# taz.de -- Drittes TV-Triell vor der Wahl: Weder Kennedy noch Nixon | |
> In der Klimafrage ließ Annalena Baerbock sowohl Armin Laschet als auch | |
> Olaf Scholz verdammt alt aussehen. Eine Wende im Wahlkampf bringt das | |
> nicht. | |
Bild: Besser als nur Scholz und Laschet. Aber schade, dass nicht auch Lindner u… | |
Auch dieses [1][Triell] wird keine größeren Auswirkungen auf den | |
Wahlausgang haben. Dabei war das dritte nicht das schlechteste. Denn es ist | |
erfreulich, dass nicht über aufgehübschte Lebensläufe, Plagiatsvorwürfe | |
oder verunglückte Lacher gesprochen wurde, sondern über die Klimafrage, | |
Corona, die innere Sicherheit, Digitalisierung – und endlich etwas | |
ausführlicher über soziale Gerechtigkeit. | |
Aber weder gelang Armin Laschet der große Befreiungsschlag noch unterlief | |
Olaf Scholz ein gravierender Patzer. Das war allerdings auch nicht zu | |
erwarten. Schließlich hat der eine so wenig mit John F. Kennedy gemein wie | |
der andere mit Richard Nixon. Beide sind vielmehr im Guten wie im | |
Schlechten zwei durchschnittliche Biedermeierpolitiker, die sich inhaltlich | |
näherstehen, als es im Wahlkampf erscheinen soll. Und die Dritte im Bunde | |
spielt ohnehin nur auf Platz. | |
Dass [2][Annalena Baerbock] in dieser wie auch bei den beiden vorherigen | |
Runden dabei war, nicht aber Christian Lindner und Janine Wissler, gehört | |
zu den Absurditäten dieses Wahlkampfs. Was wohl die Fernsehsender gemacht | |
hätten, wenn die FDP und die Linkspartei auch einfach behauptet hätten, mit | |
einem Kanzlerkandidaten oder einer Kanzlerkandidatin anzutreten? | |
Mit Erfolgsaussichten aufs Kanzleramt lässt sich die Teilnahme Baerbocks | |
jedenfalls nicht begründen. Trotzdem war es gut, dass sie da war. | |
Schließlich ist es schon ein Fortschritt, wenn sich nicht nur zwei | |
Koalitionspartner miteinander unterhalten wie noch beim letzten Mal Angela | |
Merkel mit Martin Schulz. | |
Wie sinnvoll die Teilnahme Baerbocks war, zeigte sich auch beim Megathema | |
Klimaschutz, wo sie die beiden Herren verdammt alt aussehen ließ. Denn | |
Scholz und Laschet fiel nicht viel mehr ein, als stur den bisherigen | |
großkoalitionären Kurs zu verteidigen, wozu auch die Ablehnung eines | |
früheren Kohleausstiegs gehört – obwohl ihnen Baerbock zu Recht vorwarf, | |
dass sich so das Pariser Klimaziel nicht wird erreichen lassen. | |
## Die Sache mit der Klimaregierung | |
Da beschleicht einen schon ein Unbehagen, dass es keinen realen Dreikampf | |
um das Kanzleramt gibt. „Die nächste Regierung muss eine Klimaregierung | |
sein“, forderte Baerbock. Eine solche Regierung ist sowohl mit dem einen | |
als auch dem anderen an der Spitze nur schwer vorstellbar. | |
Zur Wahrheit gehört allerdings ebenso, dass es auch die Grünen trotz aller | |
Beteuerungen offenkundig nicht ganz so ernst mit dem Kampf gegen den | |
menschengemachten Klimawandel meinen. Denn sonst würde Baerbock nicht | |
ausgerechnet gegen jene Partei immer wieder Front machen, die eine | |
Verbündete in der Klimafrage sein könnte. Doch die Spitzen-Grüne lässt | |
keinen Zweifel daran, dass sie mit der Linkspartei nicht gemeinsam regieren | |
will. | |
Kann es wirklich sein, dass ihr trotz des Afghanistan-Desasters deutsche | |
Militäreinsätze und eine Steigerung der Militärausgaben wichtiger sind als | |
eine entschlossene Klimaschutzpolitik? Es scheint leider so. | |
## Vertrauensvorschuss für Scholz | |
Wie Scholz setzt Baerbock stattdessen auf eine Ampel-Koalition mit der FDP. | |
Falls es dazu kommen sollte, wäre das ein Wähler:innenbetrug. Denn weder | |
lässt sich mit der [3][Lindner-Truppe] ein wirksamer Klimaschutz noch eine | |
Politik der sozialen Gerechtigkeit betreiben. | |
Der einstige Hartz-IV-Propagandist Scholz redet in diesem Wahlkampf viel | |
von „Solidarität“, von „Würde“ und „Respekt“. Damit hat er es ges… | |
verlorengegangenes Terrain zurückzugewinnen. Es ist ein | |
Vertrauensvorschuss. Die SPD erhält noch mal die unverhoffte Chance, zu | |
beweisen, dass sie aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat. | |
Desto größer würde die Enttäuschung nach der Wahl sein, wenn Scholz nicht | |
hält, was er verspricht. Mit der FDP an seiner Seite wird er sein | |
Versprechen einer sozial gerechteren Politik nicht halten können. Und das | |
weiß Scholz auch. Aber möglicherweise bleibt ihm ja auch die Probe aufs | |
Exempel erspart – und es kommt doch zu einer Jamaika-Koalition. Dann jedoch | |
haben die Grünen ein noch größeres Glaubwürdigkeitsproblem. | |
20 Sep 2021 | |
## LINKS | |
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## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
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