| # taz.de -- Bosnische Serben: Genozid-Gesetz torpediert | |
| > Die Führung der serbischen Teilrepublik in Bosnien annuliert ein Dekret | |
| > des Hohen Repräsentanten der Internationalen Gemeinschaft. | |
| Bild: Der Kriegsverbrecher Ratko Mladic wird von vielen bosnischen Serben immer… | |
| Sarajevo taz | Der serbische Teilstaat in Bosnien und Herzegowina erkennt | |
| das Gesetz über die Verleugnung von Genozid und Verherrlichung von | |
| Kriegsverbrechen nicht an. Am Dienstag unterzeichnete die Präsidentin der | |
| „Republika Srpska“, Željka Cvijanović, ein Dekret, das das Gesetz, das der | |
| ehemalige Hohe Repräsentant der internationalen Gemeinschaft Valentin Inzko | |
| erlassen hatte, auf dem Gebiet des serbischen Teilstaates annulliert. Damit | |
| geht die Präsidentin in eine offene Konfrontation mit dem Gesamtstaat | |
| Bosnien und Herzegowina sowie dem [1][jetzigen Hohen Repräsentanten | |
| Christian Schmidt]. | |
| Mehr noch. Für Ende des Monats kündigte Milorad Dodik, der „starke Mann“ | |
| der serbischen Nationalisten und serbisches Mitglied des gemeinsamen | |
| dreiköpfigen bosnischen Staatspräsidiums, weitere Schritte [2][für die | |
| Loslösung des Teilstaates von Bosnien und Herzegowina] an. | |
| So will Dodik das serbische Kontingent aus der gemeinsamen Armee | |
| herauslösen und eine eigene Armee der „Republika Srpska“ aufbauen. Zudem | |
| will er die gemeinsame Erhebung von Steuern beenden und das Oberste Gericht | |
| des Gesamtstaates nicht mehr anerkennen. Gemeinsame Institutionen wie die | |
| Staatspolizei Sipa und der Geheimdienst OSA sollen für null und nichtig | |
| erklärt werden und auf dem Gebiet des serbischen Teilstaates nicht mehr | |
| operieren können. | |
| Mit diesen Ankündigungen zeigt Dodik auch, wer in der Republika Srpska das | |
| Sagen hat. „Wir sind zu einem Dialog bereit,“ erklärte er, „die Republika | |
| Srpska wird keine bewaffneten Aktionen unternehmen, es sei denn, sie würde | |
| attackiert. Wir glauben, dass die Muslime paramilitärische Aktionen | |
| unternehmen können. Wir sind uns des Ernstes der Lage bewusst, werden uns | |
| aber keinen Drohungen und Sanktionen beugen.“ Auf einer Konferenz seiner | |
| Partei SNSD im Luftkurort Pale will sich Dodik Ende des Monates der | |
| Unterstützung seiner Anhänger vergewissern. | |
| ## Symbol Pale | |
| Der Ort des Zusammentreffens ist ein Symbol. Pale, im Krieg 1992 bis 1995 | |
| die Hauptstadt der von Serben militärisch kontrollierten Gebiete in Bosnien | |
| und Herzegowina, symbolisiert Kampfbereitschaft. Scharfe Reaktionen der | |
| anderen Seite sind bisher ausgeblieben. | |
| Aber es ist bekannt, dass vor allem die bosniakische Bevölkerungsgruppe und | |
| die nichtnationalistischen Parteien von den Garantiemächten des | |
| Daytonabkommens – so den USA und den EU-Staaten – verlangen, die | |
| territoriale Integrität und die Existenz der gesamtstaatlichen | |
| Institutionen auch zu garantieren. | |
| Die Oppositionsparteien in der serbischen Teilrepublik, wie die liberale | |
| PDP und die zentristische SDS, üben verhalten Kritik. Sie fürchten, dass | |
| die Politik Dodiks Sanktionen der internationalen Gemeinschaft und des | |
| Gesamtstaates Bosnien und Herzegowina nach sich zieht. Und sie rechnen mit | |
| Konflikten. Der liberale Parteiführer Mladen Ivanić glaubt zwar nicht an | |
| einen Krieg, schließt aber bewaffnete Zwischenfälle nicht aus. | |
| 14 Oct 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Erich Rathfelder | |
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