| # taz.de -- Internationale Gemeinschaft und Bosnien: Hoffnung auf neue Impulse | |
| > Der CSU-Politiker Christian Schmidt wird neuer Hoher Repräsentant der | |
| > internationalen Gemeinschaft in Bosnien. Die Mission ist kein | |
| > Selbstgänger. | |
| Bild: Christian Schmidt, neuer Hoher Repräsentant der internationalen Gemeinsc… | |
| Split taz | Der ehemalige Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt | |
| wird neuer [1][Hoher Repräsentant der internationalen Gemeinschaft in | |
| Bosnien und Herzegowina]. Der Lenkungsausschuss des Peace Implementation | |
| Councils, dem 55 Staaten und internationale Organisationen wie die Weltbank | |
| oder die OSZE angehören, hat am Donnerstag die Ernennung des 63-jährigen | |
| CSU-Politikers auf einer Sitzung in Sarajevo beschlossen. Nur Russland | |
| stimmte nicht zu. | |
| Mit der Übernahme des Postens wird Christian Schmidt, der am 1. August sein | |
| Amt antreten soll, zu einer Schlüsselfigur für die weitere Politik der | |
| Internationalen Gemeinschaft in Bosnien und Herzegowina sein. Damit | |
| übernimmt Deutschland eine große Verantwortung für die weitere Entwicklung | |
| in Bosnien und Herzegowina sowie für den gesamten Westbalkan. | |
| Schmidt ist seit 1990 Bundestagsabgeordneter. Von 2005 bis 2013 war er | |
| Parlamentarischer Staatssekretär im Verteidigungsministerium, von 2014 bis | |
| 2018 Landwirtschaftsminister. Als außen- und als verteidigungspolitischer | |
| Sprecher der CSU hat er sich in den 1990er-Jahren auch mit den Kriegen in | |
| Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, dem Kosovo und Mazedonien | |
| befasst. | |
| Christian Schmidt verurteilte während des Bosnienkrieges 1992 die | |
| Verbrechen der ethnischen Säuberungen und unterstützte 1999 die | |
| militärische Intervention der Nato in Kosovo und Serbien. Das | |
| Friedensabkommen von Dayton beendete 1995 zwar den Bosnienkrieg, teilte | |
| jedoch das vor dem Krieg multiethnisch und multireligiös geprägte Land, in | |
| dem Serben, Kroaten, Bosniaken (Muslime) und Minderheiten wie Juden und | |
| Roma friedlich zusammenlebten, in zwei nationalistisch definierte | |
| „Entitäten“ auf. | |
| ## Zusammenwachsen behindert | |
| Die bosniakisch-kroatische Föderation und der serbisch dominierte Teilstaat | |
| Republika Srpska sollten nach dem Krieg aber nach und nach im Rahmen einer | |
| in Dayton beschlossenen Verfassung und unter der Aufsicht des Hohen | |
| Repräsentanten wieder zusammenwachsen. Doch ethno-nationalistische Parteien | |
| und Machthaber haben bis heute eine weitere Demokratisierung und die | |
| Durchsetzung rechtsstaatlicher Verhältnisse behindert. Dies aber ist die | |
| Voraussetzung für die Integration des Landes in die EU. | |
| Der neue Hohe Repräsentant, der den seit 12 Jahren amtierenden Österreicher | |
| Valentin Inzko ablösen wird, soll wieder mit Hilfe größerer Befugnisse in | |
| das politische Geschehen des Landes eingreifen können. Mit seinen | |
| weitgehenden Befugnissen, den sogenannten Bonn Powers, könnte er jederzeit | |
| korrupte Politiker absetzen und Einfluss auf die Gesetzgebung des Landes | |
| nehmen. Valentin Inzko war wenig erfolgreich, er klagte über zu wenig | |
| Unterstützung aus den Hauptstädten, so auch in Bezug auf die Bestrafung von | |
| Kriegsverbrechern. | |
| 25 Jahre nach dem Friedensschluss [2][ist Bosnien und Herzegowina noch | |
| immer kein funktionierender Staat]. Mächte wie Russland, China und Türkei | |
| versuchen, ihren Einfluss durch Unterstützung nationalistischer und | |
| undemokratischer Kräfte zu verstärken. Die Biden-Administration, | |
| Deutschland und die EU sind jetzt aber offenbar bereit, mit Christian | |
| Schmidt neue Weichen für das Land zu stellen. | |
| 28 May 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Erich Rathfelder | |
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