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# taz.de -- Halbleiter in der Automobilbranche: Ohne Chips nix los
> In Europa stehen Fabriken still, weil Halbleiterchips fehlen.
> Lagerbestände gibt es kaum. Vor allem die Autoindustrie ist betroffen.
Bild: Halbleiter des Hersteller Infineon
Es sind nur winzige Plättchen, doch aus der modernen Welt sind sie nicht
mehr wegzudenken. Denn sie stecken in Autos, Smartphones, Spielekonsolen,
selbst in Kühlschränken und Sexspielzeug. Die Rede ist von Halbleiterchips
– und derzeit mangelt es weltweit an ihnen. Die wirtschaftlichen
Auswirkungen sind gravierend.
Wer derzeit einen Geschirrspüler oder eine Waschmaschine von Miele haben
will, muss sich auf mehrere Wochen Wartezeit einstellen. Apple liefert
aufgrund von Chipmangel weniger iPhones aus. Viele Einzelhändler sehen
bereits das Weihnachtsgeschäft bedroht.
Der Chipmangel werde das Geschäft mit Elektronikprodukten noch längere Zeit
belasten, sagt auch der Chef des Düsseldorfer Handelskonzerns Ceconomy,
Karsten Wildberger. Zu Ceconomy gehören die Marken Mediamarkt und Saturn.
Besonders der Automobilindustrie macht der Halbleitermangel zu schaffen.
Aufgrund des globalen Chipmangels hat der europäische Autohersteller
Stellantis ein Opel-Werk bis Jahresende schließen lassen. Rund 1.300
Mitarbeiter sind betroffen. Auch Renault baut wegen fehlender Mikrochips
eine halbe Million Autos weniger. Volkswagen und Daimler berichten von
ähnlichen Zahlen.
Im Oktober sind in Deutschland die Pkw-Zulassungen im Vergleich zum
Vorjahresmonat um 35 Prozent auf rund 179.000 Fahrzeuge gefallen. Der Chef
des Autozulieferers Continental, Nikolai Setzer, geht davon aus, dass der
Halbleitermangel bis weit ins nächste Jahr anhalten wird.
## In Europa werden wenig Mikrochips produziert
Schon bei neuen [1][Verbrennerfahrzeugen] werden jede Menge Chips verbaut.
Für batteriebetriebene Autos werden jedoch noch mehr elektronische Bauteile
benötigt. Bei der Autoindustrie kommt hinzu, dass viele Hersteller zu
Beginn der Coronapandemie mit einer Absatzschwäche rechneten und voreilig
Bestellungen stornierten. Als sie dann umsteuern wollten, war es zu spät.
In Zeiten der Just-in-time-Produktion haben es die Hersteller versäumt,
Lagerbestände aufzubauen.
Doch auch andere Branchen wie etwa die Konsumelektronik sind massiv
betroffen. Halbleiter werden im Zuge der Energiewende auch für Windräder,
Solaranlagen und Smart-Grid-Lösungen benötigt. Der Bedarf an Halbleitern
hat sich aber in ziemlich allen Bereichen erhöht.
Ein wesentlicher Grund des für viele europäische Unternehmen dramatischen
Mangels ist die Abhängigkeit von Ostasien und den USA. Nur noch zehn
Prozent aller Halbleiter weltweit werden in Europa hergestellt. Unter den
zehn größten Chipproduzenten gibt es nur einen aus Deutschland: Infineon.
Weltweite Lieferengpässe im Zuge der Pandemie haben das Problem verschärft.
Vor allem China hält an seiner Zero-Covid-Strategie fest. Im Spätsommer
führte nur ein (!) Coronafall dazu, dass die chinesischen Behörden einen
der größten Häfen der Welt für mehrere Tage lahmlegten. Der weltweite
Containerrückstau hält bis heute an.
## Es mangelt auch an Maschinen
Die EU-Kommission und auch die noch amtierende Bundesregierung haben das
Problem erkannt und erklärt, dass sie die [2][Chipherstellung] wieder
verstärkt nach Europa holen wollen. Doch das wird dauern. Nicht nur haben
die Europäer sich allzu lange auf das Funktionieren der Lieferketten
verlassen. Sie haben auch das technische Wissen darüber nicht mehr
ausreichend gepflegt. An den kleinsten und schnellsten Chips arbeiten
Taiwaner, Südkoreaner und Chinesen. Sie sind kaum bereit, ihr Wissen zu
teilen.
Um selbst die größeren Halbleiter in großer Zahl herzustellen, werden
hochspezialisierte Maschinen benötigt, die derzeit ebenfalls Mangelware
sind. Und selbst wenn Personal und die entsprechenden Instrumente vorhanden
wären, würde es Jahre dauern, neue Halbleiterfabriken hochzuziehen.
13 Nov 2021
## LINKS
[1] /Eisenacher-Auto-Werk/!5809121
[2] /EU-und-USA-planen-TTIP-light/!5800502
## AUTOREN
Felix Lee
## TAGS
Automobilbranche
Automobilindustrie
China
USA
Lieferketten
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