Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Drittes Triell der Kanzlerkandidat*innen: Baerbock wach und souver�…
> Laschet sagt Altbekanntes, Scholz will am liebsten mit den Grünen
> regieren und Baerbock sieht die Union in der Opposition. Das Triell
> Nummer 3.
Bild: Wieder wenig Überraschung bei den Themen, trotzdem spannender: Triell Nu…
War dieses dritte [1][Triell so überflüssig] wie die zwei anderen, das
erste mit RTL, das zweite mit ARD und ZDF in der Rolle der gastgebenden
Sender? Der Dreikandidat*innenkampf auf SAT/Pro7 jedenfalls schien,
als wäre es das lebendigste von allen gewesen – was zuerst an den
Moderatorinnen Linda Zervakis und Claudia von Brauchitsch gelegen haben
kann, zuletzt indes an den Einspielfilmen vor den Themenblöcken.
Zwei Punkte in einem Resümee sind faktisch belegbar: Armin Laschet nahm
sich die längste Redezeit – und sagte andererseits nichts, was von ihm
nicht ohnehin bekannt gewesen wäre. Verblüffend, wie er zum Auftakt der
Politshow, nachdem der kontextualisierende Clip zum Thema „Soziale
Gerechtigkeit“ beendet war, so gut wie nichts zum Thema sagte, was in
irgendeiner Form sozialpolitische Konzessionen in Sachen Mindestlohn
beispielsweise bedeutet hätten.
Olaf Scholz, während der ganzen anderthalb Stunden eher der
zurückhaltendste und redegeringste, betonte an dieser Stelle die sofortige
Umsetzung der Forderung nach 12 Euro Mindestlohn, was die Grüne Annalena
Baerbock beherzt unterstützte.
Auf Themen kommt es natürlich [2][auch bei Triells immer an], aber nur in
den groben, ja gröbsten Linien. Da fiel Laschet eher durch
Weitschweifigkeit auf, auch durch die Nutzung von Fachworten wie „EEG“ –
wer soll es außerhalb der Klimanerdszene auf Anhieb verstehen? Scholz
bekräftigte seinen Willen, sich in Sachen Klimawandel sofort für die
Realisation ökologischer Energiegewinnungsmethoden einzusetzen. Baerbock
machte ihre Punkte souverän mit dem Hinweis auf die grüne Forderung nach
einer Kindergrundsicherung.
Insgesamt aber profilierten sich alle wie erwartet: Laschet ist der
Wirtschaftsmann, Scholz der für konkret staatlich unterstützte soziale
Gerechtigkeit, wie Baerbock auch, aber, und darauf kommt es in TV-Triellen
wie auch diesem an, Scholz hatte alle Zaubervokabeln parat, die ihm und
seiner Partei gelungen sind, öffentlich zu popularisieren: „Solidarität“,
„Würde“ und „Respekt“. Laschet, der wie um sein politisches Überleben…
eine Politik plapperte, wurde nicht müde, viel und nichts zu sagen.
Das Momentum hatte indes Annalena Baerbock am Zipfel. Sie griff Laschet an,
in Maßen auch Scholz. Den Unionskandidaten ging sie freundlich, aber
frontal an, etwa mit der Formulierung, sehr erfrischend hervorgebracht:
„Was ist eigentlich los mit Ihnen, Herr Laschet?“ Was auch immer sie
meinte, worauf auch immer sie sich bezog: Solche Momente machten markant,
warum sie als grüne Kanzlerin in spe absolut glaubwürdig Ambitionen
formuliert. Baerbock vermochte ihre männlichen Konkurrenten schon in puncto
Wachheit auszustechen: Das werden sich viele Wähler*innen gewiss positiv
im Gemüt gemerkt haben.
Am Schluss, als die drei die möglichen Koalitionen formulieren sollten, für
die sie gesprächsbereit wären, wiederholte Laschet, verkrampfter als bei
den anderen Triells, es ginge um eine bürgerliche Führung in einer neuen
Regierung oder Rot-Grün-Rot. Scholz wie Baerbock schienen fast darüber cool
hinwegzugehen, Scholz jedenfalls sagte, für ihn sei Rot-Grün das
Erwünschte. Und schließlich sollten sie alle drei Punkte nennen, sehr knapp
gehalten, die ihnen in der Regierung am wichtigsten wären. Baerbock und
Scholz sagten, was sie so sagen. Laschet zählte auf: Europa – er als
Einziger –, Klimapolitik mit einer besseren Wirtschaft und innere
Sicherheit. Dass er das Thema soziale Gerechtigkeit nicht erwähnte, könnte
der Nagel zu seinem politischen Sarg sein, durch ihn selbst gereicht.
Zum Schluss die Randbemerkung: Linda Zervakis genderte und sprach mit
[3][Glottisschlag]. Claudia von Brauchitsch, immerhin, sprach von
Kandidaten und der Kandidatin; in den Einspielfilmchen wurde durchweg
gegendert. Sprachfreshness macht also auch vor privaten Sendern wie SAT1
und Pro7 nicht halt.
19 Sep 2021
## LINKS
[1] /TV-Triell-der-KanzlerkandidatInnen/!5800193
[2] /Die-These/!5799605
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Gender-Pause
## AUTOREN
Jan Feddersen
## TAGS
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
Triell
Annalena Baerbock
Olaf Scholz
Armin Laschet
Annalena Baerbock
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
Annalena Baerbock
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
Triell
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
## ARTIKEL ZUM THEMA
Außenministerin Baerbock in Schweden: Gespräche über atomare Abrüstung
Die neue Bundesaußenministerin Annalena Baerbock ist nach Stockholm
gereist. Sie will dort „neue Impulse“ in der Abrüstungspolitik erreichen.
Hartz IV Beziehende und die Wahl: „Wir werden nicht gesehen“
446 Euro hat Manuela Ammler pro Monat zum Leben. Dass sich durch die Wahl
etwas ändert für Hartz-IV-Betroffene, hofft sie längst nicht mehr.
Wie wir Medien vor der Wahl versagen: Der Wahlkampf unserer Leben
Man könnte sich schön lustig machen über Trielle und Kandidaten. Aber vor
dieser Bundestagswahl haben viele versagt, auch wir Medien.
Drittes TV-Triell vor der Wahl: Weder Kennedy noch Nixon
In der Klimafrage ließ Annalena Baerbock sowohl Armin Laschet als auch Olaf
Scholz verdammt alt aussehen. Eine Wende im Wahlkampf bringt das nicht.
Die These: Wer denkt, braucht kein Triell
Wer Debatten mit Baerbock, Scholz und Laschet wie Sportwettkämpfe
inszeniert, hat die Wählerinnen und Wähler aus dem Blick verloren.
TV-Triell der Kanzler-KandidatInnen: Noch mal ein Blick auf die Uhren …
Recht machen konnten es die ModeratorInnen des TV-Triells niemandem. Schuld
daran waren auch selbst geweckte Erwartungen.
Vorwürfe gegen Geldwäsche-Einheit: Scholz’ Leiden mit der Geldwäsche
Die Razzia bei einer dem Finanzminister unterstellten Einheit wird zum
Wahlkampfthema. Die Behörde ist seit Langem ein Problemfall.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.