# taz.de -- Resonanz auf 2G-Modell in Hamburg: Gemischte Gefühle | |
> Genesenen und Geimpften sollen fast normale Events ermöglicht werden. | |
> Doch nicht alle in der Veranstaltungsbranche befürworten dies. | |
Bild: Bald wieder dicht an dicht? St.-Pauli-Fans im Dezember 2019 Millerntorsta… | |
HAMBURG taz | Eigentlich sollte sie Erleichterung bringen: die [1][neue | |
Corona-Verordnung des Senats], die am Samstag in Kraft treten soll. Doch | |
das sogenannte 2G-Modell ist umstritten. Es fallen Worte wie | |
Diskriminierung und Impfzwang. Andere sehen darin eine echte Chance. | |
2G bedeutet, dass Geimpfte und Genesene ungetestet ins Theater, Stadion | |
oder Restaurant gehen können, ohne den sonst vorgeschriebenen Abstand von | |
1,5 Metern einhalten zu müssen. Eine Maske müssen sie nur tragen, sofern | |
sie sich bewegen oder keine festen Sitzplätze haben. | |
Für Veranstalter*innen bietet das Modell die Möglichkeit, wieder ihre | |
Besuchskapazitäten auszunützen. Allerdings müssen sie sich für das Modell | |
online anmelden. Sie können aber auch dafür entscheiden, unter den bisher | |
geltenden Beschränkungen Geimpfte, Genesene und Getestete einzulassen. | |
Der Sprecher der Elbphilharmonie, Jan Reuter, begrüßt den | |
Handlungsspielraum: „Das liegt im Interesse aller geimpften und genesenen | |
Konzertbesucher und vieler Veranstalter.“ Es gebe aber noch | |
Unklarheiten: Die Regelung, dass die Beschäftigten ebenfalls geimpft sein | |
müssten, stelle das Konzerthaus „vor große operative und rechtliche | |
Herausforderungen“. | |
Es ergebe wenig Sinn, auch von Musizierenden auf der Bühne oder | |
Beschäftigten, die keinen Publikumskontakt hätten, eine Impfung zu | |
verlangen. „Wir werden daher vor einer endgültigen Entscheidung die genauen | |
Regelungen abwarten“, sagt Reuter. Bei Veranstaltungen, für die bereits | |
Karten gekauft worden seien, werde das Konzept allerdings nicht | |
nachträglich verändert. | |
## Die Klubszene ist kritisch | |
Ähnliches sagte auch Sprecher Stephan Jaekel von Stage Entertainment dazu. | |
Das Management wolle sich noch intern beraten. Bei den Monate im Voraus | |
gebuchten Veranstaltungen bleibe es aber bei der alten | |
„Schachbrett-Bestuhlung“. | |
Die Klubszene zeigt sich dagegen kritisch. Bei einer Umfrage sei die Hälfte | |
der Klubs noch unentschieden gewesen seien, ob sie das Modell umsetzen | |
wollten oder könnten, sagt Kai Schulz, der Vorsitzende des Clubkombinats. | |
Dieses vertritt etwa 110 Musikspielstätten, 55 Veranstalter*innen und | |
ein halbes Dutzend Festivals in Hamburg. | |
„Nach 18 Monaten Dauer-Lockdown der Klublandschaft ist das | |
2G-Optionsmodell, bei allem Wunsch, wieder aktiv zu werden, jedoch ein | |
Modell, welches uns in eine missliche Lage bringt“, sagt Schulz. Er | |
kritisiert, dass seine Gäste und sein Personal unter Druck gesetzt würden, | |
sich impfen zu lassen. | |
Ein Freifahrtschein für Geimpfte und Genesene könnte auch den Sport | |
verändern: In Innenräumen könnten bis zu 1.300 Personen zusammenkommen, im | |
Freien bis zu 2.000 Personen. Nach einer Sonderregelung, die ein mit dem | |
Gesundheitsamt ausgearbeitetes Hygienekonzept beinhaltet, könnten sogar | |
Spiele mit bis zu 25.000 Besucher*innen zugelassen werden – der | |
bundesweit geltenden Grenze. Dafür darf aber die Sieben-Tage-Inzidenz einen | |
bestimmten Wert nicht überschreiten. | |
## Kopfzerbrechen beim Hamburger Sportbund | |
Maarten Malczak, Referatsleiter beim Hamburger Sportbund (HSB), ist | |
skeptisch: Der HSB wolle erst einmal abwarten, wie die ausgearbeitete | |
Verordnung am Freitag aussehe. Die Erfahrung der letzten Jahre habe | |
gezeigt, „dass der Teufel bei solchen Verordnungen häufig im Detail liegt“. | |
Ihm bereite Kopfzerbrechen, dass die Veranstalter*innen selbst den | |
Impfstatus der Besucher*innen kontrollieren müssten: „Es ist die Frage, | |
ob Sportvereine dazu in der Lage sind, das selbst zu kontrollieren.“ Gerade | |
ehrenamtlich geführte Vereine könne das überfordern. | |
Vom Profisport kommen positive Töne. So bezeichnet Oke Göttlich, der | |
Vereins-Präsident des Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli, das 2G-Modell als | |
logischen und sinnvollen Weg, um die Normalität wieder herzustellen. Das | |
2G-Modell erhöhte die Chance, „die Stadien wieder voll zu bekommen“, sagt | |
er. | |
26 Aug 2021 | |
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[1] /Hamburger-Senat-beschliesst-2G-Modell/!5791362 | |
## AUTOREN | |
Pascal Luh | |
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