# taz.de -- Atommüll-Zwischenlager Asse: Bitte mehr Abstand | |
> Bürgerinitiativen fordern eine größere Entfernung zwischen Wohnhäusern | |
> und dem Zwischenlager. Der Standort sei zu nah am Ort Remlingen. | |
Bild: Das ehemalige Salz-Bergwerk Asse bei Wolfenbüttel in Niedersachsen | |
Göttingen taz | | Transparenz, Bürgerbeteiligung, Vergleich von Standorten: | |
Was bei der Suche nach einem [1][Endlager für den hochradioaktiven | |
Atommüll] versprochen und bisher auch halbwegs eingehalten wurde, bleibt | |
bei der Asse nach Meinung von Kritikern auf der Strecke. Der Betreiber, die | |
Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE), hatte entschieden, das | |
Zwischenlager für den aus den maroden Schächten zu bergenden Atommüll in | |
unmittelbarer Nähe der alten Anlage zu bauen, um unnötige Transporte zu | |
vermeiden. | |
Dieser Standort aber sei zu nah etwa an dem Ort Remlingen, sagen | |
Bürgerinitiativen, „nur rund 1,5 Kilometer“. Alternativen mit mehr Abstand | |
zur Wohnbebauung seien gar nicht in Erwägung gezogen worden – das müsse | |
aber geschehen, fordern sie. Was für den Schutz vor dem Coronavirus gelte, | |
gelte auch für den Schutz vor radioaktiven Belastungen: „Abstand halten.“ | |
[2][Um den eskalierenden Streit zu entschärfen], wurde eine externe | |
Expertengruppe damit beauftragt, die BGE-Entscheidung zu überprüfen. Das | |
Ergebnis dieses „Beleuchtungsprozesses“ liegt nun vor. Es ist ein knapp | |
100-seitiger Bericht, der in seinem Fazit zwar recht vage bleibt. Aus Sicht | |
der im Asse-II-Koordinationskreis zusammengeschlossenen Initiativen gibt es | |
aber „verschiedene Hinweise darauf, dass die Standortbestimmung an der Asse | |
durch die BGE nicht sachgerecht durchgeführt wurde“. | |
So schreiben die Experten zu den Transportbelastungen: „Das | |
Strahlenvermeidungs- und Minimierungsgebot schließt nicht grundsätzlich die | |
Transporte radioaktiver Abfälle in ein Asse-fernes Zwischenlager aus.“ Der | |
Bericht moniert, die planerische Eingrenzung, lediglich Asse-nahe Standorte | |
in die Auswahl einzubeziehen, sei erfolgt, „obwohl entsprechende Kriterien | |
für den Vergleich Asse-naher und Asse-ferner Standorte zur Verfügung | |
gestanden hätten“. | |
## Vier Kilometer Minimum | |
„Es wäre besser gewesen, für eine derartige Atomanlage von 360.000 | |
Quadratmeter Grundfläche und 20 Meter Höhe gleich nach Standorten mit | |
mindestens 4 Kilometern Entfernung zur Wohnbebauung auf geeignetem Baugrund | |
zu suchen“, so die Atomkraftgegner. Für eine solche Mindestabstandsregelung | |
gebe es ausreichend Gründe: „Größerer Abstand bietet immer größere | |
Sicherheit.“ | |
Entschieden ist die Sache nicht. Die BGE bestätigte, dass die Rückholung | |
der Asse-Fässer 2033 beginnen soll. Der Auftrag für die Entwicklung der | |
Bergetechnik ging dieser Tage an die Firma Bilfinger Noell. Neben dem | |
Standort für das Zwischenlager steht auch der dauerhafte Verbleib der | |
Abfälle in den Sternen. Das frühere Eisenerzbergwerk Schacht Konrad in | |
Salzgitter, das zurzeit zum Bundesendlager für schwach- und | |
mittelradioaktive Abfälle ausgebaut und von Atomkraftgegnern heftig | |
bekämpft wird, kann den strahlenden Schrott aus der Asse schon aus | |
Platzgründen nicht aufnehmen. | |
9 Nov 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Endlager-Bergwerk-wird-geschlossen/!5802230 | |
[2] /Streit-um-Zwischenlager-in-Niedersachsen/!5805511 | |
## AUTOREN | |
Reimar Paul | |
## TAGS | |
Atommüll | |
Asse | |
Energie | |
Anti-Atom-Bewegung | |
Anti-Atom-Bewegung | |
Anti-AKW-Proteste | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
Atommüll | |
Endlagersuche | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Am Zwischenlager soll gebaut werden: Asse-Betreiber kauft Grundstücke | |
In direkter Nähe des niedersächsischen Bergwerks sollen neue Atomanlagen | |
entstehen. Das sei der dritte Schritt vor dem ersten, kritisieren | |
Bürgerinitiativen. | |
Nukleares Endlager: Konrad-Planung kritisiert | |
Seit Baubeginn des Endlagers Schacht Konrad sind 60 Änderungsgenehmigungen | |
erteilt worden. Die Öffentlichkeit hat davon nichts erfahren. | |
Brokdorf wird zum Jahresende abgeschaltet: Das Licht geht aus | |
425 Mahnwachen in 36 Jahren. Am Nikolaustag gab es die letzte. Die | |
Demonstranten feierten, dass das AKW Brokdorf nun vom Netz genommen wird. | |
Nachhaltigkeits-Standard der EU: Atomkraft wird grün gewaschen | |
Mit der EU-Taxonomie soll Europas Wirtschaft ökologischer werden. Doch nun | |
plant die Kommission, auch Gas und Atomkraft als „nachhaltig“ einzustufen. | |
Streit um Zwischenlager in Niedersachsen: Atommüll ohne Zukunft | |
Experten haben die Entscheidung für ein Atommüll-Zwischenlager nahe dem | |
Bergwerk Asse überprüft. Ihr Bericht bleibt aber vage. | |
Komplizierte Endlagersuche: Sonderwege beim Atommüll | |
Hannover plant ein eigenes Gutachten für den Standort eines Atom-Endlagers. | |
Auch Bayern und Sachsen zeigen Skepsis beim Suchverfahren. |