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# taz.de -- Justus Rosenberg gestorben: Fluchtroute Pyrenäen
> Justus Rosenberg floh vor den Nazis nach Frankreich und half, hunderte
> Menschen in Sicherheit zu bringen. Nun ist er im Alter von 100 Jahren
> gestorben.
Bild: Justus Rosenberg, letzter lebender Helfer von Varian Fry, 2018
RHINEBECK dpa | Von den Nationalsozialisten aus Danzig vertrieben, floh
Justus Rosenberg während des Zweiten Weltkriegs nach Frankreich. Dort
[1][half er dem Freiheitskämpfer Varian Fry,] Hunderte Menschen in
Sicherheit zu bringen. Wie die „New York Times“ am Donnerstag unter
Berufung auf seine Ehefrau Karin berichtete, starb Rosenberg, der der
letzte noch lebende Helfer von Fry war, bereits am 30. Oktober im Alter von
100 Jahren.
Auch das Bard College, an dem Rosenberg bis zuletzt gelehrt hatte,
bestätigte seinen Tod. Demnach starb der Professor für Sprachen und
Literatur, der im Januar 100 Jahre alt geworden war und erst im vergangenen
Jahr ein Buch über seine Zeit an der Seite von Fry herausgegeben hatte, im
Kreis seiner Familie.
Geboren wurde Rosenberg 1921 in Danzig, seine Eltern waren
nicht-praktizierende Juden, die Sprache zu Hause war Deutsch. Vor den
Nationalsozialisten floh Rosenberg nach Frankreich, wo er Schule und
Universität besuchte. Über Bekannte lernte er im Süden des Landes
schließlich den US-Journalisten Fry (1907-1967) kennen, der ihn sofort als
Helfer beim Aufbau seines Rettungsnetzwerks einstellte, mit dem er Hunderte
Menschen die Flucht vor den Nationalsozialisten ermöglichen wollte.
Darunter waren beispielsweise [2][die Philosophin Hannah Arendt], die
Künstler Marc Chagall und Max Ernst und die Schriftsteller Heinrich und
Golo Mann.
Im Team wurde Rosenberg bald „Gussie“ genannt. Der unauffällig aussehende
junge Mann, der perfekt Französisch, Deutsch und Englisch sprach, lebte mit
Fry und den anderen in einem Haus, wurde zum Kurier, überbrachte teils
gefälschte Dokumente und half berühmten Menschen wie Heinrich Mann und
Franz Werfel persönlich über die Pyrenäen nach Spanien.
Den damals schon rund 60 Jahre alten Schriftsteller Werfel trugen Rosenberg
und Werfels Frau Alma Mahler-Werfel zusammen über die Berge, jeder einen
Arm über der Schulter. „Mir war schon damals bewusst, dass da etwas
Historisches passiert. Aber es war auch einfach ein großes Abenteuer für
mich“, sagte Rosenberg einmal der Deutschen Presse-Agentur.
Nachdem Fry aufflog, schlug sich Rosenberg alleine durch und wurde nach
einer Zeit bei der französischen Untergrundarmee nach Kriegsende
schließlich von einer Universität im US-Bundesstaat Ohio als
Französischlehrer engagiert. Seit Anfang der 60er Jahre lehrt er am Bard
College.
19 Nov 2021
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Emigration
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Schwerpunkt Nationalsozialismus
Lesestück Recherche und Reportage
NS-Verbrechen
Schlepper
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