# taz.de -- Umbenennung juristischer Fachliteratur: Keine Ehrung von NS-Juristen | |
> Der Verlag C.H. Beck hat sich zur Umbenennung von Justiz-Standardwerken | |
> entschlossen, deren Namensgeber in den Nationalsozialismus verstrickt | |
> waren. | |
Bild: Leipzig 1933, Teilnehmer des Nationalsozialistischen Deutschen Juristenbu… | |
Das nach dem [1][NS-Juristen Otto Palandt] benannte Justiz-Standardwerk | |
„Palandt“ wird umbenannt. Das teilte der Münchner Verlag C.H. Beck am | |
Dienstag mit. „Bereits auf der nächsten, im November 2021 erscheinenden | |
Auflage wird auf dem Umschlag der Name des aktuellen Koordinators der | |
Autorinnen und Autoren, des Richters am Bundesgerichtshof Dr. Christian | |
Grüneberg, genannt werden.“ | |
Auch alle anderen Werke, bei denen in der NS-Diktatur aktive Juristen als | |
Autoren oder Herausgeber genannt sind, werden andere Namen erhalten. So | |
soll der Loseblattkommentar zum Grundgesetz von Maunz/Dürig künftig den | |
Namen Dürig/Herzog/Scholz tragen und die Gesetzessammlung Schönfelder vom | |
Vorsitzenden der Ständigen Deputation des Deutschen Juristentages Mathias | |
Habersack herausgegeben werden. Zuvor hatte das [2][Münchner Institut für | |
Zeitgeschichte] im Auftrag des Bayerischen Justizministeriums eine | |
entsprechende Studie durchgeführt. | |
Der „Palandt“, vielleicht das prominenteste Beispiel, ist ein Kommentar zum | |
Bürgerlichen Gesetzbuch. 2017 hatte sich eine Initiative „Palandt | |
umbenennen“ gegründet. Er war seit 1934 Präsident des | |
Reichsjustizprüfungsamts und eine seiner ersten Maßnahmen war die | |
Entfernung von Frauen aus dem Justizdienst und den rechtswissenschaftlichen | |
Fakultäten, um die „Manneskraft“ im Rechtswesen zu sichern. | |
## „Bedeutsame Entscheidung“ | |
Otto Palandt selbst hat nicht viel für das Werk geschrieben. Er leitete die | |
Abteilung „Ausbildung“ im Reichsjustizministerium. Heinrich Schönfelder war | |
seit 1943 Kriegsgerichtsrat bei verschiedenen deutschen Kriegsgerichten in | |
Italien und wurde von Partisanen erschossen. | |
„Das ist eine bedeutsame Entscheidung“, kommentierte Bayerns Justizminister | |
Georg Eisenreich (CSU). „Die Umbenennung ist notwendig: Namensgeber für | |
Gesetzessammlungen und Kommentare müssen integre Persönlichkeiten sein. | |
Keine Nationalsozialisten.“ | |
Da man Geschichte nicht ungeschehen machen könne, habe man zunächst die | |
historischen Namen beibehalten, sagte Verleger Hans Dieter Beck laut | |
Mitteilung. „Um Missverständnisse auszuschließen, haben wir uns nun dazu | |
entschlossen, Werke mit Namensgebern, die in der NS-Zeit eine aktive Rolle | |
gespielt haben, umzubenennen.“ | |
27 Jul 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Petition-der-Woche/!5455115 | |
[2] https://www.ifz-muenchen.de/ | |
## TAGS | |
Sachbuch | |
NS-Forschung | |
Umbenennung | |
Erinnerung | |
Justiz | |
USA | |
Denkmal | |
Literataz | |
NS-Ideologie | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Essay „Die letzte beste Hoffnung“: Die vier Amerikas | |
George Packer beschreibt in „Die letzte beste Hoffnung“ die USA als | |
mehrfach gespaltenen Staat. Sehnsucht nach Autorität gäbe es auf vielen | |
Seiten. | |
Kolonialverbrecher aus Hannover: Zu viel der Ehre | |
In Hannover gibt es Protest gegen ein Kolonialdenkmal für Carl Peters. | |
Vergangene Versuche, es umzudeuten, sind Aktivist*innen zu wenig. | |
Buch über Antisemitismus: Eine deutsche Geschichte | |
Vom Kampf für deutsches „Volkstum“ bis zur „Israel-Lobby“: Peter Longe… | |
große Studie über Judenhasser zeigt erschreckende Entwicklungslinien auf. | |
Petition der Woche: Weg mit den NS-Juristen | |
In den Rechtswissenschaften treiben führende NS-Theoretiker bis heute ihr | |
Unwesen. Eine Initiative fordert „Palandt umbennen“. |