# taz.de -- Suspendiert nach Brieffreundschaft: Polizistin schrieb Halle-Attent… | |
> In Briefen soll die Beamtin Sympathien für den Terroristen geäußert | |
> haben. Nun ist sie suspendiert. Die Landespolitik fordert Aufklärung. | |
Bild: Unter Verdacht: Die Polizei in der Region Dessau steht immer wieder in de… | |
BERLIN taz | Mehr als zehn Briefe sollen es gewesen sein, welche die | |
Polizistin an Stephan B., den Attentäter auf die Synagoge in Halle, | |
schrieb. Nun wurde die Anfang Zwanzigjährige aus einem Revier der | |
Polizeiinspektion Dessau-Roßlau suspendiert. Gegen sie wird ermittelt, ob | |
beamtenrechtliche Verstöße vorliegen. | |
Der Vorgang war am Montagabend bekannt geworden. Die Mitteldeutsche Zeitung | |
und Süddeutsche Zeitung hatten zuerst darüber berichtet. In den Schreiben | |
soll die Polizistin Sympathien sowohl für Stephan B. als auch für | |
Verschwörungstheorien offenbart haben. In Sicherheitskreisen war die Rede | |
von einer Art Bonnie-und-Clyde-Syndrom. | |
Nach taz-Informationen soll die Polizistin von eigenen KollegInnen an | |
Vorgesetzte gemeldet worden sein. Ihnen waren auffällige Äußerungen der | |
jungen Frau aufgefallen. Das Innenministerium Sachsen-Anhalt wollte sich zu | |
dem Vorgang nicht äußern. | |
Die Polizei in der Region Dessau stand immer wieder in der Kritik. 2005 | |
verbrannte in einer Zelle im Dessauer Revier [1][der Sierra-Leoner Oury | |
Jalloh]. Die Umstände des Todes [2][sind bis heute ungeklärt]. Schon zuvor | |
gab es zwei ungeklärte Todesfälle in der Wache. 2007 soll ein Vorgesetzter | |
angeordnet haben, dass man bei rechtsextremen Vorfällen „nicht alles sehen | |
müsse“. | |
Grünen-Landeschef Sebastian Striegel sprach im Zusammenhang mit dem | |
aktuellen Fall von einem „Polizeiproblem“ in Sachsen-Anhalt. „Da wird es | |
zügige Aufklärung brauchen.“ Gut sei, dass der Fall von der Polizei selbst | |
aufgedeckt wurde. Auch die Linken-Innenexpertin Henriette Quade erklärte, | |
man werde den Fall im Innenausschuss „genau anschauen“. | |
Stephan B. hatte am 9. Oktober 2019 versucht, zu Jom Kippur schwer | |
bewaffnet die Synagoge in Halle zu stürmen. Er scheiterte an der massiven | |
Eingangstür, tötete aber eine Passantin und einen Gast in einem nahe | |
gelegenen Dönerimbiss. In seinem Prozess hatte der 29-Jährige nur bedauert, | |
nicht noch mehr Menschen getötet zu haben. Im Dezember 2020 war er [3][zu | |
einer lebenslangen Haftstrafe und anschließender Sicherungsverwahrung | |
verurteilt worden]. | |
21 Sep 2021 | |
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[1] /Todestag-von-Oury-Jalloh/!5738264 | |
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## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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