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# taz.de -- Hamburgs Gängeviertel wird 12: Seltenes Schlangentier
> Das ehemals besetzte Gängeviertel wird zwölf Jahre alt und feiert. Es
> will dabei nicht die Probleme aus dem Blick verlieren, die es in der
> Stadt gibt.
Bild: Durchaus grün, aber auch kein Paradies: Blick ins Gängeviertel
Hamburg taz | Die letzten Handgriffe waren noch zu erledigen am späten
Donnerstagvormittag. Später am Tag sollten die Feierlichkeiten beginnen,
denn [1][das Gängeviertel] wird zwölf Jahre alt. So lange stehen die –
ebenfalls zwölf – Häuser zwischen Valentinskamp, Caffamacherreihe und
Speckstraße „für die erfolgreiche Rückeroberung von Freiräumen“: Das be…
eine [2][frisch verschickte Pressemitteilung].
Bei Eltern gehen die Einschätzungen darüber auseinander, wann Kinder „aus
dem Gröbsten raus“ sind. Das ehemals besetze Gängeviertel, diese Enklave in
der Investoren- und Projektentwicklerstadt, könnte man durchaus so
betrachten. Seit ziemlich genau zwei Jahren existiert ein
[3][Erbpachtvertrag mit der Stadt], der das Viertel für 75 Jahre schützt –
vor Privatisierung, aber auch vor wechselnden politischen Konstellationen
im Rathaus. Auch die Sanierung der Häuser kommt voran – langsamer
vielleicht als erhofft, aber dennoch.
Ein Plateau ist erreicht, nach Jahren des teils steilen Aufstiegs: Dieser
Beschreibung kann Lena Frommeyer zustimmen. Sie ist zweite Vorsitzende
[4][des Gängeviertel-Vereins] und eine seiner Presseverantwortlichen. „Wir
wollen beweglich bleiben“, fügt sie hinzu. „Und das gelingt nur, wenn wir
jetzt nicht stagnieren, sondern uns – wie eine Schlange – immer wieder
häuten.“
Damit meint sie, dass immer wieder neue Leute hinzustoßen zum Viertel, dem
Verein oder der [5][2010 gegründeten Genossenschaft], die irgendwann die
Verwaltung der Häuser übernehmen wird. „Wir möchten Freiraum sein“, sagt
Frommeyer – „für alle. Ein Ort, wo man einfach reinkommen und sich sein
Eckchen suchen, miteinander diskutieren kann.“
## Keine Toleranz für Rassismus und Sexismus
Das hat seine Grenzen, klar: „Wenn man sich rassistisch, sexistisch und so
weiter verhält oder äußert.“ Es gehe um einen respektvollen Umgang. Weil
das aber keine Selbstverständlichkeit ist, gibt es dort inzwischen auch
eine Awareness-AG. Und bei den Feierlichkeiten werden zwei Menschen als
deutlich erkennbare Ansprechpartner unterwegs sein für Gäste, die sich
bedroht fühlen.
Der anstehende Geburtstag ist bereits der zweite unter Pandemiebedingungen.
Das diesjährige Motto „Access all spaces“, Zugang zu allen Räumen, spielt
einerseits darauf an, dass nun wieder für lebendiges Treiben zugänglich
ist, was durch Corona so lange verwaist war. Es klingt darin aber auch an,
dass die erhofften Besucher*innenströme nun, der Ansteckungsgefahr
geschuldet, mehr und andere Teile des Viertels kennenlernen werden.
Mit seinem Hygienekonzept geht das Viertel sogar weiter, als es derzeit die
Stadt verlangt: Wer mitfeiern will, braucht einen tagesaktuellen negativen
Antigentest und muss stets eine Maske tragen – beides gilt auch für
Geimpfte und Genesene.
## Das Problem mit der Staatsknete
Auch das Gängeviertel hat mitgemacht beim „Kultursommer“, diesem staatlich
alimentierten Ankurbeln des Kulturgeschehens. Staatsknete anzunehmen,
brachte für das Viertel und seine Bewohner*innen offenbar auch
Turbulenzen mit sich: „Wie geht man damit um?“, sagt Frommeyer. Das sei
eine „interessante Diskussion“ gewesen. Erstmals wurde sogar bezahlt für
Arbeit, die dort normalerweise nicht bezahlt würde.
Bei aller Freude über ein erfolgreiches Sommerprogramm und den Geburtstag:
Man wolle keinesfalls vergessen, welche Probleme es in der Stadt gibt. „Wir
haben Raumnot in der Kultur. Leute verlieren ihre bezahlbaren Flächen“,
sagt Frommeyer und verweist etwa auf die unklare Zukunft des Centro
Sociale.
20 Aug 2021
## LINKS
[1] /Gaengeviertel/!t5225307
[2] https://das-gaengeviertel.info/neues/details/article/access-all-spaces-12-g…
[3] /!5602492/
[4] https://das-gaengeviertel.info/gaengeviertel/verein.html
[5] http://gaengeviertel-eg.de/
## AUTOREN
Alexander Diehl
## TAGS
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Hannah Kowalski war von Anfang an dabei – und dachte oft ans Aufgeben.
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