Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Ende des Afghanistan-Einsatzes: Zapfenstreich vor dem Reichstag
> Die Politik ehrt am Mittwoch deutsche Soldat*innen. Kritik an den
> Zeremonien kommt von Linken und aus der evangelischen Kirche.
Bild: Ehrenmal der Bundeswehr für gefallene Soldaten auf dem Gelände des Mini…
Berlin taz | Die Bundespolitik ehrt am Mittwoch mit militärischen Ritualen
die am Afghanistankrieg beteiligten Bundeswehrsoldat*innen. Über den Tag
verteilt sind in Berlin vier Veranstaltungen geplant.
Los geht es am Mittag mit einer Kranzniederlegung am Ehrenmal der
Bundeswehr. Bundespräsident Steinmeier und andere wollen dort der im
Einsatz gestorbenen deutschen Soldat*innen gedenken. Es folgt ein Appell
auf dem Gelände des Verteidigungsministeriums in Anwesenheit von
Bundeskanzlerin Merkel und Reden unter anderem von Verteidigungsministerin
Kramp-Karrenbauer. Nach einem Empfang im Bundestag endet der Tag mit einem
Großen Zapfenstreich vor dem Reichstagsgebäude – um 19 Uhr, nach
Sonnenuntergang, wenn die Fackeln der teilnehmenden Soldat*innen am
besten zur Geltung kommen.
Die Feier im großen Rahmen wurde im Juli beschlossen – als Reaktion auf
Kritik daran, dass bei der Rückkehr der vorerst letzten deutschen Einheiten
aus Afghanistan Ende Juni kein großer Empfang stattgefunden hatte. Der
ursprünglich geplante Termin im August wurde dann wegen der [1][damals
laufenden militärischen Evakuierungsaktion aus Kabul] gestrichen. Es sei
gerade „nicht der richtige Zeitpunkt“ für einen Zapfenstreich, sagte ein
Sprecher des Verteidigungsministeriums damals.
Nun wird die Veranstaltung nachgeholt, obwohl zahlreiche ehemalige
[2][Ortskräfte der Bundeswehr in Afghanistan noch immer auf ihre
Evakuierung] warten.
Gegen die Veranstaltung sind Proteste angekündigt. Eine antimilitaristische
Demo wird am Abend unter dem Motto „Deutschland ist Brandstifter“
stattfinden. Kritik an der Veranstaltung kommt auch von der Linkspartei.
„Dieser Große Zapfenstreich ist völlig deplatziert“, sagte der scheidende
Bundestagsabgeordnete Tobias Pflüger. Der Afghanistan-Einsatz der
Bundeswehr sei komplett gescheitert. „Da gibt es nichts zu feiern mit einem
Großen Zapfenstreich. Der Einsatz hat Afghanistan keinen Frieden gebracht.“
## Widerspruch aus der Kirche
Widerspruch gibt es auch aus den Reihen der evangelischen Kirche. Neun
Theolog*innen veröffentlichten am Montag die gemeinsame Forderung an die
Evangelische Kirche Deutschlands, dass keine Vertreter*innen der
Institution am Zapfenstreich teilnehmen. „Dieses Ritual war schon immer
falsch. Es dient der religiösen Überhöhung und falschen Sinngebung von
Kriegszügen“, sagte der Mitinitiator und Pastor Ulrich Hentschel der taz.
In einem Brief an die EKD-Spitze kritisieren die Theolog*innen unter
anderem, dass zwischen Fanfarenrufen und Nationalhymne ein christliches
Gebet fester Bestandteil des Zapfenstreichs ist. „Der zentrale Einsatz des
der christlichen Mystik zuzurechnenden Liedes ‚Ich bete an die Macht der
Liebe‘ ist eine blasphemische Funktionalisierung der gewaltlosen
Liebesbotschaft Jesu für einen militärischen Festakt“, schreiben sie. Als
Alternative zur Teilnahme am Zapfenstreich fordern sie, die eingesetzten
Soldat*innen „in seelsorglichen und gottesdienstlichen Angeboten“ zu
begleiten.
Eine Reaktion auf den Brief haben die Absender*innen nach eigenen
Angaben noch nicht erhalten. Nach Angaben der EKD wird ohnehin kaum ein
Vertreter der evangelischen Kirche dem Zapfenstreich beiwohnen. Der
evangelische Militärbischof, von der EKD berufen, wird allerdings an den
Veranstaltungen teilnehmen.
13 Oct 2021
## LINKS
[1] /Aktuelle-Nachrichten-zu-Afghanistan/!5793721
[2] /Schicksal-einer-Ortskraft-in-Afghanistan/!5804025
## AUTOREN
Tobias Schulze
## TAGS
Schwerpunkt Afghanistan
Bundeswehr
Militär
Evangelische Kirche
Schwerpunkt Angela Merkel
Afghanistaneinsatz
Schwerpunkt Afghanistan
Schwerpunkt Afghanistan
Schwerpunkt Afghanistan
## ARTIKEL ZUM THEMA
Bundeswehr-Dirigent über Zapfenstreich: „Da spielt Tuba statt E-Bass“
Reinhard Kiauka dirigiert beim Abschied von Angela Merkel das
Blasorchester. Mit ihren Musikwünschen hat ihm die Kanzlerin Probleme
bereitet.
Zapfenstreich in Berlin: Eine Frage der Symbolik
Als militärisches Ritual lässt der Zapfenstreich kaum Raum für Ambivalenz.
Die Kritik von Linken und Kirchen ist nicht falsch. Doch was ist die
Alternative?
Schicksal einer Ortskraft in Afghanistan: „Warum haben sie uns vergessen?“
Masoud Azami war Ortskraft in Afghanistan. Seit Wochen versteckt er sich in
Kabul, hat Angst um sich und seine Kinder. Wie konnte das passieren?
Lehren aus dem Afghanistan-Krieg: Im Schatten der Sondierung
Die Regierung lässt über die Bilanz des Bundeswehr-Einsatz diskutieren.
Bundestagsabgeordnete bleiben fern. Sie stören sich am Zeitpunkt.
Kosten für deutsche Afghanistanmission: 17 Milliarden für den Hindukusch
Das 20 Jahre dauernde Engagement Deutschlands in Afghanistan hat viele
Milliarden Euro gekostet. Den Großteil davon machte die Bundeswehrmission
aus.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.