| # taz.de -- Umgang mit AfD im Bundestag: Die Front steht | |
| > Die AfD arbeitet im neuen Bundestag weiter an der Selbstausgrenzung. Doch | |
| > auch die anderen Parteien helfen nach – mit uneleganten Tricks. | |
| Bild: Selbstausgrenzung und Ausgrenzung, Gauland und Weidel am Montag im Bundes… | |
| Der neue [1][Bundestag] ist in einem Punkt beruhigenderweise so wie der | |
| letzte: Die Front, von Linkspartei bis CSU, gegen die AfD steht. Die | |
| Rechtspopulisten arbeiten mit Verve an ihrer Selbstausgrenzung. Dass zwei | |
| Dutzend rechte Parlamentarier aus Protest gegen die Coronaregeln im | |
| Bundestag auf der Zuschauertribüne saßen und nicht im Plenum, ist eine | |
| Metapher. Die AfD betrachtet das Parlament von außen, als Bühne für | |
| Propaganda. | |
| Alle Parteien versuchen, die AfD so fern wie möglich von demokratischer | |
| Repräsentation zu halten. Kein Alterspräsident, kein | |
| Vizebundestagspräsident. Das ist ein lauteres Motiv. Aber es hat einen | |
| Preis. Vor vier Jahren wurde die Geschäftsordnung des Bundestags geändert, | |
| um zu verhindern, dass AfD-Mann Alexander Gauland eine Stunde lang | |
| Alterspräsident sein durfte. Deshalb eröffnete nun Wolfgang Schäuble die | |
| Sitzung, nicht Gauland. Geschäftsordnungstricks aus politischer | |
| Opportunität wirken unelegant, sie haben etwas von demokratischer | |
| Selbstverletzung. | |
| Beim Vizepräsidenten des Bundestags sieht die Sache anders aus. Es gibt | |
| zwar ein Gewohnheitsrecht aller Fraktionen auf den Posten – aber das hat | |
| Grenzen. Solange die AfD niemanden mit überzeugender demokratischer | |
| Reputation nominiert, müssen die anderen Fraktionen die Rechtskandidaten | |
| auch nicht wählen. | |
| Die politisch zentrale Frage in Sachen AfD lautet, ob die Union bei der | |
| Abgrenzung nach rechts bleibt. In manchen Landtagen in Ostdeutschland ist | |
| die Wand zwischen Union und AfD teilweise nur aus Papier. Im Kontra zu | |
| grünem Lifestyle, Lastenrädern und Migration verbindet den rechten Flügel | |
| der Union manches mit jenen in der AfD, die keine überzeugten | |
| Rechtsextremisten sind. Im Bundestag aber würde jede Annäherung an die | |
| Rechten für die Union toxisch. Sie würde damit die Mitte räumen, die | |
| Scholz, Baerbock und Lindner besetzen. Falls die Union kein politisches | |
| Selbstmordkommando unternimmt, wird die AfD im Bundestag bleiben, was sie | |
| ist: extremistisch, schrill und ohne Aussicht, je zu Amt und Würden zu | |
| kommen. | |
| Und sonst? Kein Präsidium des Bundestages war je so feminin: Es besteht aus | |
| fünf Frauen und einem Mann. Das zeigt, dass der zu Verknöcherung neigende | |
| Parlamentarismus lernfähig ist. [2][Bärbel Bas], eine der ganz wenigen | |
| ParlamentarierInnen ohne Hochschulabschluss, ist nun formal die zweite Frau | |
| im Staat. Das ist ein gutes Zeichen, aber noch viel zu wenig. Der | |
| [3][Bundestag] braucht auch KünstlerInnen, Hartz-IV-EmpfängerInnen und | |
| HandwerkerInnen – und nicht noch mehr Juristinnen. | |
| 26 Oct 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Zusammensetzung-des-neuen-Bundestags/!5806460 | |
| [2] /Frauenpolitik-der-SPD/!5807146 | |
| [3] /SPD-Politikerin-Baerbel-Bas/!5809902 | |
| ## AUTOREN | |
| Stefan Reinecke | |
| ## TAGS | |
| Bundestag | |
| Alexander Gauland | |
| Bärbel Bas | |
| Schwerpunkt AfD | |
| GNS | |
| Schwerpunkt AfD | |
| Schwerpunkt Coronavirus | |
| Schwerpunkt AfD | |
| Bundestag | |
| Bundestag | |
| Bundestagspräsident*in | |
| Schwerpunkt AfD | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Entscheidungen des Verfassungsgerichts: Kein AfD-Recht auf Bundestags-Vize | |
| Schon sieben Mal scheiterte die AfD mit Kandidaturen für das Amt der | |
| Bundestags-Vizepräsident:in. Auch das Verfassungsgericht will nicht helfen. | |
| Neuer Ostbeauftragter Carsten Schneider: Verlorenes Vertrauen | |
| Durch die Pandemie schrumpft das Vertrauen in Politik, Medien und | |
| Wissenschaft. In Ost- und Westdeutschland. | |
| Umgang mit der AfD: Rechte ausgrenzen | |
| Mit Rechten reden? Nein. Solange man die AfD ausgrenzt, schadet man ihr. | |
| Stark ist sie dort, wo sie in Teilen der Gesellschaft normalisiert ist. | |
| Neuer Bundestag: Alte und neue Gesichter | |
| In seiner ersten Sitzung wählt das Parlament die SPDlerin Bärbel Bas zur | |
| Präsidentin. Sie bekommt vier Stellvertreterinnen – und Wolfgang Kubicki. | |
| Zusammensetzung des neuen Bundestags: Jünger, weiblicher, akademischer | |
| Mit 735 Abgeordneten ist der neue Bundestag größer als je zuvor. Er ist | |
| auch ein wenig weiblicher und etwas migrantischer. | |
| SPD-Politikerin Bärbel Bas: Die Frau für die Schlüsselstelle | |
| Die SPD will Bärbel Bas zur Bundestagspräsidentin machen. Rolf Mützenich | |
| bleibt SPD-Fraktionschef – und Steinmeier vielleicht Bundespräsident. | |
| Karlsruhe zu Bundestagspräsidium: Kein Vize für die AfD | |
| Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe lehnt einen AfD-Eilantrag ab. Die | |
| Partei wollte einen eigenen Platz im Präsidium des Deutschen Bundestags. |