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# taz.de -- Neuer Premierminister Ismail in Malaysia: Rückkehr der alten Macht…
> In Malaysia stellt die langjährige Regierungspartei Umno wieder den
> Premier. Wegen eines Korruptionsskandals war diese 2018 abgewählt worden.
Bild: Der alte neue Premierminister Yaakob (links) empfängt ein Dokument des K…
Berlin taz | In Malaysia ist am Samstag mit Ismail Sabri Yaakob bereits der
dritte Premierminister in etwas mehr als drei Jahren vereidigt worden. Er
war erst seit Juli stellvertretender Ministerpräsident gewesen. Davor war
er Verteidigungsminister und als solcher zuständig für die Briefings der
Bevölkerung zum Stand der Coronapandemie in dem südostasiatischen Land.
Weil Malaysia inzwischen eine der höchsten Infektionsraten der Welt hat,
war am Montag der bisherige Premierminister Muhyiddin Yassin im Streit um
die Pandemiebekämpfung zurückgetreten. Er hatte nach nur 17 Monaten im Amt
die Mehrheit im Parlament verloren. Mit Notstandsgesetzen, die Muhyiddin
mit der Pandemie begründete, hatte er lange eine Zusammenkunft des
Parlaments verhindern können, bis ihn kürzlich der König dazu zwang.
Dabei entzog ihm die konservative Umno-Partei (United Malays National
Organisation), die von der Unabhängigkeit 1957 bis 2018 das Land regiert
hatte und jetzt ein Koalitionspartner war, das Vertrauen.
Am Freitag bestimmte König Abdullah Schah den 61-jährigen Ismail als neuen
Premier. Der König wird alle fünf Jahre von den neun Sultanen des Landes
aus ihren Reihen von ihnen gewählt. Der jetzige König, Sultan von Pahang,
ist erst seit 2019 im Amt. Erst im Jahr zuvor war erstmals in der
Geschichte des Landes die Umno wegen eines milliardenschweren
Korruptionsskandals um den staatlichen Investitionsfonds 1MDB, in dem
[1][der damalige Regierungschef] die zentrale Rolle spielte, abgewählt
worden. Dies ging einher mit Abspaltungen von dieser mächtigen Partei.
## Reformregierung ausgebremst
So wurde die neue Reformregierung ausgerechnet von Mahathir Mohamad
geführt, der da bereits 93 Jahre alt war. Der langjährige autoritär
regierende Premier und Parteichef der Umno war nach 15 Jahren aus dem
Ruhestand zurückgekehrt und hatte sich in den Kampf gegen die Korruption
seiner alten Partei gestürzt.
Der [2][Sieg der Opposition unter Mahathirs Führung] brachte ein
divergierendes Reformbündnis an die Macht. Es hatte mehr Demokratie,
Transparenz und ein neuen Ausgleich zwischen den Ethnien versprochen. Doch
schon bald bremsten hier verschiedene frühere Umno-Politiker, die alle der
dominanten Ethnie der Malaien angehören. Das Bündnis hielt nicht lange.
[3][Mahathir stürzte im Februar 2020]. Seitdem hatte ein Teil der einstigen
Opposition unter Muhyiddin mit der Umno koaliert.
Mit dem neuen Premier Sabri, der zugleich Vizechef der Umno ist, übernimmt
jetzt wieder ein Politiker dieser in den Augen vieler diskreditierten Parei
direkt die Regierungsführung. Viele Malaysier sehen darin einen Rückschlag
für die Aufarbeitung des 1MDB-Skandals.
Im Parlament hat Sabris Koalition aus sieben Parteien nur eine hauchdünne
Mehrheit von 114 der 222 Stimmen. Auch in der Bevölkerung ist er nicht
beliebt. In einer erst diese Woche gestarteten Onlinepetition sprachen sich
350.000 Unterzeichner*innen gegen ihn als Premier aus.
## Anwar Ibrahim wieder chancenlos
Die mit dem erstmaligen Oppositionssieg 2018 verbundene Aufbruchstimmung in
Malaysia ist längst verflogen. Viele sind frustriert von den politischen
Ränkespielen der Politiker aus der traditionellen Elite, die sich
inzwischen wieder durchsetzen konnte.
Anwar Ibrahim als Kandidat des Reformlagers, der bereits 1997 bei der Umno
unter Mahathir in Ungnade fiel und [4][jahrelang wegen angeblicher
„Sodomie“ inhaftiert] wurde, war jetzt Sabri unterlegen. Anwar forderte
seine Anhänger auf, sich jetzt auf die nächsten Wahlen 2023 zu
konzentrieren.
Sabri, den die malaysische Zeitung The Star als „Mr. Nice Guy“ bezeichnete,
gilt als Übergangspremier. Er muss jetzt die [5][Pandemie] in den Griff
bekommen. Am Samstag gab es den fünften Tag in Folge mehr als 20.000
Coronaneuinfektionen und mehr als 200 Tote pro Tag.
Bisher sind in Malaysia mehr als 13.960 Menschen an oder mit der Pandemie
gestorben. Allerdings sind inzwischen schon mehr als 30 Prozent der
Bevölkerung voll geimpft.
22 Aug 2021
## LINKS
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[4] /Nach-Wahlsieg-der-Opposition/!5506573
[5] /Gesundheitsbehoerden-in-Malaysia/!5677797
## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
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