# taz.de -- Kein Ergebnis auf EU-Gipfeltreffen: Stillstand auf dem Westbalkan | |
> Der Gipfel in Slowenien ist ohne konkrete Zusagen für den Westbalkan zu | |
> Ende gegangen. Nur Uneinigkeit über den Erweiterungsprozess wurde | |
> sichtbar. | |
Bild: Bundeskanzlerin Angela Merkel beim EU-Gipfel in Slowenien | |
Sarajevo taz | Der [1][Westbalkan-Gipfel der Europäischen Union in | |
Slowenien] ist ohne Ergebnis beendet worden. Bundeskanzlerin Angela Merkel | |
(CDU) hat sich gegen ein Zieldatum für die Aufnahme der Westbalkan-Staaten | |
in die EU ausgesprochen. Daraufhin zeigten sich betroffene Länder | |
enttäuscht. Slowenien hatte vorgeschlagen, den Termin für die Aufnahme für | |
das Jahr 2030 festzusetzen. „Ich halte nichts von einer Deadline, die uns | |
zum Schluss unter Druck setzt“, sagte Merkel am Mittwoch nach dem Gipfel | |
mit Serbien, Albanien, Bosnien und Herzegowina, Nordmazedonien, Montenegro | |
und Kosovo. | |
Bei den Diskussionen wurden die unterschiedlichen Positionen innerhalb der | |
EU deutlich. Während die einen, wie Kommissionspräsidentin Ursula von der | |
Leyen, den Beitrittsprozess in „europäischem Interesse“ sehen, sind andere | |
EU-Mitglieder ablehnend. Die Niederlande und nordeuropäischen Staaten | |
verweisen auf Probleme, die sich mit der Aufnahme von Bulgarien und | |
Rumänien 2007 ergeben hätten. Zudem sei die Region konfliktbeladen. | |
Auch Frankreich ist skeptisch, weil sich mit der Erweiterung die | |
Entscheidungen in der EU noch einmal verkomplizieren würden. Präsident | |
Emmanuel Macron scheint jetzt aber gegenüber dem Westbalkan seinen | |
Widerstand aufgeben zu wollen. | |
Das zeigte sich, als er gemeinsam mit Merkel versuchte, vermittelnd beim | |
[2][Streit über Sprache und nationale Identität] zwischen Bulgarien und | |
Nordmazedonien einzugreifen. Bulgarien blockiert derzeit den Beginn der | |
Gespräche mit Nordmazedonien. Auch für Macron rücken jetzt strategische | |
Interessen Europas in den Vordergrund. | |
## „Geostrategisches Interesse“ | |
Es geht dabei grundsätzlich um die Frage, welchen Einfluss Europa in der | |
Welt geltend machen kann, wie es der EU-Ratspräsident Charles Michel | |
ausdrückte. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell wurde beauftragt, dafür | |
einen „strategischen Kompass“ auszuarbeiten. Dazu gehört auch die Analyse | |
des westlichen Balkan, der schon lange als weiche Flanke der EU gilt. Vor | |
allem der österreichische Kanzler Sebastian Kurz warnte, wenn die EU keine | |
Perspektive für diese Region böte, würden „andere Mächte – Russland, Ch… | |
und auch die Türkei – dort eine stärkere Rolle spielen.“ | |
Die EU habe grundsätzlich ein „immenses geostrategisches Interesse“, | |
[3][die Westbalkan-Länder aufzunehmen, sagte auch die Kanzlerin]. Sie | |
begründete dies auch mit der Zusammenarbeit bei der Migration und beim | |
Klimaschutz. | |
Einig waren sich die Mitgliedstaaten, dass ein Investitionspaket von knapp | |
30 Milliarden Euro aufgelegt werden soll, um das Straßen- und Schienennetz | |
auszubauen sowie andere Infrastrukturprojekte zu schultern. Die Menschen in | |
der Region müssten spüren, „dass sie einen Vorteil von der Zusammenarbeit | |
mit der EU haben“, sagte der CSU-Politiker [4][Christian Schmidt, der seit | |
August der Hohe Repräsentant] der internationalen Gemeinschaft in der | |
bosnischen Hauptstadt Sarajevo ist. | |
6 Oct 2021 | |
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## AUTOREN | |
Erich Rathfelder | |
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