auch immer in den vergangenen Tagen Impfstraßen | |
eröffnet wurden, die Booster-Impfungen ohne Termin anboten, bildeten sich | |
umgehend lange Warteschlangen. | |
## 24 „Impfstellen“ in Schleswig-Holstein | |
Mit neuen Impfstellen im ganzen Land rüstet sich Schleswig-Holstein für den | |
großen Andrang nach Auffrischungsimpfungen. Wie das Gesundheitsministerium | |
mitteilte, werden derzeit an 24 Standorten solche Stellen eingerichtet. In | |
den Stationen werden nicht nur sogenannte Booster-Impfungen verabreicht, | |
sondern auch erste und zweite. Terminbuchungen starten am Donnerstag | |
kommender Woche. Fast alle Impfstellen sollen Anfang Dezember einsatzbereit | |
sein. | |
Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) rief die Schleswig-Holsteiner auf, | |
die Impfangebote in den neuen Stationen zu nutzen. Darüber hinaus gebe es | |
zahlreiche Impfaktionen [5][an vielen weiteren Orten]. Niedergelassene | |
Ärzte impfen ebenfalls gegen das Coronavirus, wobei momentan viele Praxen | |
dem Bedarf an Booster-Impfungen nicht entsprechen können. | |
Der Landesvorsitzende der mitregierenden Grünen Steffen Regis forderte | |
deshalb, dass auch in Apotheken gegen Corona geimpft wird. „Wir müssen im | |
Wettlauf gegen das Coronavirus schneller beim Impfen werden und dafür | |
brauchen wir die Apotheken als zusätzliche Impfstellen“, sagte er. Die | |
Grundlagen dafür seien mit Modellprojekten von Grippeschutzimpfungen in | |
Apotheken gelegt. | |
„Die Hürden für eine Impfung würden so deutlich gesenkt, da die Apotheken | |
für viele Menschen ohnehin Anlaufstellen bei Gesundheitsfragen sind und sie | |
leicht zu erreichen sind“, sagte der Regis. „Sie sind bereits Teil der | |
Impfstoff-Logistikketten und andere europäische Länder machen gute | |
Erfahrungen damit, Corona-Impfungen in Apotheken anzubieten.“ | |
mit Material von dpa | |
19 Nov 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://www.kvhh.net/de/patienten/informationen-zum-corona-virus-sars-cov-2… | |
[2] /Corona-Impfkampagne-in-Hamburg/!5788206 | |
[3] /Nachrichten-in-der-Coronakrise/!5816444 | |
[4] /Deutschlands-Impfmeister-Bremen/!5804035 | |
[5] http://www.impfen-sh.de | |
## AUTOREN | |
André Zuschlag | |
Eiken Bruhn | |
Nadine Conti | |
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