| # taz.de -- Sturm aufs Kapitol im U-Ausschuss: Die Gräben vertiefen sich | |
| > Der US-Untersuchungsausschuss zum Sturm aufs Kapitol könnte Fakten | |
| > klären. Doch es geht nicht darum, der Wahrheit auf den Grund zu gehen. | |
| Bild: Sturm auf das US-Kapitol: Warum war die Polizei nicht vorbereitet? | |
| Diese Woche hat er begonnen – der Untersuchungsausschuss des | |
| US-Repräsentantenhauses zu den Ereignissen des 6. Januar. Hunderte | |
| Anhänger*innen des noch amtierenden Präsidenten Donald Trump hatten an | |
| dem Tag das Kapitol gestürmt, waren in Sitzungssäle und Abgeordnetenbüros | |
| eingedrungen. Ihr Ziel: die endgültige Bestätigung des Wahlsieges von Joe | |
| Biden zu verhindern. | |
| Es ist das zweite Mal, dass sich der Kongress mit dem [1][Sturm aufs | |
| Kapitol] beschäftigt. Schon beim Impeachmentverfahren gegen den dann schon | |
| nicht mehr amtierenden Trump waren die Ereignisse des Tages aufgerollt | |
| worden. Die Verfahren sind denkbar unterschiedlich, aber eines ist ihnen | |
| gemeinsam, auch wenn die Demokrat*innen das Gegenteil behaupten: Es | |
| geht nicht darum, die Wahrheit herauszufinden. | |
| Die Aussagen der vier Polizisten beim Auftakt am Dienstag über ihre | |
| traumatischen Erlebnisse bei der Verteidigung des Kapitols gegen den | |
| wütenden Mob waren [2][hochemotional] und selbst in ihrer Überzogenheit | |
| glaubwürdig. Aber zur Klärung der politisch und juristisch tatsächlich | |
| offenen Fragen rund um den 6. Januar trugen sie nichts bei. Warum war die | |
| Polizei nicht vorbereitet? Warum dauerte es viele Stunden, bis Verstärkung | |
| durch die Nationalgarde anrückte? | |
| Hier spaltet sich die politische Bewertung. Für die Demokrat*innen hat | |
| Trump einen Aufstand provoziert und sich dann geweigert, die adäquaten | |
| Maßnahmen gegen die eigenen Leute einzuleiten. Für die | |
| Republikaner*innen ist das Quatsch: Wenn überhaupt, dann sei es | |
| Repräsentantenhauschefin Nancy Pelosi selbst, die für den Schutz hätte | |
| sorgen müssen. Und jetzt stelle sie – durch ihre Ablehnung mehrerer | |
| republikanischer Abgeordneter als Mitglieder des Untersuchungsausschusses – | |
| sogar noch sicher, dass ihre eigene Rolle nicht thematisiert werde. | |
| ## Keine bis wenig neue Erkenntnisse | |
| Im Ergebnis all des Hickhacks ist von vornherein völlig klar, dass der | |
| Untersuchungsausschuss keine bis wenig neue Erkenntnisse zutage fördern | |
| wird. Vor allem aber wird er nichts dazu beitragen, dass die gespaltene | |
| Öffentlichkeit sich auf eine gemeinsame, faktenbasierte Version dessen | |
| einigt, was am 6. Januar wirklich passiert ist. | |
| Genau wie vor dem Beginn der Anhörungen werden die Demokrat*innen auch | |
| hinterher von einem organisierten Aufstand sprechen, einem Putschversuch. | |
| Für die Republikaner*innen wird es ein Riot am Rande einer | |
| friedlichen Demonstration bleiben – schlimm, ja, aber nicht so schlimm wie | |
| das Niederbrennen ganzer Stadtteile am Rande von Black-Live-Matter-Demos | |
| nach dem Tod von George Floyd. | |
| Es ist naiv zu glauben, dass parlamentarische Untersuchungsausschüsse | |
| irgendwo auf der Welt einberufen werden, ohne dass damit vorrangig | |
| politische Ziele verfolgt werden. Gerade in diesem Fall aber hätte es | |
| theoretisch anders sein können, geht es doch um einen Angriff auf das | |
| Parlament selbst, der da aufgeklärt werden soll. | |
| Es wäre denkbar und dringend notwendig gewesen, diesen Moment des | |
| erschrockenen Innehaltens, der am Abend des 6. Januar bei der | |
| Wiedereröffnung der Kongressitzung spürbar war, in politische Konsequenzen | |
| oder wenigstens gemeinsame Empfehlungen umzusetzen. | |
| Das aber haben beide Seiten verhindert: Zuerst die Republikaner*innen | |
| mit ihrer Ablehnung einer überparteilichen Untersuchungskommission im Stil | |
| der 9/11- Untersuchungen. Und anschließend Nancy Pelosi mit ihrer | |
| parteiischen Besetzung des Untersuchungsausschusses, dem auf | |
| republikanischer Seite nur die zwei erklärten Trump-Kritiker*innen Liz | |
| Cheney und Adam Kinzinger angehören. | |
| Es werden viele Sitzungen folgen, viele Fernsehübertragungen, bei denen die | |
| immer gleichen Videosequenzen ein ums andere Mal gezeigt werden. Niemand | |
| wird daraus irgendeinen Gewinn ziehen. Und die USA werden sich von der | |
| Überwindung der tiefen Gräben, die sich Joe Biden vorgenommen hatte, noch | |
| weiter entfernen. | |
| 30 Jul 2021 | |
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| Bernd Pickert | |
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