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# taz.de -- Frauen aus Afghanistan berichten: Auf Zusagen folgen Schläge
> Die Taliban unterdrücken Proteste von Frauen mit Gewalt. Demonstrantinnen
> aus Afghanistan berichten, wie wenig sich die Islamisten geändert haben.
Bild: Beharren auf ihre Rechte: Demonstrierende Frauen am 3. September in Kabul
Großen Mut haben Frauen in verschiedenen Städten Afghanistans bewiesen, als
sie in den vergangenen Tagen auf die Straßen gegangen sind, um für den
Erhalt ihrer Rechte und Freiheiten zu demonstrieren. Sie mussten
schließlich damit rechnen, dass dies den Taliban nicht gefallen würde.
Andererseits hatten deren führende Vertreter die Befürchtungen der
internationalen Öffentlichkeit nach ihrer überraschend schnellen
Machtübernahme in Kabul zu beruhigen versucht und in Interviews beteuert,
Frauen nicht unterdrücken zu wollen. Doch die Demonstrantinnen in Kabul,
Masar-i-Sharif und weiteren Städten erlebten am eigenen Körper, wie wenig
von den schönen Worten zu halten ist.
Drei Frauen berichteten am Donnerstag bei einer via Zoom und Whatsapp
organisierten Pressekonferenz, was sie während ihrer Proteste erlebt
hatten. Organisiert wurde das von der Initiative [1][Ya'ar], die seit
Jahren Afghaninnen in ihrem Land und im Ausland unterstützt. Sie wollten
eine Berichterstattung sicherstellen, auch wenn regulärer Journalismus kaum
mehr möglich sei.
Die Frauenaktivistin Shukria Rahimi aus Masar-i-Sharif berichtete, dass es
in ihrer Stadt zuerst keine Reaktion auf die ersten Demonstrationen gab.
Doch dann, nach zwei Tagen, begannen die Festnahmen der Organisatorinnen
und die Warnungen an Medien, über solche Aktionen zu berichten.
Taliban-Fußsoldaten hätten Frauen verprügelt und ihre Handys kontrolliert,
ob sich auf ihnen Kontaktdaten anderer Aktivistinnen oder Fotos der
Proteste befänden.
## Gleicher Hass auf Frauen wie früher
Qudsia Sujazada, ebenfalls aus Masar-i-Sharif, erlebte selbst, wie ihnen
der Provinzgouverneur zusagte, ihre Meinung kundtun zu können. Doch nur
eine Viertelstunde später seien sie auf der Straße von bewaffneten Taliban
verfolgt und verprügelt worden. Damit Bilder davon in die sozialen Medien
gelangen, hätten sie ihre Demonstration live gestreamt.
Die Taliban hätten bewiesen, dass sie zu lügen gelernt hätten, meinte sie.
Sie zeigten, dass sie den gleichen Hass auf Frauen in sich trügen, den sie
auch schon vor zwei Jahrzehnten gezeigt hätten. Man müsse befürchten, dass
[2][die Zurückhaltung, die prominete Taliban-Vertreter predigten], schon
bald ganz verschwinden werde.
Ähnlich erlebte es Nargez Sardat, eine ehemalige Soldatin der afghanischen
Armee, in Kabul. Auch dort hatte es vorab ein Gespräch mit dem
Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid über die geplante Demonstration
gegeben, und auch dort seien die Frauen bedrängt und dann mit Metallstangen
und Gewehren blutig geschlagen worden. Besonders beschämend sei gewesen,
dass die Taliban die Frauen auf der Straße als Prostituierte beschimpft und
ihnen abgesprochen hätten, Musliminnen und Afghaninnen zu sein.
Alle appellierten an die Weltöffentlichkeit, die globale Bedrohung zu
erkennen, die die Taliban an den Hebeln der Macht in Afghanistan
darstellten. Das Land könne nur erfolgreich verwaltet werden, wenn die
Zivilgesellschaft ihre Kompetenzen einbringen könne, denn die Taliban seien
dazu unfähig, wie die desaströse aktuelle Wirtschaftslage zeige.
Auf keinen Fall dürfe eine Taliban-Regierung diplomatisch anerkannt werden.
An Deutschland richtete sich die Aufforderung, Geflüchtete aufzunehmen und
die verbliebenen gefährdeten Ortskräfte aus dem Land zu holen.
Internationale Hilfe für die Bevölkerung müsse weitergehen, doch sie müsse
so organisiert werden, dass die Taliban darauf keinen politischen Profit
schlagen könnten.
9 Sep 2021
## LINKS
[1] http://yaarberlin.de
[2] /Frauenproteste-in-Afghanistan/!5795251
## AUTOREN
Stefan Schaaf
## TAGS
Schwerpunkt Afghanistan
Taliban
Gewalt gegen Frauen
Islam
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