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# taz.de -- Corona macht Kondome knapp: Mehr Sex, weniger Produktion
> Der größte Hersteller warnt: Transportprobleme, Produktionsbeschränkungen
> und hohe Nachfrage gefährden weltweit die Versorgung.
Bild: Die strengen Kontakt-Auflagen wegen der Corona-Krise lassen den Markt fü…
Berlin taz | Die in vielen Ländern zur Eindämung des Coronavirus verhängten
Ausgangs- und Kontaktsperren führen zu einer erhöhten weltweiten Nachfrage
nach Verhütungsmitteln.
Der weltgrößte [1][Kondomhersteller Karex] vermeldete kürzlich eine
zweistellige Nachfragesteigerung, aber auch Produktionsbeschränkungen am
Standort Malaysia sowie weltweite Vertriebsprobleme. „Wir werden eine
globale Knappheit an Kondomen erfahren, die wirklich beängstigend ist,“
warnte Karex-Geschäftsführer Go Miah Kiat [2][gegenüber der Agentur
Bloomberg].
Erst letzten Freitag durfte Karex in seinen drei malaysischen Fabriken mit
einer Sondergenehmigung der Regierung die Produktion wieder aufnehmen, aber
nur mit der halben Belegschaft. Eine Knappheit dürfte auch zu höheren
Preisen führen.
Karex hatte wegen der von Malaysias Regierung über das Land verhängten
Kontaktsperre mehr als eine Woche lang die Produktion komplett einstellen
müssen. Die 1988 ursprünglich als Familienbetrieb im südlichen Johor
gegründete Firma, die längst an der Börse gehandelt wird, ist seit seit
2011 größter Kondomfabrikant der Welt.
## Jedes fünfte Kondom kommt von Karex
Karex hat eine Jahreskapazität von mehr als fünf Milliarden Präservativen
und stellt damit jedes fünfte Kondom auf der Welt her. Produziert wird für
Weltmarken wie Durex, aber auch im eigenen Namen für den lokalen Markt etwa
mit exotischen Geschmacksrichtungen wie Durian, einer Mischung aus
Götterspeise und Stinkfrucht.
Laut Go fiel bei Karex bereits die Produktion von 100 Millionen Kondomen
aus. Da die malaysischen Fabriken jetzt aber aufgrund der Behördenvorgaben
nur mit halber Belegschaft produzieren dürften, wird es weitere Ausfälle
geben. Zugleich verweist Go darauf, dass derzeit weltweit viele
Lieferketten unregelmäßig oder gar unterbrochen und es auf aufgrund
geschlossener Grenzen deshalb zu Lieferverzögerungen kommt. „Wir hatten
noch nie solche Unterbrechungen,“ so Go.
## Engpass ist weltweit
Karex mit heutigem Hauptsitz in Port Klang bei Kuala Lumpur beliefert 140
Staaten. Laut Go hätten aber auch die Hauptkonkurrenten in China, Indien
und Thailand durch die Coronakrise bedingte Produktionsprobleme.
In Malaysia waren schon zur britischen Kolonialzeit Plantagen für Kautschuk
angelegt worden, dem Rohstoff für Naturlatex. Karex produziert nicht nur
für in westlichen Ländern bekannte Marken, sondern beliefert auch im großen
Stil nationale Gesundheitsbehören verschiedener Länder wie das britische
NHS sowie Programme der Vereinten Nationen zur Prävention von HIV- und
Aids.
## Folgen könnten mehr ungewollte Schwangerschaften sein
[3][Familienplanungsexperten] glauben, dass die finanziell lukrativen
reichen Ländern prioritär weiter mit Kondomen beliefert werden, es dort
also kaum zu Knappheiten kommen dürfte. Ein Sprecher der britischen Marke
Durex beruhigte denn auch [4][Reuters], das Geschäft verliefe normal und es
gäbe keine Nachschubprobleme. Wer wegen Geschäftsschließungen keine Kondome
kaufen könne, solle sie online bestellen.
„Meine Sorge ist, dass es viele Programme im südlichen Afrika betrifft und
die Knappheit dort nicht nur zwei Wochen oder einen Monat dauert, sondern
über Monate anhält,“ fürchtet Go von Karex laut Reuters. Die Folgen könnte
mehr ungewollte Schwangerschaften und die Verbreitung sexuell übertragbarer
Krankheiten sein.
2 Apr 2020
## LINKS
[1] https://www.karex.com.my
[2] https://www.bloomberg.com/news/articles/2020-03-28/the-world-could-be-runni…
[3] https://www.bloomberg.com/news/articles/2020-03-28/the-world-could-be-runni…
[4] https://www.reuters.com/article/us-health-coronavirus-malaysia-karex/condom…
## AUTOREN
Sven Hansen
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